Ausstellung: Wenn aus Worten Taten werden!

Zum morgigen UN- Aktionstag „internationaler Tag gegen Rassismus“, vereinen  sich am morgigen Sonntag in der Zeit von 14 Uhr – 18 Uhr die Fensteraktion mit alltagsrassistischen Erfahrungsberichten Landauer Bürger:innen am Haus der Jugend Landau mit der Plakataktion rund um den Rathausplatz des Beirats für Migration und Integration und ToM zum Gedenken der Opfer rassistischer Gewalt zur Ausstellung „Wenn aus Worten Taten werden“

Die Fensteraktion „Alltagsrassismus wurde aufgrund der hohen Resonanz verlängert und ist noch bis einschließlich dem 12. April 2021 am Haus der Jugend zu sehen. Schaut vorbei, insbesondere am morgigen Sonntag, wenn die Veranstaltenden aufzeigen wie aus vermeintlich harmlosen Worten schnell Taten werden können. Hierzu wurden Namen und Schicksale von Todesopfer rechter Gewalt, beispielhaft und stellvertretend für alle Opfer, aus den 213 Opfern rassistischer Gewalt und weiteren 13 Verdachtsfällen seit der Wiedervereinigung alleine in Deutschland ausgewählt. Die Plakataktion ersetzt die jährliche Gedenkkundgebung „Bewegte Lichter gegen das Vergessen“.

Anm. der Veranstaltenden: Die Erfahrungsberichte stehen nicht im direkten Zusammenhang mit den Todesopfern rechter Gewalt. Die Geschichten sollen in Verbindung mit den Todesopfern lediglich symbolisch die Verbindung von (z.T. unüberlegten, aber trotzdem verletzenden) Worten und Taten aufzuzeigen. Ebenso sollen sie deutlich machen, wie auch Worte als verbale Form der Gewalt die Betroffenen psychisch verletzten können, auch wenn hinter diesen Worten oft keine vorsätzliche Verletztungsabsicht liegt.

Folgendes berührendes und eindrückliches Gedicht eines betroffenen Menschen hat die Veranstaltenden im Rahmen des Aufrufs persönliche Erfahrungsberichte einzureichen erreicht. Die Worte sind so eindrückliche und berührend und zeigen auf, was Worte anrichten können, wie das das Denken, das Erleben der Betroffenen berühren und beeinflussen, dass wir Euch dies nicht vorenthalten wollen.

Wo gehör ich hin, wenn ich hier nicht richtig bin?

Wo gehör ich hin?

Rassismus kannst du überall finden, die Frage ist, wie können wir ihn überwinden?

Das Alle einen gemeinsamen Ursprung haben

das sollten wir allen sagen,

dass sollten die Menschen verstehn’

Dann wird die gewaltsame Unterscheidung von alleine vergehn’

Als Kind kannst du das nicht sehn’

Du bist ein Mensch, wie alle anderen auch.

Doch später machen sie davon gebrauch

Dass du doch irgendwie anders zu sein scheinst

dnd dann fällt es dir auf

Du betrachtest dich im Spiegel

Doch wieso wird das zu deinem Problem?

Es schleicht sich in deinen Alltag und du fängst selbst an dich damit zu identifizieren. Weißt beim Einkaufen nicht, ob die Dame an der Kasse kein Wort mit dir gesprochen hat, dir nicht einmal den zu bezahlenden Betrag nannte, weil sie einen schlechten Tag hatte, dich nicht in Verlegenheit bringen wollte, deine Ausstrahlung nicht mag, oder sie ein schlechtes Gefühl überkommt, wenn sie einen farbigen Menschen sieht. Du kannst es nicht wissen.

Doch diese Sache fängt an dich zu beschäftigen, dich zu belästigen. Man will es selbst nicht sehn’, versucht es zu verdrängen, erzählt es keim’

man ist allein’.

Willst begreifen, wieso das Aussehen Menschen so bestimmen kann.

Als wäre deine Haut, dein Aussehen eine Hülle. Entweder bist du unsichtbar oder wirst angestarrt.

Es macht dich stark, es verletzt dich, es macht dich einsam.

Du fängst an dich selbst zu differenzieren. Dir fällt auf, dass du die einzige Farbige in deiner Vorlesung bist. Du fängst an dich zu fragen, ob dich das in deinem Leben benachteiligen wird. Manchmal hast du dieses Gefühl im Alltag. Auf einer Party in einem Club, eine wildfremde Person: “Woher kommst du?”- “ich komme aus Landau”, – “nein, ich meine woher DU kommst?” (Dabei fällt der Blick auf meine äußere Gestalt). Aus solch einer Situation können für mich unzählige Gedankengänge entstehn’, die hätte ich vorher niemals so gesehn’.

Die Geschichte hat uns geformt, leider hat sie uns immer noch nicht viel gelehrt.

Wenn deine Freunde Witze über Klischees, über die Kultur eines anderen Landes machen (Welches für dich einfach nur ein Teil der Erde ist, der weit entfernt ist), wenn deine Freunde Witze über den Nationalsozialismus machen, lachst du dann? Wenn du etwas sagst, heißt es wieder du würdest dich da reinsteigern, völlig übertreiben, “ es war ja nicht böse gemeint”.

Was fängst du mit all dem an, was deinen Alltag füllt?

All das Zeug, was deinen Alltag zumüllt.

Du weißt, dass das Beurteilen von Menschen anhand des Aussehens für dich kaum einen Platz im Leben hat,

Dennoch wird es ständig bei dir so gemacht.

Rettet unseren Boden für die Welt von Morgen,

Zeigt den Kindern in den Institutionen,

dass das Aufwachsen mit verschiedenen Menschen, Kulturen, Werten, Normen usw., voll ist von Inspirationen.

Ein Geschenk, das uns zu besseren Menschen machen kann,

Unsere Welt verbessern,

Vielleicht finden wir den Frieden sogar dann!?

Wo gehör ich hin? – wenn ich hier nicht richtig bin?

(Anonyme:r Verfasser:in aus Landau)