Fotovortrag: Flucht nach Europa – die Grenzen der Menschlichkeit von Eriq Marquardt zur Eröffnung der Fotoausstellung „Deadcalm“ am 14.03.2019

Eröffnung der Foto-Ausstellung “Dead Calm” durch Foto-Vortrag von Erik Marquardt

Am Donnerstag, den 14.03. wurde die uns von Sea Watch ausgeliehene Foto-Galerie im Haus der Jugend eröffnet. Zu Beginn um 20.00 Uhr gab es eine musikalische Darbietung von Rosa Stecher, die einige Songs ihrer Band “Sorelle” solo zum Besten gab. Dann hielt Markus Klein, der 2. Vorsitzende des Vereins AgR Südpfalz, eine feierliche Eröffnungsrede zum Thema “Seebrücke”, dem Thema der Ausstellung. Im Anschluss daran übergab Elena Redslob, Vorsitzende der Hochschulgruppe “ViVa Festival Contre Le Racisme”, die Spenden des letztjährigen Festivals an Jan Koch,Vertreter für Café Asyl, und stellvertretend für Sea Watch an Erik Marquardt. Dieser hielt daraufhin seinen mehr als eindrücklichen Foto-Vortrag über die verschiedenen Fluchtrouten nach Europa. Er ging dabei auch auf Afghanistan als angeblich sicheres Land ein, in dem aber jegliche Mitarbeiter der Botschaften mit Transport-Helis vom Flughafen aus in die Botschaften geflogen werden. Dies ist übrigens eine Anordnung des Auswärtigen Amts, weil die Straßen zu gefährlich wären. Selbiges Amt behauptet jedoch, das Land sei sicher genug, um Menschen dorthin abzuschieben!
Erik machte ebenso aufmerksam auf die Balkan-Route, über die die meisten Menschen nach Europa kamen und dass die überhastet hocheskalierten Debatten über Grenzschließungen erst zu den großen Massen an Geflüchteten geführt haben, weil Panik aufkam, dass man es nicht mehr rüber schafft.
Zuletzt ging er auf die Flucht über das Meer ein, mit besonders erschreckenden Details. Zum Beispiel nehmen Frauen eine Spritze, die 3 Monate eine Schwangerschaft verhindern, bevor sie in Lybien ankommen, weil sie schon im Voraus wissen, dass sie dort vergewaltigt werden. Die lybische Küstenwache ist eine von den europäischen Staaten finanzierte Miliz, die das macht, was Europa selbst aufgrund geltender Konventionen nicht möglich ist: Menschen in das menschenrechtsunwürdige Lybien zurückbringen, aus dem sie mit viel Geld zu fliehen versuchten, weg von sexueller Gewalt und Folter bis hin zum Tod.
Ebenso hat Erik beleuchtet, wie viele Steine den Seenotrettern in den Weg gelegt werden. Erst wird die Flagge der Schiffe als ungültig erklärt (nachdem seitens Europa auf das entsprechende Land genügend Druck ausgeübt wurde), dann werden Mängel festgestellt, die angeblich das Leben der Geretteten in Gefahr brächte. Es sei besser, sie direkt und todsicher ertrinken zu lassen als sie zu retten und dabei eventuell unterzugehen, ein Risiko, dessen die Crew-Mitglieder einer Seenotrettungsmission sich völlig bewusst sind. Diese und dergleichen mehr Schildbürger-Argumente finden sich zuhauf, wenn man in der Seenotrettung tätig ist.
Es ist jedoch nicht alles düster und hoffnungslos.Erik hatte auch Bilder von fröhlichen Menschen gezeigt, die allen Widrigkeiten zum Trotz noch Lebensfreude haben und das Beste aus den ihnen gegebenen Karten machen.
Das Gesamtfazit des Abends ist, dass es wichtig ist, sich zu engagieren und diesen Menschen zu helfen, man sich jedoch unbedingt ungeachtet all des Leids noch Hoffnung bewahren muss, denn sie ist eine sehr entscheidende Triebfeder in der Seenotrettung.

Vielfältigkeitskommode vs. Schubladendenken am 13.03.2019

Am 13.03.2019 haben unsere Freunde von Festival Contre Le Racisme – Landau dem schlechten Wetter getrotzt und mit den Bürgern von Landau über Vorurteile gesprochen! Gemeinsam wurde begonnen die Vielfältigkeitskommode zu gestalten, die das verbreitete Schubladendenken ablösen soll!

Vortrag: Erscheinungsformen des Antizignanismus mit Ruhan Karakul am 12.03.2019

#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinLandau Nach einer kurzen Einleitung durch unsere 1. Vorsitzende Tanja Sattler, die unter anderem eine offizielle Definition des Begriffs „Anti-Ziganismus“ gab, richtete Herr Weiß vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinlsnd- Pfalz ein Grußwort an alle Gäste und insbesondere an Frau Karakul, die 3,5 Jahre Justiziarin des Zentralrats tätig war. Er sprach unter anderem von der Alltags-Präsenz des Anti-Ziganismus und sprach eine Forderung nach einem/einer „Anti-Ziganismus – Beauftragten“ aus, um damit ein Zeichen zu setzen für die Wichtigkeit des Themas.
Frau Karakul begann daraufhin ihren Vortrag mit einer gesetzlichen Grundlage, nämlich dass alle Menschen vorm Gesetz gleich seien. Dabei verwies sie auch auf die von Deutschland ratifizierte Anti-Rassismus-Konvention, die damit für die deutsche Rechtsprechung geltendes Recht darstellt.
Ziganismus meint dabei eine homogenisierende Darstellung („die klauen alle, betteln und entführen Kinder“), eine Zuschreibung bestimmter Eigenschaften („arbeitsfaul, Sozialschmarotzer…“) und das Vorhandensein diskriminierender Strukturen, die eine strukturelle Ungleichheit produzieren.
Ein großes Problem besteht darin, dass Anti-Ziganismus, im Gegensatz zum Antisemitismus weder eine eigene Kommission hat (was seit der vorletzten Regierungslegislatur schon hätte geschehen sollen), noch als gesellschaftliches Problem anerkannt wird. Dabei haben bei Umfragen im letzten Jahr die Hälfte aller Deutschen angegeben, sie würden „die Sinti und Roma aus den Innenstädten raus haben wollen“ und gar 60 Prozent unterstellten ihnen „einen Hang zur Kriminalität“.
Besieht man sich die Geschichte des Anti-Ziganismus, ist dies nicht weiter verwunderlich. 1956, also deutlich nach Ende der NS-Zeit, fällte der Bundesgerichtshof bezüglich Sinti und Roma ein rassistisches Gerichtsurteil, von welchem der BGH sich erst 60 Jahre danach distanzierte. Bis 2016 liefen jedwede Bemühungen seitens des ZRDSR ins Leere.
1967 gab es in einem Leitfaden für angehende Beamte des BKA eine rassistische Beschreibung der Sinti und Roma, die auf bloßen Stereotypen und Vorurteilen beruht.
Erst 1982 wurde anerkannt, dass es eine rassistische Verfolgung der Sinti und Roma gibt.
Und selbst danach, in den 2000ern kam und kommt es immer wieder zu entsprechenden Äußerungen. Ein Polizeibericht im Jahre 2014 etwa sprach von einer „mobilen ethnischen Minderheit“, was rechtsstaatlich nicht rechtens ist, stellt es doch einen Strafbestand in unmittelbaren Bezug mit einer Minderheit, die es eigentlich vor Stereotypierung und Vorurteilsbildung zu bewahren gilt.
Ebenso gab es während der NSU-Morde eine falsche Spur, die direkt auf die Sinti und Roma hingedeutet wurde und zu rassistischen Aktenvermerken geführt hatte. Obwohl sich herausstellte, dass diese Anschuldigungen komplett falsch waren, gab und gibt es noch immer keine Entschuldigung seitens der Behörden, die damals ermittelt hatten.
Ebenso werden Sinti und Roma in Medien stereotypisch dargestellt, es werden jegliche Klischee-Register gezogen und das wird dann manchmal auch noch von Staatsgeldern finanziert. Ein Beispiel aus jüngster Zeit dafür ist der Kinderfilm „Nellys Abenteuer“, in dem die kleine Nelly beim Urlaub in Rumänien von einem „Roma-Clan“ entführt wird. Kinder finden an einem solchen Film erst mal nichts Schlechtes, aber die Bilder des Stereotyps prägen sich ein, sie sorgen dafür, dass der Frame gebildet oder stabilisiert wird.
Zuletzt sei noch auf den Fall des NPD-Plakats verwiesen worden: „Geld für Oma statt für Sinti und Roma“. Eine höchst plakative und rassistische Aussage, die in wenigen Kommunen von den Mästen genommen wurde, musste aufgrund eines Urteils des Kasseler Gerichtes von den Kommunen geduldet werden, weil das Gericht keine Volksverhetzung darin erkennen konnte/wollte.
Ein großes Problem, und damit schloss Frau Karakul dann, sei eine fehlende Sensibilität. Nicht nur beim Volk, sondern auch bei Personen in juristischen Bereichen, die teilweise noch immer nichts von der Anti-Rassismus-Konvention wissen und diese somit nicht in ihre Arbeit einbinden können.

Das Fazit des Abends lautet: Anti-Ziganismus ist weit verbreitet und wir müssen die Augen aufhalten, um ihn zu erkennen und zu demaskieren und dagegen vorzugehen. Es bedarf mehr Sensibilität für und Solidarität mit den betroffenen Minderheiten!

Demo #WirsindLandau #Wirsindmehr am 09.03.2019

Wir danken allen Menschen, die am 09.03.2019 in Landau Nässe, Kälte und Wind getrotzt haben, um mit uns gemeinsam ein Zeichen für ein friedvolles Miteinander und ein tolerantes Landau, in dem Fremdenhass und menschenverachtende Ideologien keinen Platz haben, zu setzen! Wir waren nicht nur mehr! Wir waren viel mehr! Bereits zum zweiten Mal sind ca. 1000 Landauer Bürger und Südpfälzer einem Häufchen von ca. 70 verblendeten Ideologen Schulter an Schulter entgegengetreten und haben damit ein großartiges Zeichen für unsere weltoffene und pluralistische Gesellschaft und gegen Rassismus gesetzt!
Danke an die Antifaschisten, die die „besorgten Bürger“ über eine Stunde am weiterlaufen gehindert haben! Danke an die Antifaschisten und Passanten, die sich spontan dem Frauenbündnis in den Weg gestellt und dadurch verhindert haben, dass die Rechten ihre Route verlassen und zum Landauer Rathaus ziehen konnten! Danke an unsere Unterstützer! Danke an die Mitorganisatoren! Einfach ein fettes Danke an alle, die den gestrigen Tag möglich gemacht haben! Ihr wart klasse! Es hat Spaß gemacht, wenn es uns zwischendurch auch mal etwas Nerven gekostet hat! Landau – Das war großartig!
Natürlich wollen wir Euch ein Highlight nicht vorenthalten: Den “ gelebten Patriotismus“ des selbsternannten „Volkes“, dass sich bei türkischen Mitbürgern im Dönerladen mit Essen versorgt hat und sich damit viel Kopfschütteln, Häme und Gelächter der Passanten eingefangen hat! Eine 78jährige Passantin bemerkte dazu treffend „Merken die überhaupt noch was? Wie kann man nur so dumm und verlogen sein?“

Eröffnung der Landauer Wochen gegen Rassismus am 11.03.2019

Gemeinsam für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit! Anlässlich der heute beginnenden Internationalen Wochen gegen Rassismus haben Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron und Beigeordneter Rudi Klemm gemeinsam mit dem Beirat für Migration und Integration Landau in der Pfalz und Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V. ein Banner am Balkon des Rathauses befestigt. Für die Dauer der Aktionswochen – bis zum 24. März – wird das Banner ein sichtbares Zeichen gegen Rassismus setzen.