Erinnern und Gedenken – Nie wieder | NS-Psychiatrie in der Pfalz

Kommt vorbei! Wir freuen uns auf Euch! Übrigens ist der Stand von uns und der Gedenkstätte des Pfalzklinikums nicht der Einzige! Entlang der Queich wird viel geboten sein!

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Mitteilung in eigener Sache!

Seit unserer Gründung 2017 ist diese Diskussion aktuell: „Wir brauchen einen neuen Namen! „gegen“ ist so negativ. Wir wollen etwas Postives transportieren.
Gegen etwas zu sein ist einfach, für etwas einstehen wollen wir“.
Nochmal richtig kam die Diskussion bei unserer Vereinsgründung auf.
Nach einem Jahr als eigenständiger und erfolgreich arbeitender Verein, haben wir nun beschlossen den Schritt zu wagen.
Unsere Mitglieder konnten Namensvorschläge einbringen über die diskutiert und basisdemokratisch abgestimmt wurde. Dann war es soweit.
Die erste Mitgliedervollversammlung des Vereins „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V.“ stand an und auf vielfachen Wunsch und nach mehrheitlichem Beschluss hat der Vorstand auf der Mitgliederversammlung dann den Antrag auf Satzungsänderung in Form einer Namensänderung eingebracht.
Nach ein paar kleineren formalen Hürden ist es nun soweit! Heute frisch im Briefkasten:
Seit dem 12.08.2019 heißen wir nicht mehr „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V.“ sondern ganz offiziell „Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V.“, kurz „ToM Südpfalz e.V.“
Wir freuen uns wie Bolle und versichern Euch: Auch wenn sich die Verpackung geändert hat, der Inhalt bleibt gleich!
Nachdem sich durch die Namensänderung nun auch viele neue Türen für uns öffnen, freuen wir uns wieder durchstarten und Euch viele tolle Veranstaltungen und Aktionen präsentieren zu dürfen!
Ein ganz spezieller Dank geht an unseren Freund Armin Hott – Atelier-Galerie und seine Familie für die Gestaltung unser neuen und einzigartig tollen Vereinslogos! ❤️🧡💛💚💜

Was lange währt…

Hier nun auch endlich unser Nachbericht zur Demo „Schluß jetzt! Es reicht! – Demo für Toleranz und Menschlichkeit“ mit 200 Teilnehmern in Landau.

Am 03. August war erneut eine Demonstration des selbsternannten „Frauenbündnis Kandel“ in Landau angesagt. Daher haben wir von AgR Südpfalz e.V. eine Gegendemonstration angemeldet, die dieses Mal erstmalig der Demo der Kurzen vorauslaufen durfte. So konnten wir unsere Demonstration in der Ostbahnstraße direkt um die Ecke des Taurus-Platzes mit 3 Redebeiträgen beginnen.
Den Auftakt machte Tanja von AgR, die die stete Verrohung der Gesellschaft am Beispiel der AfD, großen Teilen der CDU, aber auch aus der breiten Mitte selbst thematisierte, welche überhaupt erst ermöglicht hatte, dass die Rechtsextremen „aus ihren Löchern gekrochen“ kommen, um ihre Gewaltphantasien in die Tat umzusetzen. Genauer erläuterte sie das anhand von Redebeiträgen der Juli-Demo des „Frauenbündnis“. Hierbei wurde „Tag X“ heraufbeschworen, der Mord an Walter Lübcke als „fingiert“ bezeichnet, Presse und Parteien als pädophil bezeichnet und Flüchtlingshelfer und Seenotretter wurden ebenso pauschal diffamiert wie alle unsere muslimischen Mitbürger*innen. Dabei hatte die Polizei zu keinem Zeitpunkt Anstalten gemacht, diese Hetze zu beenden, was in anderen Städten in ganz Deutschland bereits vielfach erfolgt ist. Der Seitenhieb, dass auch ein Bad Bergzabener Polizist bei Kurz mitläuft und auch Reden hält, war in diesem Falle mehr als gerechtfertigt, wird dieses Verhalten eines Polizisten doch nicht nur toleriert, sondern gar relativiert.
Weiterhin nannte sie zahlreiche Beispiele der vergangenen Wochen, in denen rassistische und fremdenfeindliche Motive zu Gewalttaten und Drohungen geführt hatten, inklusive dem Auffinden riesiger Waffenarsenale. Sie gestand allen Antifaschist*innen zu, dass dies Angst machen darf, forderte aber auch im gleichen Atemzug dazu auf, sich von der Angst nicht lenken oder lähmen zu lassen. Ebenso forderte sie auf, weiter solidarisch mit den Opfern der rechten Gewalt zu sein und weiter auf die Straße zu gehen. Die Politik wurde aufgefordert, unser Grundgesetz, welches „zutiefst antifaschistisch“ ist, anzuwenden, denn es sei ihre „verdammte Pflicht“. Und solange das nicht geschehe, werde man hier in Landau und auch überall sonst weiter auf die Straße gehen. Unter tosendem Applaus und „Alerta! Alterta! Antifascista!“-Rufen beendete Tanja ihre Rede. Die 2. Rede kam von den „Omas gegen Rechts Südpfalz/ Kandel“.
Inge nahm uns dabei auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mit. Zuerst stellte sie klar, dass es sinnlos ist, stolz drauf zu sein, zufällig in Deutschland geboren zu sein. Man könne auf eigene Leistungen stolz sein, aber nicht darauf, wo man das Licht der Welt erblickt. Anschließend stellte sie Vergleiche zwischen vor dem Krieg und heute her. Damals waren die Juden an allem schuld, heute sind es die Migranten. Um die Folgen einer solch fatal engstirnigen Sichtweise zu schildern, brachte sie die Worte einer ihrer Freundinnen mit, die die Zeit direkt nach dem Krieg mitbekam und sich gut an das Elend der Zeit erinnerte. Es herrschte eine riesige Armut, Essen gab es gerade genug zum Leben, Schuhe wurden vorn abgeschnitten, damit sie wieder passten, es wurde nur ein Raum im Haus geheizt und ein Zimmer für sich allein war gänzlich undenkbar gewesen.
All dies, um mit Nachdruck klar zu stellen: „In Deutschland geht es vielen SO schlecht, das ist die Ansicht der Rechten. Ich aber sage, SO gut wie jetzt, ging es vielen von uns in ihrer Kindheit nicht.“
Und damit das so bleibe, gehe sie weiterhin auf die Straße. Sie erzählte von den Ängsten der Senior*innen, die sie betreut. Deren Ängste bestehen darin, nochmal den Horror eines Krieges und der vorangegangenen Schrecken durchmachen zu müssen. Ausgelöst werden diese Ängste durch AfD, Pegida und dergleichen mehr.
Zuletzt machte sie noch darauf aufmerksam, dass die „Frauenrechtler“ des „Frauenbündnis“ sich nicht drum scheren, wenn deutsche Frauen und Kinder von ihren deutschen Männern und Vätern geschlagen und misshandelt werden, was einmal mehr zeigt, dass es ihnen nicht um das Thema geht, sondern um Hetze und sonst nix.
Im Anschluss an Inges Beitrag gab es eine kurze Unterbrechung, da die Polizei einige unserer Demonstration angehörigen Menschen nicht durchlassen wollte, da sie angeblich aufgrund ihrer Kleidung für Nazis gehalten wurden. Nachdem dies geklärt war, hielt das Offene Antifaschistische Treffen Landau noch eine vielbeachtete Rede, in der sie auf das zunehmende Selbstbewusstsein der faschistischen Bewegung und wachsende Organisierung rechtsterroristischer Netzwerke aufmerksam machten. Diese geht mittlerweile weit über die Planungsphase von bewaffneten Angriffen hinaus und schreiten zur Tat. Auch wurde vom OAT Landau erneut herausgestellt wie wichtig ein selbstbestimmter antifaschistischer Protest ist, der nicht nur reagiert und sich lenken lässt, sondern agiert. Mit diesem verbalen Mittelfinger gen Kurz zogen wir dann los, in der Spitze hatten wir 200 Teilnehmende zu verzeichnen, die sich durchweg über die gesamte Demonstration sehr friedlich verhielten.
Wir liefen durch die Martin-Luther-Straße und die Reiterstraße zum Obertorplatz, wo es 2 feste Redebeiträge gab und anschließend ein „Open Mic“ mit spontanen Redebeiträgen. Zuerst redete Josef für Attac Landau, sein Fokus lag dabei auf den durch den Imperialismus mit ausgelösten Vielfachkrisen, die die Welt in einen Krisenherd verwandeln und für den es keine einfachen Lösungen gibt, egal, wie sehr dies von Rechtspopulisten propagiert wird, bis hin zu Seehofers Aussage, die „Migration ist die Mutter aller Probleme“. Er verwies auf die menschenrechtsunwürdigen Zustände in Lybien, die eine Folge der stärkeren Grenzsicherung und Militarisierung Europas sind und forderte: „eine Flüchtlingspolitik, die Rassismus und Menschenfeindlichkeit verhindern soll, muss bei der ungleichen Verteilung von Einkommen, Vermögen und Lebenschancen ansetzen.“ Attac fordert ein solidarisches Europa, nach innen und außen und damit verbunden „ein gutes Leben für alle“.
Anschließend hielt Kathrin eine Rede für die Hochschulgruppe „ViVa Festival Contre Le Racisme“, der sie DAS Zitat Martin Luther Kings zugrunde legte. Er hatte einen Traum von einer Welt ohne Rassismus und wir seien diesem Traum,56 Jahre später, noch nicht nennenswert nähergekommen. Menschen werden im Mittelmeer ertrinken gelassen, Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe nicht nur diskriminiert und verbal angegriffen, immer häufiger werden sie Opfer körperlicher Angriffe. Sie zog Parallelen zwischen dem Mord Luther Kings und Walter Lübcke, die nicht von der Hand zu weisen sind und forderte, deren Kampf weiter zu kämpfen und an der Verwirklichung des Traums weiter zu arbeiten, dass er Wirklichkeit wird.
Die offene Bühne nutzte Die PARTEI Landau, mit einer Dankesrede ans Frauenbündnis Kandel, in dem sie ironisch und pointiert wie gewohnt klarstellen, was sie von dem „Freizeit…ähh… Friedens…ähh… Frauenbündnis“ halten. Wie erwartet heiterten sie damit die Stimmung ungemein auf.
Anschließend ergriff Benjamin vom Arbeitskreis Rojava Landau die Gunst der Stunde, um seinem Herzensthema „Rojava“ Raum zu geben. Er riss kurz an, wie die autonome Region Rojava in Nordsyrien entstanden ist und dass es ein Paradebeispiel für echte Demokratie ist, die es zu schützen gilt. Er rief zur Unterstützung auf, vor allem wenn es zum „Tag X“, also zur Invasion der Türkei in die Region kommen sollte. Da es vor Ort Kritiken gab und manche Zuhörer aufgrund der Aktualität des Begriffs „Tag X“ in Verbindung mit dem rechtsextremen Terror in Deutschland doch sehr unglücklich aufgrund der Verwendung dieses Begriffes waren: Die Bezeichnung „Tag X“ wurde in Rojava bewusst für die Kampagne „Tag X – No War on Northern Syria!“ gewählt, weil er ihnen am passendsten erschien. Der offizielle Kampagnenaufruf ist hier zu finden: https://riseup4rojava.org/…/aufruf-zu-tag-x-no-war-on-nort…/ Da der Begriff nicht ausschließlich durch die Rechten verwendet wird, ist daran nichts Verwerfliches, gibt es doch auch Alben von Künstler*innen und Mangas mit einem solchen Titel. Zusätzlich ist es ein Synonym gewesen für den D-Day, der das Ende der Nazis in Frankreich einläutete.
Danach lief die Demonstration weiter zum letzten Kundgebungs-Ort, der Bäckerei Reuther in der Ostbahnstraße.
Hier gab Markus im Namen der Fachschaftsvertretung Menschenrechtsbildung der Uni Landau dem Frauenbündnis eine Nachhilfestunde bzgl. der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Er machte dabei darauf aufmerksam, wo in welcher Weise aktuell ständig Menschenrechte verletzt werden, um deutlich zu machen, wie wichtig es ist, für deren Umsetzung einzutreten. Auch die Doppelmoral der „besorgten Bürger*innen“ wurde dabei in Bezug auf die Smartphones, die Geflüchtete mit sich führen, thematisiert. Er nannte die Erklärung der Menschenrechte ein „Manifest“, um den Gräueln, die es seit Menschengedenken gibt, ein Ende zu bereiten, was in einem bekräftigenden „Nie wieder!“ endete.
Die letzte Rede steuerte Doro für Kandel gegen Rechts bei. Sie bezog sich dabei auf Verletzungen der Versammlungsfreiheit durch die Polizei. Repressionen und unverhältnismäßige Einsätze von Schlagstöcken und Pfefferspray seien nicht hinnehmbar. Ebenso verwies sie auf die Relation von Prozessen gegen Antifaschisten*innen und Polizist*innen. Die meisten Anzeigen gegen Polizisten*innen kommen nicht mal vor Gericht, weil die Polizei sich gegenseitig deckt und selbst kontrolliert, es gibt keine unabhängige Prüfstelle für diese Anzeigen. Umso wichtiger ist ein solidarisches Zusammenstehen durch Prozessbegleitung und Unterstützung der Kampagne https://antifasolikandel.home.blog/aufruf/, bzw. die generelle Unterstützung der Roten Hilfe.

13. Verlegung von Stolpersteinen am 13.04.2019 in der Westbahnstraße in Landau

13. Verlegung von Stolpersteinen am 13.04.2019 in der Westbahnstraße in Landau

Am 13.04. wurden in feierlichem Rahmen zum dreizehnten Mal Stolpersteine für Landauer Opfer des Holocaust verlegt. Die musikalische Begleitung von Michael Letzel mit dem Akkordeon und die Verlesung der Biographien und Schicksale der Menschen durch Mitglieder der Landauer Stolpersteininitiative verlieh der Verlegung der 14 neuen Stolpersteine eine feierliche und würdige Atmosphäre. Landaus Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron fand wieder die richtigen und mahnenden Worte zu diesem besonderen Anlass und schlug in seiner Ansprache auch den Bogen von der Vergangenheit in die bittere Gegenwart und Realität:

„ (…) wenn wir jetzt diese 14 Stolpersteine verlegen, geben wir den Menschen ihren Namen und ihren Platz in unserer Mitte wieder – und damit ein Stück ihrer Würde, die ihnen die Nazis genommen haben. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Dieses Bekenntnis im Grundgesetz ist eine der zentralen Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus. Diese Verpflichtung umfasst indes nicht nur die staatliche Gewalt, sondern uns alle. Jede und jeden von uns ganz persönlich. Es ist unsere Verpflichtung in der Gegenwart – in der Verantwortung gegenüber unserer Vergangenheit. Für eine Zukunft, die allen Menschen eine gute Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben bietet. Wir alle sind aufgerufen, uns aktiv gegen jegliche Tendenzen zur Radikalisierung in unserer Gesellschaft zu stemmen. Gegen die Ausgrenzung von Menschen, gegen jene, für die die Ursache des Übels stets Andersdenkende, Minderheiten, Missliebige sind. Die Schritt für Schritt versuchen, in die Mitte der Gesellschaft einzudringen und dort ihre vergifteten Parolen zu verbreiten. Kommt uns das nicht bekannt vor? Wir leben in einer Zeit, in der es eine Sehnsucht nach einfachen Antworten und starken Frauen und Männern gibt. Die leben und handeln nach dem Motto: Wer nicht für mich und für uns ist, ist gegen mich und gegen uns. Kommt uns nicht auch das bekannt vor? Und um zu sehen, wohin das führen kann, reicht es, den Kopf zu senken. Das muss uns ein Weckruf und Warnsignal sein. Entschieden, deutlich, vernehmlich, überzeugend. So müssen und wollen wir handeln. Auch in Landau. Wo wir am 9. März gehört und erlebt haben, wie es ist, wenn rechte Hetzer durch die Stadt ziehen – und das am 4. Mai erneut vorhaben.

Anrede, verneigen wir uns vor den Opfern der mörderischen Ideologie der Nazis und setzen wir heute mit 14 weiteren Stolpersteinen ein Bekenntnis für weltoffene, tolerante, friedliche und gerechte Gesellschaft des Miteinanders – hier in Landau genau wie überall auf der Welt.

Möge uns dieser Tag dazu Motivation und Inspiration sein.“

Die komplette Ansprache von Dr. Ingenthron findet ihr im Wortlaut am Ende des Textes.

Auftakt der Verlegung der Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig war in der Westbahnstr. 24. Dort war, wie die promovierte Landauer Historikerin der Initiative Stolpersteine Landau Marie-Luise Kreuter am 11. April in der „Rheinpfalz“ schrieb, das Zuhause der Familie Otto Dannheiser. Das Anwesen war auch bis ins Jahr 1932 der Geschäftssitz der Landauer Firma „Oscar Dannheiser & Co“, welche von Oscar Dannheiser und seinem Bruder im Anwesen des „Haus Maulbeerbaum“ betrieben wurde. Das Geschäft der beiden Brüder, so Kreuter weiter, war einst eine bedeutende Lebensmittelgroßhandlung in der Pfalz. Das „Haus Maulbeerbaum“ eine koschere Gastwirtschaft. Oscar Dannheiser starb bereits im Jahr 1923 und ließ seine Frau Fanny, die Tochter Margarethe sowie die Söhne Robert und Walter zurück, für die am 13. April vor dem Anwesen der Westbahnstr. 22 Stolpersteine verlegt wurden, ebenso wie für die Kinder von Margarethe, Ruth und Helmut Arnold. Aufgrund der judenfeindlichen Politik des nationalsozialistischen Regimes war die Familie spätestens 1937/38 gezwungen das gesamte Anwesen an „arische“ Käufer zu veräußern. Allen gelang zwischen 1935 und 1939 die Flucht nach Südafrika beziehungsweise nach Mosambik. Siehe auch: http://www.maulbeerbaum-landau.de/index.php/link-geschichte

In der Westbahnstr. 22 lebte das Ehepaar Ernst und Hilde Steinweiler bis sie im Sommer 1936 Unterschlupf in der Glacisstr. 9 fanden, so Kreuter weiter. Ernst Steinhäuser war Kantor, seine Ehefrau Hilde führte seit 1937 das jüdische Kaffee im Gemeindesaal in der Schützengasse 4, das dem Betsaal angeschlossen war. Neben der Synagoge, die in der Reichspogromnacht vom 09. auf den 10. November 1938 den Flammen zum Opfer fiel, waren Betsaal und Café ein Ort an dem sich die Landauer Juden noch treffen durften. Ein Schutzraum vor der feindseligen Umwelt des Nationalsozialismus, der sich auch in Landau breit gemacht hatte und ein Ort wo Landau Juden zumindest noch ein wenig ein normales, geselliges Leben in Selbstbestimmung und Würde führen konnten. Ernst Steinweiler wurde bereits am 15. 06.1938 von den Nazis ins KZ Buchenwald gesperrt. Er konnte jedoch seine Freilassung erreichen und nutze dieses Glück um mit seiner Frau Hilde am 22.11.1938 an Bord der „Rotterdam“ über Holland nach New York zu fliehen.

Ebenfalls nach Holland geflohen sind die ehemaligen Bewohner der Westbahnstr. 18: Der gebürtige Böchinger Kaufmann Josef Kern, seine Ehefrau Meta und der damals 8jährige Sohn Ferdinand. Sie gaben im März 1937 ihre Wohnung auf und emigrierten nach Holland. Dort waren sie jedoch keineswegs in Sicherheit. Ein Schicksal, dass sie sich mit vielen jüdischen Mitbürgern teilten, die Schutz vor dem Hass und den Grausamkeiten der Nazis in den Nachbarländern suchten. Die Flucht nach Holland endete für die Landauer Familie Kern im Durchgangslager Westerbork, von wo aus sie zusammen mit 100.000 weiteren Juden in die Vernichtungslager der Nazis deportiert wurden. Meta und Ferdinand wurden am 17. Juli 1937 in Auschwitz ermordet. Josef überlebte Frau und Sohn nur wenige Wochen. Er wurde am 15. August ebenfalls in Auschwitz ermordet.

Auch die Bewohner des Anwesens in der Westbahnstr. 12 gelang die Flucht. Der Weinhändler Kurt Haber, als Jude und Sozialdemokrat besonders gefährdet, begab sich bereits im Jahr 1933 zusammen mit seiner Ehefrau Hedwig und dem erst 2jährigen Sohn Klaus auf die Flucht. Da Kurt Haber Geschäftskontakte im Elsas hatte, führte die Flucht die Familie Haber zuerst nach Straßburg. Aufgrund der Evakuierung Straßburgs im Jahr 1939, flüchtete die Familie weiter in den unbesetzten teil Frankreichs, nach Vichy. Jedoch sah sich die Familie aufgrund der zunehmenden judenfeindlichen Politik der Vichy- Regierung gezwungen auch aus Frankreich zu fliehen. Im Februar 1942 konnte die Familie Haber über Casablanca nach Kuba fliehen, wo sie im Jahr 1943 beim amerikanischen Konsulat in Havanna einen Antrag auf Immigration stellte. Daraufhin landete die Familie am 27. 06.1943 in Miami. Die Familie Haber fand in New York eine neue Heimat. Der Sohn der Familie, Klaus, zu Beginn der Flucht aus Nazideutschland erst 2 Jahre alt, wurde in New York unter dem Namen Pierre Claude Haber der Vorsitzende der „Psychology Society“ und verstarb im Jahr 2006.

Wie auch die Familie Dannheisser, war die Familie Haber gezwungen gewesen, ihren Hausbesitz unter Wert an „arische Käufer“ zu verkaufen. Beide Familien strengten nach dem Kriegsende Wiedergutmachung, sogenannte Restitutionsklagen an. Das Anwesen Nordring 37, seit 1932 Firmensitz der Lebensmittelgroßhandlung Dannheisser, gelangte dadurch wieder in den Besitz der „Dannheisser Erben“. Für die Anwesen der Familie Dannheisser in der Westbahnstr. 24 und der Familie Haber in der Westbahnstr. 12 mussten die „arischen“ Erwerber Nachzahlungen leisten.

Quellen: https://www.rheinpfalz.de/lokal/landau/artikel/es-waren-menschen-wie-du-und-ich/?tx_rhpnews_shownews[reduced]=true

http://www.maulbeerbaum-landau.de/index.php/link-geschichte

Die Rede des Landauer Bürgermeisters Dr. Maximilian Ingenthron:

Dreizehnte Verlegung von Stolpersteinen

Samstag, 13. April 2019

Dr. Maximilian Ingenthron

Anrede,

1939 – 2019: Im September liegt es 70 Jahre zurück, seit mit dem Zweiten Weltkrieg der letzte Akt der furchtbarsten Tragödie der Menschheitsgeschichte begann.

Dem Eroberungs-, Rassen- und Vernichtungswahn der Nationalsozialisten und seiner Mordmaschinerie fielen rund 60 Millionen Menschen zum Opfer.

Unfassbar, diese Zahl. Eine abstrakte Größe. Wird sie greifbarer, wenn ich sage, dass dies 1.250 Mal der Bevölkerung der Stadt Landau heute entspricht?

1.250 Mal eine mittelgroße Stadt wie Landau ausgerottet, ihrer kompletten Bevölkerung das Leben genommen. Menschen, die nichts Anderes wollten als wir – ein gutes, auskömmliches, glückliches Leben leben, in Frieden und Freiheit.

Und das sind nur die Toten. Wie viele Millionen Menschen mehr verloren ihre Heimat, ihr Eigentum, ihre körperliche und seelische Gesundheit, ebenso vielleicht ihren Glauben an das Gute auf der Welt und das Gute im Menschen?

All das spielte sich auch in Landau ab. Die Weltkatastrophe im Mikrokosmos sozusagen. Der Nationalsozialismus und am Ende auch der Krieg mit all seinem Schrecken in allen seinen Facetten war Teil unserer Stadt und im Alltag gegenwärtig.

Nicht mehr Teil unserer Stadt und nicht mehr im Alltag gegenwärtig hingegen sollten für die Nazis jene sein, die nicht zur arischen, politisch zuverlässigen Volksgemeinschaft angehörten. Sie bezahlten auch in Landau ihr „anders sein“, ihr „anders denken“ mit dem Verlust ihrer Heimat, ihres Lebens.

All das traf im Mikrokosmos Landau rund 600 Bürgerinnen und Bürge jüdischen Glaubens zu. Nicht etwa Juden, die mehr oder minder zufälligerweise einen deutschen Pass hatten. Nein: Deutsche jüdischen Glaubens. Das waren sie, so sahen sie sich, das wollten sie sein. Teil der Stadt, Teil des Staates, Teil der Gesellschaft. Menschen wie du und ich.

Die Angehörigen der jüdischen Glaubensgemeinschaft wurden immer weiter aus der Mitte der Gesellschaft an den Rand gedrängt. Schritt für Schritt, ganz systematisch. Sie wurden verfolgt, gedemütigt, vertrieben, eingekerkert, ermordet.

Ihnen allen wollen wir mit Stolpersteinen symbolisch ihren Platz in Landau wiedergeben. Heute schon zum 13. Mal – und damit schon für 254 unserer früheren Landauer Mitbürgerinnen und Mitbürger ist das damit erreicht und gelungen.

Wie sehr wir uns auch wünschten, dass dies niemals notwendig gewesen wäre, so sehr dürfen wir uns doch freuen über den Gemeinsinn, die Solidarität, die gelebte Verantwortung und die lebendige Erinnerungskultur, die darin und dadurch zum Ausdruck kommt.

Sehr herzlich begrüße ich Gunter Demnig. Er war es, der dieses herausragende Projekt vor 23 Jahren initiiert hat – und der längst zu einem guten Bekannten in unserer Stadt geworden ist.

Möglich geworden sind die bisherigen Verlegungen durch das großartige Engagement vieler Spenderinnen und Spender, durch die unermüdliche Arbeit des Arbeitskreises Stolpersteine und unserer Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer.

Ihnen gilt mein, unser herzlicher Dank!

Namentlich und stellvertretend nenne ich

  • Sigrid Weyers (AK Stolpersteine seit Sommer 2011)
  • Ich nenne die Patinnen und Paten, die die Steine finanzieren
  • Dr. Gertraud Migl
  • Stolperstein für Fanny Dannheiser, Nr. 24
  • Dr. Karl-Heinz Rothenberger
  • Stolperstein für Robert Dannheiser, Nr. 24
  • Familie Altherr
  • Stolpersteine für Hedwig, Kurt und Klaus Faber, Nr. 12

Mein Dank gilt einer Sammelpatenschaft, finanziert aus dem Projekt „Landauer Leben“ sowie aus Führungen zur jüdischen Geschichte, die Christine Kohl-Langer und Gästeführer Manfred Ullemayer machen.

  • Stolpersteine für Walter Dannheiser, Margarete, Ruth und Helmut Arnold, Nr. 24
  • Stolpersteine für Hilde und Ernst Sternweiler, Nr. 22
  • Stolpersteine für Meta, Josef und Ferdinand Kern, Nr. 18 („Landauer Leben“)
  • Michael Letzel für die musikalische Umrahmung
  • den Mitarbeitern des Bauhofs, Herrn Wolf und Herrn Speckamp und Herrn Lauffer
  • die Presse, die immer sehr umfassend und mit viel Interesse und Neigung berichtet

Ihnen allen für Ihr Kommen und das Signal, das Sie damit setzen.

Anrede,

wenn wir jetzt diese 14 Stolpersteine verlegen, geben wir den Menschen ihren Namen und ihren Platz in unserer Mitte wieder – und damit ein Stück ihrer Würde, die ihnen die Nazis genommen haben.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Dieses Bekenntnis im Grundgesetz ist eine der zentralen Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Diese Verpflichtung umfasst indes nicht nur die staatliche Gewalt, sondern uns alle. Jede und jeden von uns ganz persönlich.

Es ist unsere Verpflichtung in der Gegenwart – in der Verantwortung gegenüber unserer Vergangenheit. Für eine Zukunft, die allen Menschen eine gute Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben bietet.

Wir alle sind aufgerufen, uns aktiv gegen jegliche Tendenzen zur Radikalisierung in unserer Gesellschaft zu stemmen.

Gegen die Ausgrenzung von Menschen, gegen jene, für die die Ursache des Übels stets Andersdenkende, Minderheiten, Missliebige sind. Die Schritt für Schritt versuchen, in die Mitte der Gesellschaft einzudringen und dort ihre vergifteten Parolen zu verbreiten. Kommt uns das nicht bekannt vor?

Wir leben in einer Zeit, in der es eine Sehnsucht nach einfachen Antworten und starken Frauen und Männern gibt. Die leben und handeln nach dem Motto: Wer nicht für mich und für uns ist, ist gegen mich und gegen uns.

Kommt uns nicht auch das bekannt vor? Und um zu sehen, wohin das führen kann, reicht es, den Kopf zu senken. Das muss uns ein Weckruf und Warnsignal sein.

Entschieden, deutlich, vernehmlich, überzeugend. So müssen und wollen wir handeln. Auch in Landau. Wo wir am 9. März gehört und erlebt haben, wie es ist, wenn rechte Hetzer durch die Stadt ziehen – und das am 4. Mai erneut vorhaben.

Anrede,

verneigen wir uns vor den Opfern der mörderischen Ideologie der Nazis und setzen wir heute mit 14 weiteren Stolpersteinen ein Bekenntnis für weltoffene, tolerante, friedliche und gerechte Gesellschaft des Miteinanders – hier in Landau genau wie überall auf der Welt.

Möge uns dieser Tag dazu Motivation und Inspiration sein.

Rückblick zum Abschluss der Landauer Wochen gegen Rassismus

Die Landauer Wochen gegen Rassismus sind zu Ende gegangen! In 2 Wochen haben wir mit einem bunten Veranstaltungsprogramm viele Menschen erreicht, tolle Gespräche geführt, viel Spaß gehabt, aber auch so einige bedrückende und beklemmende Momente gehabt, so einige Aha- Effekte erlebt und selbst so einiges Neues gelernt, viel Zuspruch erhalten, neue Mitstreiter gefunden und Menschen aufklären und motivieren können! Wir bedanken uns ganz herzlich für die Unterstützung und Wertschätzung bei der Stadt Landau.de – Die Südpfalzmetropole und dem Beirat für Migration und Integration Landau in der Pfalz. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Bündnispartnern, Mitveranstaltern und Helfern Attac Landau, Amnesty International Hochschulgruppe Landau, Grüne Landau, Fachschaft Menschenrechtsbildung Uni Landau, Gedenkstätte des Pfalzklinikum Klingenmünster, Haus der Jugend Landau in der Pfalz, Südstern-Haus, Marock, Universum Kinocenter, ViVa festival contre le racisme Landau und dem Weingut Emil Bauer & Söhne, dessen leckerer Antirassismuswein über die letzten 2 Wochen begleitet hat. Natürlich bedanken wir uns auch ganz herzlich bei allen Besuchern, Gästen und Teilnehmer und bei allen, die wir vergessen haben!
#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinld #mittendrin

Filmvorführung: Als Paul über das Meer kam am 25.03.2019 im Universum Kinocenter

Zum Abschluss der Landauer Wochen gegen Rassismus zog es nochmal viele Landauer ins Universum Kinocenter um den preisgekrönten Dokumentarfilm „Als Paul über das Meer kam – Tagebuch einer Begegnung“ zu sehen.

Der Film:

Paul Nkamani hat sich aus seiner Heimat Kamerun durch die Sahara bis an die Küste Marokkos durchgeschlagen. Hier lernen sich Paul und Filmemacher Jakob Preuss kennen, der entlang Europas Außengrenzen auf Recherchereise ist.

Kurz darauf ergattert Paul einen begehrten Platz auf einem Schlauchboot nach Europa, doch die Überfahrt nimmt einen tragischen Ausgang: Die Hälfte seiner Mitreisenden stirbt, Paul überlebt. Der Regisseur sieht die erschütternden Bilder der Rettung im Fernsehen und begibt sich auf die Suche nach Paul. Nachdem Paul bereits zwei Monate in Abschiebehaft verbracht hat, findet Jakob ihn endlich in einem spanischen Rote-Kreuz-Heim wieder. Als Paul aufgrund der Wirtschaftskrise in Spanien beschließt nach Deutschland zu reisen, muss Jakob sich entscheiden: Soll er Paul aktiv bei seinem Streben nach einem besseren Leben unterstützen oder in der Rolle des beobachtenden Filmemachers bleiben?

„Als Paul über das Meer kam“ ist ein beeindruckender Dokumentarfilm, der nicht nur schonungslos alle Facetten der Flucht, ob positiv oder negativ, beleuchtet. Er zeigt auch die Situation der Menschen auf der Flucht, die Dramen und Schicksale die Menschen zur Flucht bewegen und auf der Flucht erleben. Ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

Regisseur Jakob Preuss:

„Bereits 2011, noch bevor der Begriff „Flüchtlingskrise“ von den Medien geprägt wurde, begann ich an den Außengrenzen der EU für mein Filmprojekt zu recherchieren, das damals den Arbeitstitel „Europe‘s Borderlands“ trug. Ich traf Grenzbeamte und Geflüchtete in Griechenland und Malta, besuchte ein Flüchtlingslager in Tunesien, fuhr an die polnisch-ukrainische Grenze, befragte Mitarbeiter von FRONTEX in den Headquarters in Warschau und begleitete Abgeordnete bei ihrer Arbeit im Europaparlament in Brüssel. Mein Fokus lag auf der europäischen Innenansicht.

Diese Drehs waren hochspannend, aber als ich 2014 Paul, einen kamerunischen Migranten, in den Wäldern bei Nador in Marokko traf, wurde mein Konzept durcheinandergewirbelt – wer den Film sieht, wird verstehen warum. Es entstand die ganz persönliche Geschichte im Spannungsverhältnis zwischen Pauls langem Weg von Afrika nach Europa und meiner Suche nach einer angemessenen Rolle dabei. Während ich die Rolle, die Ziele und die Mittel des Staates, der Europäischen Union und auch der Migranten selbst hinterfragte, fing ich gleichzeitig mehr und mehr an, meine eigene Aktionsweise als außenstehender Beobachter kritisch zu reflektieren. Hatte ich das Recht und vor allem wollte ich mich meiner gefühlten Verantwortung entziehen? Durfte ich es zulassen, Sympathie, Emphatie und Freundschaft für meinen Protagonisten zu empfinden?

Wichtig war mir weiterhin die „andere Seite“, die Seite der Grenzschützer zu zeigen, sozusagen meine Seite, zu der ich jederzeit wechseln kann. So diskutiere ich angeregt am angsteinflößenden Zaun von Melilla mit einem spanischen Polizisten, ein weiteres Mal begleite ich portugiesisches Militär auf einem Patrouillenboot im Rahmen einer Frontex-Mission im Mittelmeer und bei einer Schleierfahndung mit zwei jungen Bundespolizisten an der deutschen Grenze erfahre ich viel über die Gemütslage dieser jungen deutschen Beamten. Auch wenn die persönliche Geschichte mit Paul in den Mittelpunkt rückte, bleibt diese Seite staatlichen Handelns ein wichtiges Puzzleteil oder auch Gegenstück im Film. Dabei stellte ich fest, dass keiner dieser Figuren als Feindbild taugte – ihr Credo war meistens „Das ist unser Job“ und der ist nicht immer angenehm.

Dass mein Film Pauls Film werden würde, wurde mir klar, als ich ihn zitternd in einem spanischen Clip im Internet von einem Rettungsboot steigen sah – wohl noch nie war ich so von einem Nachrichtenbild bewegt und schockiert. Wir alle sind schreckliche Bilder aus Nachrichten gewohnt, aber ihre verstörende Kraft ist umso größer, wenn man jemanden auf ihnen kennt. An Filmschulen wird gelehrt, Distanz zu seinen Protagonisten zu wahren – vielleicht war es unser Glück, dass ich auf einer solchen nie war. Obwohl jede Geschichte einzigartig ist, scheint mir unsere Begegnung stellvertretend für viele zu stehen, die Menschen in Anbetracht der großen Fluchtbewegungen derzeit erleben. Meine Begegnung mit Paul war für mich sowohl sehr persönlich als auch stark politisch und viele meiner Ansichten wurden auf die Probe gestellt. Im Kern bleibt für mich die Frage, die ich mit Zitaten am Anfang des Films aufwerfe und die für mich weit über die derzeitige Asyldebatte hinausgeht: Sollte es ein Recht auf Migration geben?“

Weitere Infos zum Film: http://www.paulueberdasmeer.de/

 

Bunte Klänge statt brauner Einfalt 23.03.2019 im Marock

Beim Konzertabend „Bunte Klänge statt brauner Einfalt“ wollten wir zeigen, dass Landau vielfältig ist, dass es hier Kultur gibt, die sich abseits jeglicher Klischees und Mainstream befindet. Die beiden Landauer Trios Sorelle und Schnauze Lübke, die mit eigenen Texten und Melodien wohl im breiten Genre der Singersongwriter anzusiedeln sind, begeisterten an diesem bunten Abend in der Landauer Bar Marock die Zuhörer aller Altersklassen mit ihren ganz eigenen „Sounds of Happiness“ . Den Anfang machten Sorelle mit ironisch-scherzhaften bis melancholisch-verträumten Liedern. Danach folgten Schnauze Lübke, eine Männergruppe, die auch vor Nasenflöten keine Scheu hat und ihre eigenen, lebensbejahenden Stücke zum Besten gegeben hat.

Mittendrin & Bunt Alternativ 24.03.2019

Das Mittendrin & Bunt Alternativ hat am Sonntag, den 24.03.2019 wieder eingeschlagen. Groß und Klein lebten das Motto und waren Mittendrin und Bunt und Alternativ! Bei schönem Wetter tagsüber und trotz abendlicher Kälte wurde gefeiert, getanzt, gegessen, mit angepackt wo gerade Anpacken angesagt war! Die offene, tolerante und bunte Gesellschaft ist keine Utopie, sondern Realität! Hass, Hetze und Fremdenfeindlichkeit wurden Toleranz, Freude und ein friedliches Miteinander entgegengesetzt.
Zum Nachdenken regte die Austellung des syrischen Künstlers Emad Al Sarem, der vor 3 Jahren nach Deutschland kam und seine Bürgerkriegserlebnisse und Fluchterfahrungen mit seiner Kunst verarbeitet! Emad verarbeitet aber nicht nur seine Erlebnisse, er ist ein liebenswerter, lebensfroher Mensch, der der Gesellschaft mit seiner Art, seiner künstlerischen Arbeit mit Kindern und Senioren mehr zurückgibt, als Geld und Sachwerte es je könnten!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen fleißigen Helfern, den Bands und Künstler, den Initiativen und Vereinen, den fleißigen Köchen und Köchinnen, die nach dem Prinzip „hausgemacht, international und auf Spendenbasis“ für das leibliche Wohl Aller gesorgt haben! Natürlich bedanken wir uns auch ganz herzlich bei allen Gästen, die das Fest belebt haben!
Es war ein wunderschöner Tag!
Ein ausführliches Fotoalbum findet ihr auf der Homepage des Südstern-Haus: https://old.suedstern-ev.de/filebro…/…/03Mittendrin+Bunt2019
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Öffentliche Führungen Gedenkstätte und Ausstellung „NS- Psychatrie in der Pfalz“, Pfalzklinikum Klingenmünster am 15.03.2019 und 23.03.2019

Beide Führungen „NS- Psychiatrie in der Pfalz“ am 15.03.2019 und 23.03.2019 waren restlos ausgebucht.
Herr Andreas Dietz vom Team der Gedenkarbeit des Pfalzklinikums lies an beiden Terminen 20 interessierten Teilnehmer an den Ergebnissen der bis heute noch nicht abgeschlossenen Aufarbeitung der Beteiligung des Pfalzklinikums am staatlich organisierten Krankenmord teilhaben, die anhand von 10 dokumentierten Einzelschicksalen in der Austellung gezeigt werden.
Nur durch einen zufälligen Aktenfund auf einem Speicher des Pfalzklinikums Ende der 80er Jahren wurde überhaupt bekannt, dass auch in der Südpfalz Menschen Opfer der nationalsozialistischen Gesundheits- und Rassenpolitik wurde. Offiziell wurde der Krankenmord noch bis weit in die 60er Jahre hinein geleugnet. Mit dem Aktenfund hat die klinikinterne Aufarbeitung des eigenen dunklen Kapitels begonnen. 1993 lagen erste verwertbare Forschungsergebnisse vor. Inzwischen geht man davon aus, dass alleine im Pfalzklinikum 2000 Menschen Opfer des staatlichen Krankenmordes wurden. 366 Zwangssterilisationen wurden durchgeführt. Allein 1880 Patienten wurden Opfer des Hungererlasses und verhungerten innerhalb von wenigen Wochen. 2014 wurde erstmals bekannt, dass das Pfalzklinikum, damals noch Heil- und Nervenanstalt, auch an der Kindereuthanasie beteiligt war. Derzeit geht man von 66 Kindern und Jugendlichen aus, die getötet wurden. All das und mehr, ergänzt mit historischen Hintergrundinformationen, Anekdoten und Originaldokumenten konnten die interessierten Besucher bei den Führungen erfahren. Es bleibt die Erkenntnis, dass wir achtsam durchs Leben gehen und unseren Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen müssen. Eine Erkrankung oder Behinderung nimmt keinem Mensch seine Menschenwürde! Wir müssen die Erinnerung aufrecht erhalten, dürfen die Opfer nicht vergessen und müssen unsere Lehren aus der Geschichte und den Schicksalen der Opfer ziehen, auf dass sich solche Verbrechen nie mehr wiederholen. Das Pfalzklinikum und das Team der Gedenkarbeit leisten mit ihrem Engagement und ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag hierzu! Dafür haben sie unseren Respekt und Dank!

Weitere Infos unter: http://www.ns-psychiatrie-pfalz.de/home/
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