Vortrag: Warum Menschenfliehen – Fluchtwege und Fluchtursachen von Dr. Ramona Lenz am 20.03.2019

Im vollbesetzten Seminarraum der Roten Kaserne referierte am 20.03.2019 Frau Dr. Ramona Lenz von medico international zur Frage „Warum Menschen fliehen – Fluchtwege und Fluchtursachen“. Monja Ott von der Amnesty International Hochschulgruppe Landau, eröffnete die Vortragsveranstaltung mit einer kurzen Rede. In ihrer Eröffnungsrede wieß Monja daraufhin, dass Millionen von Menschen weltweit auf der Flucht sind, während auch in Deutschland immer mehr Menschen der rechten Hetze verfallen. Einer Hetze die gegen Geflüchtete wettert und Ängste und Vorurteile schürt. Doch vielmehr sollte unsere Aufgabe darin bestehen, die Menschen auf der Flucht und ihre Beweggründe zu verstehen, sich mit ihrer Situation auseinander zu setzen, die Beweggründe zu verstehen um konstruktiv helfen zu können. Gerade in den heutigen Zeiten zeigt sich wieder einmal mehr, wie wichtig es ist Empathie als Zeichen der Menschlichkeit wieder in den Focus zu rücken, Ängste abzubauen und Brücken zwischen den Menschen dieser Welt aufzubauen. Bob Dylan sagte einst: Kritisiere nicht, was Du nicht verstehen kannst. Nach dieser kurzen Einführung begann Frau Dr. Ramona Lenz von Medico Inernational ihren Vortrag. Sie erläuterte den interessierten Zuhörern die Hinter- und Beweggründe für die weltweite Fluchtbewegung und warum die europäische Politik weitere Fluchtursachen erschafft, wo sie sie bekämpfen will! Auch wenn von einer Seite immer nur von Wirtschaftsflüchtlingen die Rede ist, es gibt 5 Hauptfluchtgründe, die die Menschen dazu bewegen ihre Heimat, ihre Familie in Richtung Ungewissenheit zu verlassen: 1. Krieg und Gewalt, 2. Perspektivlosigkeit und Armut, 3. Diskriminierung und Verfolgung, 4. Rohstoffhandel und Landraub und 5. Umweltzerstörung und Klimawandel. Die meisten Geflüchteten kommen aus Kriegsgebieten. Die größten Aufnahmeländer sind die Nachbarländer dieser Kriegsgebiete. Proportional zur Einwohnerzahl gesehen hat der Libanon die meisten Menschen auf der Flucht aufgenommen, gefolgt von der Türkei, dem Sudan und Uganda. Musa Ecweru, Minister für Flüchtlingsangelegenheiten in Uganda, wird in der TAZ vom 21.06.2017 wie folgt zitiert: „Wir können nicht sagen: Sorry, geh und stirb, wie es derzeit im Mittelmeer mit den ertrinkenden Migranten passiert! Das ist moralisch einfach grundsätzlich falsch. Unserre Grenzen bleiben offen.“ Uganda hat eine Infrastruktur für Flüchtlinge aufgebaut, von der auch die Bevölkerung pprofitiert und die den Gefölüchteten ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben ermöglicht: Arbeit, Bildung, Land!Ende 2017 waren 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Alle 2 Sekunden ist ein Mensch zur Flucht gezwungen. 9 von 10 Geflüchteten leben in sogenannten Entwicklungsländern. Zwei Drittel aller in Europa lebenden Zuwanderer kommen auch aus Europa.

Die Schwerpunkte der europäischen Migrationspolitik wurden in ihrer Umsetzung kritisch betrachtet:

1. Fluchtursachen mindern: Leider zielen viele Aktivisten bestenfalls auf Verhinderung von Flucht, verursachen dadurch neue Fluchtgründe. Dies zeigte Frau Lenz deutlich am Beispiel Mali und den Cashewröstereien auf: Mali ist ein armes Land. Im Süden des Sahel-Landes hat die EU ein „Vorzeigeprojekt“ ins Werk gesetzt. Miteuropäischem Geld wurde eine Rösterei für Cashewnüsse eingerichtet. Der Haken daran: nachdem das Gebäude samt Einrichtung stand, gingen die EU- Hlfer. Viele Bauern der Gegend pflanzen Cashewnüsse an, es fehelen jedoch Fahrzeuge, Vertriebswege, Großkunden und der Zugang zu einem überregionalen Markt. Viele Bauern bleiben auf ihrer Ernte sitzen. In Sambia wurde versucht Fluchtursachen durch Förderung von Privatinvestitionen zu bekämpfen. Zur Bekämpfung von Armut, Schaffung von Arbeitsplätzen und besseren Löhnen für die Menschen des LAndes, hat der Konzern Agrivision aus dem Africa Agriculture Trade Investment Fond des Entwicklungsministeriums 10 Millionen erhalten. Jedoch arbeit auf den Feldern kaum Menschen, der Betrieb ist mechanisiert um Kosten für die Arbeit zu sparen. Anwohner berichten ihnen wurde das Ackerland weggenommen und die Menschen haben nicht mehr genügend zu essen, weil sie ihr Land nicht selbst bewirtschaften dürfen.

2. Rückkehr- und Reintegrationsförderung: Hierzu hat Deutschland ein Rückkehrerprogramm aufgelegt, dass Geflüchteten ungeachtet der Gefahr, die sie eventuell erwartet Geld für die Rückkehr bietet: „Returning from Germany“. Allerdings sind freiwillge Rückkehrer in ihren heimatländern aufgrund der westlichen Berichterstattung, die sich hauptsächlich auf Kriminalität und Sensation fokusiert, als Kriminelle stigmatisiert. Oft ist eine freiwillige Rückkehr für diese Mesnchen schlimmer als eine Abschiebung, denn sie sind ja in den Augen der anderen selbst schuld an ihrer Situation. Sie haben ja der Rückkehr zugestimmt.

3. Irreguläre Migration und Schleußerkriminalität bekämpfen: es ist gemeinhin bekannt, dass Diktatoren als Türsteher der EU fungieren. Siehe Lybien, Türkei, Niger, Tschad. Europas Grenzschutz beginnt in Afrika. Vor menschenunwürdiger Behandlung, Folter, Menschenhandel und unwürdigen Bedingungen werden die Augen geschlossen. Die deutsche Botschaft in Niger beschrieb 2017 die Situation der Geflüchteten in Lybien als „allerschwerste, systematische Menschenrechtsverletzungen“ und „KZ- ähnliche Verhältnisse“.  Es geht um Wirtschaftsinteressen, um Bodenschätz und vieles mehr. Es geht aber nicht um die Sicherheit der Menschen vor Ort. Es geht um die Sicherheit Europas.

Durch ihren Eingriff in Afrika, der Schaffung von Grenzposten und Grenzen, der Investitionen in Militär, sorgt die EU für weitere illegale Migration innerhalb von Afrika. Viele Arbeiter, die Jahrzehntelang im Nachbarland arbeiteten benötigen plötzlich Arbeitsvisa oder werden illegal, wenn sie diese nicht bekommen. Das sind die paradoxen Effekte der EU- Fluchtpolitik: Für die Menschen vor Ort gibt es keine Zukunftsperspektiven, keine Arbeit und viel Armut. Europa ist Exportweltmeister für fluchtgründe durch seine Fluchtpolitik der „Festung Europa“

Teilhabe und Gerechtikeit müssen für alle geschaffen werden, für viele Menschen auf der Welt ist dies jedoch nur durch Flucht und Migration möglich.

„Wir haben keine Flüchtlingskrise, wir haben eine Weltkrise!“

Weitere Infos unter: https://www.medico.de/

#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinld

Presse-Information Nr. 140: Bewegte Lichter gegen das Vergessen: Landau setzt Zeichen für Frieden, Respekt, Toleranz und Menschlichkeit – Stadtspitze dankt Veranstalterinnen und Veranstaltern der Wochen gegen Rassismus

Um der Opfer der NS-Verfolgung, aber auch aller anderen Opfer rassistischer
und rechtsextremistischer Gewalt zu gedenken, hat der Verein Aufstehen
gegen Rassismus Südpfalz in der Landauer Innenstadt die Aktion „Bewegte
Lichter gegen das Vergessen“ durchgeführt. Die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer trafen sich am Synagogenmahnmal in der Friedrich-Ebert-Straße zu
einer gemeinsamen Kundgebung und liefen von dort zum Rathausplatz, wo sie
mit brennenden Kerzen ein „menschliches Peace-Zeichen“ bildeten.

Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron, der die Stadtspitze bei der
Veranstaltung vertrat, sprach im Anschluss von einer „bewegenden
Kundgebung“ und einem „beeindruckenden Bekenntnis“. „Zuerst brannten
die Gedanken, dann die Bücher, dann die Synagogen und schließlich die
Menschen und die Städte“, erinnerte Dr. Ingenthron in seiner Ansprache am
Synagogenmahnmal an die Opfer der NS-Diktatur. Um die Vergangenheit zu
verstehen und aus ihr zu lernen, sei es entscheidend, nicht nur die großen
Daten und Weichenstellungen zu sehen, sondern auch die vielen kleinen
Zwischenschritte, so Landaus Bürgermeister. „Es geht um die Veränderungen,
die sich aus der alltäglichen Warte heraus vielleicht kaum merklich vollzogen
haben – und die dies auch heute wieder tun. Verrohung der Sprache,
kalkulierte Tabubrüche, zunehmende Radikalisierung und Ausgrenzung sind
ein Gift, das sukzessive seine Wirkung entfaltet. Dagegen gilt es entschieden
vorzugehen.“ Aus diesem Grund sei es besonders wichtig, gemeinsam ein Zeichen für Frieden, Respekt, Toleranz und Menschlichkeit zu setzen, so Dr.
Ingenthron.

Die Leiterin des Stadtarchivs, Christine Kohl-Langer, berichtete über die
zunehmenden Repressionen gegenüber den jüdischen Bürgerinnen und
Bürgern Landaus bis hin zur Deportation ins Lager Gurs nach Südfrankreich im
Oktober 1940. Am Ende des Kriegs sei die einst große und blühende jüdische
Gemeinde Landaus nicht mehr existent gewesen, so Kohl-Langer.

Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Bürgermeister Dr. Ingenthron und
Beigeordneter Rudi Klemm danken den Organisatorinnen und Organisatoren
von Aufstehen gegen Rassismus um Tanja Sattler für die Durchführung der
Aktion „Bewegte Lichter gegen das Vergessen“ im Rahmen der Internationalen
Wochen gegen Rassismus in Landau. Unterstützt von vielen Partnern wie dem
städtischen Beirat für Migration und Integration, veranstaltet der Verein
aktuell Vorträge, Filmabende, Ausstellungen, Konzerte und vieles mehr.
Informationen zu allen Veranstaltungen finden sich auf der Internetseite
www.agr-suedpfalz.org/events.

Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz.

Vortrag: Frauenbilder der Populisten mit Frau Prof. Dr. Francesca Vidal am 18.03.2019

18. März – Das Frauenbild der Populisten

Am Montag, dem 18. März, an dem die Wochen gegen Rassismus in die 2. Woche gingen, gab es von Prof. Dr. Francesca Vidal einen Vortrag zum Thema „Frauenbild der Populisten – Zur Aktualität antiquierter Vorstellungen“.
Zu Beginn gab es eine kurze Rede von Markus Klein, 2. Vorsitzende, in der das von Klischees und Vorurteilen durchzogene Frauenbild der Öffentlichkeit beleuchtet wurde. Festgemacht wurde es an Zitaten von Comedians, die frauenverachtende Sprüche als Humor verkaufen und das mit großem Erfolg – die Hallen sind regelmäßig ausverkauft bei Auftritten von Mario Barth und anderen.

Dies machte schon recht gut deutlich, dass ein frauenverachtendes Bild in der Gesellschaft auf eine gewisse Akzeptanz stößt. Die Populisten jedoch schlagen diesem Fass gründlich den Boden aus.
Fast jeder kennt die AfD-Plakate mit Sprüchen wie „Burkas? Wir stehen eher auf Burgunder!“ , „Burkas? Wir stehen eher auf Bikinis!“ oder „Neue „Deutsche“? Machen wir selbst!“. In all diesen Fällen werden Frauen sexualisiert und als Objekte dargestellt, die den „bedrohlichen Islam“ aufhalten sollen. Die AfD, die sich als Retter des Abendlandes und der deutschen Kinder und Frauen betrachten, wollen diese Rettung nur unter der Bedingung der Wiedereinführung „klassischer Rollenbilder“ wie es sie zu Zeiten des dritten Reichs und auch noch eine gute Weile danach gab. Dabei ist sich zum Beispiel Frauke Petry damals auch nicht zu schade gewesen, für ein entsprechendes Werbe-Plakat („Und was ist Ihr Grund, für Deutschland zu kämpfen?“) ihr eigenes Kind fast frontal in die Kamera zu halten. Doch es sind nicht nur Rechtspopulisten, die sich derartige Fehltritte leisten. Weitere Beispiele für frauenverachtende Wahlwerbung gab es zum Beispiel auch von den Grünen oder der FDP. Ein Kreisverband der Grünen ließ es so aussehen, als bedürfe es Mut, eine Frau zu wählen („Sei ein Mann! Wähle eine Frau!“) und bei der FDP wurde Profi-Sein mit Mann-Sein gleichgesetzt („Unser Mann für Hamburg“). Ein Kandidat der Linken, Wulf Gallert, gab sich 2016 zwecks Stimmenfang als „Frauenversteher“ zu erkennen. Die Grüne in Kaarst ließ sich eint zu einem rassistisch – sexistischen Wahlplakat hinreißen. Zu sehen waren die Hände einer weißen Person, die das nackte Gesäß einer schwarzen Frau packten. Die Überschrift lautete „Der einzige Grund, schwarz zu wählen.“ Doch auch die Linke warb einmal mit „Arsch in der Hose in den Bundestag“ und zeigte dabei eine Frau von hinten – bekleidet zwar, aber mit einem „Socialist“-Arschgeweih.

All diese Beispiele zeigen eindrücklich, dass die Arbeit aller Frauenrechts-Gruppierungen noch längst nicht am Ziel ist und noch ein weiter Weg vor ihnen liegt, auch ohne diverse vorgebliche Frauenrechtler aus der rechten Ecke – sei es das „Frauenbündnis Kandel“, deren Mitglieder seit Januar 2018 in Kandel allen Frauen, die pro Geflüchtete sind, Vergewaltigungen durch eben diese wünschen oder das „120db“ – Netzwerk der Identitären Bewegung, die sich eine Rettung durch den starken, weißen Mann herbeisehnen. Diese Gruppierungen, die übrigens nur einen marginalen Anteil an Frauen vorweisen können, wollen Schutz und „Frauenrechte“ nur für die Frauen, die sich brav ihrer Hierarchie unterordnen, das Heim hüten und Kinder bekommen. Ihnen geht es um Unterdrückung und Gleichschaltung, die Abschaffung aller Andersdenkenden. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder laut gegen diese Gruppierungen zur Wehr zu setzen.

Für Frauenrechte einzutreten ist also immer wichtig und richtig, egal, von welcher Seite die Abwertung kommt. Es ist kein rein rechtspopulistisches Problem, aber deren Vorstellungen sind die antiquiertesten und brächten Frauenrechte zurück auf den Stand von 1933. Diesem Sprung zurück in der Geschichte gilt es, sich entschieden entgegen zu stellen, immer und jederzeit.

Wir möchten der Referentin auf diesem Wege nochmals für den Vortrag danken. Auch hat die überwältigende Besucherzahl gezeigt, dass dieses Thema absolut den Nerv der aktuellen Debatten getroffen hat. Wir bedanken uns herzlichst für den informativen und spannenden Abend.
#Landau
#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinld

Gedenkveranstaltung: Bewegte Lichter gegen das Vergessen 16.03.2019

 Am Samstag, den 16.03.2019, dem internationalen Tag gegen Rassismus, haben wir uns am Synagogenmahnmal getroffen, um dort bei einer Kranzniederlegung den Opfern des NS- Regimes und ebenso den Opfern rechter Gewalt allgemein zu gedenken. Von diesen gibt es, laut offiziellen Zahlen, seit Kriegsende um die 200, jedoch könnte die Dunkelziffer im hohen 4-stelligen Bereich liegen. Stellvertetend für sie alle und für das Ende des 2. Weltkrieges vor 74 Jahren haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, 74 Opfern rechter Gewalt einen Namen zu geben und die ihnen widerfahrenen Gräueltaten zu benennen. Zwecks dessen wurde Name, Nationalität und Alter auf Plakate gedruckt, die die Gäste sich nehmen und während des Zuges zum Rathausplatz tragen konnten. Zugleich gab es die für die Veranstaltung obligatorischen Kerzen („Bewegte Lichter gegen das Vergessen“), die am Mahnmal verteilt und am Rathausplatz zu einem Friedens-Symbol geformt werden wollten.

Der Bürgermeister der Stadt Landau, Dr. Maximilian Ingenthron, hat zuerst auf den Bombenhagel auf Landau vor auf den Tag genau 74 Jahren aufmerksam gemacht. Er betonte dabei auch, dass diese grausamen Kriegshandlungen von Deutschland erst losgetreten wurden. Die gesamte Zeit unter der Nazi-Herrschaft nannte er die „schlimmsten, die dunkelsten Jahre der deutschen-, ja der Menschheitsgeschichte“. Weiterhin verwies er auf Heinrich Heines Zitat „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man eines Tages auch Menschen“. Ein dystopisch anmutendes Zitat, das durch die wenige Jahre darauf durchgeführten Reichspogrome zur Realität geworden ist und den wahren Kern des NS-Regimes offenbart hatte. Damit gedachte er nochmals dem Brennen der Landauer Synagoge. Es war eine Zeit, in der Toleranz nicht gewünscht war. Alles, was nicht in das „Blut und Boden“- Bild der Nazi passte, wurde eliminiert.

Danach hatte Christine Kohl-Langer, Historikerin und Leiterin des Stadtarchiv Landau, das Wort, das sie nutzte, um die Erinnerungen an die Gräueltaten gegen die Mitglieder der Landauer jüdischen Gemeinde wachzurufen. Sie berichtete von den während des Laubhüttenfests stattfindenden Fahrten in den Post-Autos zum Bahnhof und der Verladung in Güter-Waggons, sie nahm uns mit auf eine äußerst bildhafte und damit bedrückende Reise zurück in eine Zeit, die niemand der vor Ort anwesenden Personen jemals selbst durchleben möchte. Sie erinnerte auch daran, dass in Landau die NSDAP Monate vor der Machtübernahme mehrheitlich gewählt wurde, eine erschreckende Tatsache mit großem Bezug zu aktuellen Wahlerfolgen von Rechtspopulisten auf der ganzen Welt. Dabei waren die Gründe damals wie heute oft wirtschaftlicher und kapitalistischer Natur, dies müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, wenn wir im Diskurs über oder gar mit Wählenden der Rechtspopulist*innen stehen.

Im Anschluss liefen wir mit den Kerzen über die Marktstraße zum Rathausplatz, wo wir im Sinne eines Frieden stiftenden Zeichens ein menschliches „Peace“-Symbol aufgestellt haben. Danach hielt Tanja Sattler, 1. Vorsitzende von Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V., ihre Rede. Sie warnte vor der Kategorisierung und dem „sich-über-andere-stellen“ bestimmter Menschen. Sie ermahnte uns, die Opfer nicht zu vergessen, auch nicht die des gerade in Neuseeland passierten Attentats auf eine Moschee. Ihrer Meinung nach dürfte eine solch menschenverachtende Ideologie spätestens seit dem NS-Regime keinen Nährboden mehr in unserer Gesellschaft finden. Dass sie es dennoch tut, macht sehr betroffen. Sie ermutigt uns, jeden Tag an alle Opfer zu gedenken und sie im Herzen zu bewahren, „Nie wieder Krieg! Nie wieder Gewalt! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Rassismus! Nie wieder“ war ihr Abschlussplädoyer, dem eine Schweigeminute folgte.
#Landau
#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinld

Fotoaustellung „Deadcalm“ 14.03. – 20.03.2019

Die Stadt Landau schrieb auf ihrer Facebookseite zur Fotoaustellung:

Diese Bilder machen betroffen! Im Haus der Jugend Landau in der Pfalz ist  (…) die Fotoausstellung „Dead Calm – Zivile Seenotrettung“ zu sehen. Gezeigt werden Motive von acht Fotografinnen und Fotografen der Seenotrettungsorganisationen Sea-Watch, Jugend rettet und Ärzte ohne Grenzen/SOS Mediteranee. Die Ausstellung ist Teil der Landauer Wochen gegen Rassismus (…). #landau #jugendförderung #hausderjugend #wochengegenrassismus #fotoausstellung #seenotrettung Bilder: Stadt Landau

Fotovortrag: Flucht nach Europa – die Grenzen der Menschlichkeit von Eriq Marquardt zur Eröffnung der Fotoausstellung „Deadcalm“ am 14.03.2019

Eröffnung der Foto-Ausstellung “Dead Calm” durch Foto-Vortrag von Erik Marquardt

Am Donnerstag, den 14.03. wurde die uns von Sea Watch ausgeliehene Foto-Galerie im Haus der Jugend eröffnet. Zu Beginn um 20.00 Uhr gab es eine musikalische Darbietung von Rosa Stecher, die einige Songs ihrer Band “Sorelle” solo zum Besten gab. Dann hielt Markus Klein, der 2. Vorsitzende des Vereins AgR Südpfalz, eine feierliche Eröffnungsrede zum Thema “Seebrücke”, dem Thema der Ausstellung. Im Anschluss daran übergab Elena Redslob, Vorsitzende der Hochschulgruppe “ViVa Festival Contre Le Racisme”, die Spenden des letztjährigen Festivals an Jan Koch,Vertreter für Café Asyl, und stellvertretend für Sea Watch an Erik Marquardt. Dieser hielt daraufhin seinen mehr als eindrücklichen Foto-Vortrag über die verschiedenen Fluchtrouten nach Europa. Er ging dabei auch auf Afghanistan als angeblich sicheres Land ein, in dem aber jegliche Mitarbeiter der Botschaften mit Transport-Helis vom Flughafen aus in die Botschaften geflogen werden. Dies ist übrigens eine Anordnung des Auswärtigen Amts, weil die Straßen zu gefährlich wären. Selbiges Amt behauptet jedoch, das Land sei sicher genug, um Menschen dorthin abzuschieben!
Erik machte ebenso aufmerksam auf die Balkan-Route, über die die meisten Menschen nach Europa kamen und dass die überhastet hocheskalierten Debatten über Grenzschließungen erst zu den großen Massen an Geflüchteten geführt haben, weil Panik aufkam, dass man es nicht mehr rüber schafft.
Zuletzt ging er auf die Flucht über das Meer ein, mit besonders erschreckenden Details. Zum Beispiel nehmen Frauen eine Spritze, die 3 Monate eine Schwangerschaft verhindern, bevor sie in Lybien ankommen, weil sie schon im Voraus wissen, dass sie dort vergewaltigt werden. Die lybische Küstenwache ist eine von den europäischen Staaten finanzierte Miliz, die das macht, was Europa selbst aufgrund geltender Konventionen nicht möglich ist: Menschen in das menschenrechtsunwürdige Lybien zurückbringen, aus dem sie mit viel Geld zu fliehen versuchten, weg von sexueller Gewalt und Folter bis hin zum Tod.
Ebenso hat Erik beleuchtet, wie viele Steine den Seenotrettern in den Weg gelegt werden. Erst wird die Flagge der Schiffe als ungültig erklärt (nachdem seitens Europa auf das entsprechende Land genügend Druck ausgeübt wurde), dann werden Mängel festgestellt, die angeblich das Leben der Geretteten in Gefahr brächte. Es sei besser, sie direkt und todsicher ertrinken zu lassen als sie zu retten und dabei eventuell unterzugehen, ein Risiko, dessen die Crew-Mitglieder einer Seenotrettungsmission sich völlig bewusst sind. Diese und dergleichen mehr Schildbürger-Argumente finden sich zuhauf, wenn man in der Seenotrettung tätig ist.
Es ist jedoch nicht alles düster und hoffnungslos.Erik hatte auch Bilder von fröhlichen Menschen gezeigt, die allen Widrigkeiten zum Trotz noch Lebensfreude haben und das Beste aus den ihnen gegebenen Karten machen.
Das Gesamtfazit des Abends ist, dass es wichtig ist, sich zu engagieren und diesen Menschen zu helfen, man sich jedoch unbedingt ungeachtet all des Leids noch Hoffnung bewahren muss, denn sie ist eine sehr entscheidende Triebfeder in der Seenotrettung.

Vielfältigkeitskommode vs. Schubladendenken am 13.03.2019

Am 13.03.2019 haben unsere Freunde von Festival Contre Le Racisme – Landau dem schlechten Wetter getrotzt und mit den Bürgern von Landau über Vorurteile gesprochen! Gemeinsam wurde begonnen die Vielfältigkeitskommode zu gestalten, die das verbreitete Schubladendenken ablösen soll!

Vortrag: Erscheinungsformen des Antizignanismus mit Ruhan Karakul am 12.03.2019

#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinLandau Nach einer kurzen Einleitung durch unsere 1. Vorsitzende Tanja Sattler, die unter anderem eine offizielle Definition des Begriffs „Anti-Ziganismus“ gab, richtete Herr Weiß vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinlsnd- Pfalz ein Grußwort an alle Gäste und insbesondere an Frau Karakul, die 3,5 Jahre Justiziarin des Zentralrats tätig war. Er sprach unter anderem von der Alltags-Präsenz des Anti-Ziganismus und sprach eine Forderung nach einem/einer „Anti-Ziganismus – Beauftragten“ aus, um damit ein Zeichen zu setzen für die Wichtigkeit des Themas.
Frau Karakul begann daraufhin ihren Vortrag mit einer gesetzlichen Grundlage, nämlich dass alle Menschen vorm Gesetz gleich seien. Dabei verwies sie auch auf die von Deutschland ratifizierte Anti-Rassismus-Konvention, die damit für die deutsche Rechtsprechung geltendes Recht darstellt.
Ziganismus meint dabei eine homogenisierende Darstellung („die klauen alle, betteln und entführen Kinder“), eine Zuschreibung bestimmter Eigenschaften („arbeitsfaul, Sozialschmarotzer…“) und das Vorhandensein diskriminierender Strukturen, die eine strukturelle Ungleichheit produzieren.
Ein großes Problem besteht darin, dass Anti-Ziganismus, im Gegensatz zum Antisemitismus weder eine eigene Kommission hat (was seit der vorletzten Regierungslegislatur schon hätte geschehen sollen), noch als gesellschaftliches Problem anerkannt wird. Dabei haben bei Umfragen im letzten Jahr die Hälfte aller Deutschen angegeben, sie würden „die Sinti und Roma aus den Innenstädten raus haben wollen“ und gar 60 Prozent unterstellten ihnen „einen Hang zur Kriminalität“.
Besieht man sich die Geschichte des Anti-Ziganismus, ist dies nicht weiter verwunderlich. 1956, also deutlich nach Ende der NS-Zeit, fällte der Bundesgerichtshof bezüglich Sinti und Roma ein rassistisches Gerichtsurteil, von welchem der BGH sich erst 60 Jahre danach distanzierte. Bis 2016 liefen jedwede Bemühungen seitens des ZRDSR ins Leere.
1967 gab es in einem Leitfaden für angehende Beamte des BKA eine rassistische Beschreibung der Sinti und Roma, die auf bloßen Stereotypen und Vorurteilen beruht.
Erst 1982 wurde anerkannt, dass es eine rassistische Verfolgung der Sinti und Roma gibt.
Und selbst danach, in den 2000ern kam und kommt es immer wieder zu entsprechenden Äußerungen. Ein Polizeibericht im Jahre 2014 etwa sprach von einer „mobilen ethnischen Minderheit“, was rechtsstaatlich nicht rechtens ist, stellt es doch einen Strafbestand in unmittelbaren Bezug mit einer Minderheit, die es eigentlich vor Stereotypierung und Vorurteilsbildung zu bewahren gilt.
Ebenso gab es während der NSU-Morde eine falsche Spur, die direkt auf die Sinti und Roma hingedeutet wurde und zu rassistischen Aktenvermerken geführt hatte. Obwohl sich herausstellte, dass diese Anschuldigungen komplett falsch waren, gab und gibt es noch immer keine Entschuldigung seitens der Behörden, die damals ermittelt hatten.
Ebenso werden Sinti und Roma in Medien stereotypisch dargestellt, es werden jegliche Klischee-Register gezogen und das wird dann manchmal auch noch von Staatsgeldern finanziert. Ein Beispiel aus jüngster Zeit dafür ist der Kinderfilm „Nellys Abenteuer“, in dem die kleine Nelly beim Urlaub in Rumänien von einem „Roma-Clan“ entführt wird. Kinder finden an einem solchen Film erst mal nichts Schlechtes, aber die Bilder des Stereotyps prägen sich ein, sie sorgen dafür, dass der Frame gebildet oder stabilisiert wird.
Zuletzt sei noch auf den Fall des NPD-Plakats verwiesen worden: „Geld für Oma statt für Sinti und Roma“. Eine höchst plakative und rassistische Aussage, die in wenigen Kommunen von den Mästen genommen wurde, musste aufgrund eines Urteils des Kasseler Gerichtes von den Kommunen geduldet werden, weil das Gericht keine Volksverhetzung darin erkennen konnte/wollte.
Ein großes Problem, und damit schloss Frau Karakul dann, sei eine fehlende Sensibilität. Nicht nur beim Volk, sondern auch bei Personen in juristischen Bereichen, die teilweise noch immer nichts von der Anti-Rassismus-Konvention wissen und diese somit nicht in ihre Arbeit einbinden können.

Das Fazit des Abends lautet: Anti-Ziganismus ist weit verbreitet und wir müssen die Augen aufhalten, um ihn zu erkennen und zu demaskieren und dagegen vorzugehen. Es bedarf mehr Sensibilität für und Solidarität mit den betroffenen Minderheiten!

Demo #WirsindLandau #Wirsindmehr am 09.03.2019

Wir danken allen Menschen, die am 09.03.2019 in Landau Nässe, Kälte und Wind getrotzt haben, um mit uns gemeinsam ein Zeichen für ein friedvolles Miteinander und ein tolerantes Landau, in dem Fremdenhass und menschenverachtende Ideologien keinen Platz haben, zu setzen! Wir waren nicht nur mehr! Wir waren viel mehr! Bereits zum zweiten Mal sind ca. 1000 Landauer Bürger und Südpfälzer einem Häufchen von ca. 70 verblendeten Ideologen Schulter an Schulter entgegengetreten und haben damit ein großartiges Zeichen für unsere weltoffene und pluralistische Gesellschaft und gegen Rassismus gesetzt!
Danke an die Antifaschisten, die die „besorgten Bürger“ über eine Stunde am weiterlaufen gehindert haben! Danke an die Antifaschisten und Passanten, die sich spontan dem Frauenbündnis in den Weg gestellt und dadurch verhindert haben, dass die Rechten ihre Route verlassen und zum Landauer Rathaus ziehen konnten! Danke an unsere Unterstützer! Danke an die Mitorganisatoren! Einfach ein fettes Danke an alle, die den gestrigen Tag möglich gemacht haben! Ihr wart klasse! Es hat Spaß gemacht, wenn es uns zwischendurch auch mal etwas Nerven gekostet hat! Landau – Das war großartig!
Natürlich wollen wir Euch ein Highlight nicht vorenthalten: Den “ gelebten Patriotismus“ des selbsternannten „Volkes“, dass sich bei türkischen Mitbürgern im Dönerladen mit Essen versorgt hat und sich damit viel Kopfschütteln, Häme und Gelächter der Passanten eingefangen hat! Eine 78jährige Passantin bemerkte dazu treffend „Merken die überhaupt noch was? Wie kann man nur so dumm und verlogen sein?“

Eröffnung der Landauer Wochen gegen Rassismus am 11.03.2019

Gemeinsam für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit! Anlässlich der heute beginnenden Internationalen Wochen gegen Rassismus haben Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron und Beigeordneter Rudi Klemm gemeinsam mit dem Beirat für Migration und Integration Landau in der Pfalz und Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V. ein Banner am Balkon des Rathauses befestigt. Für die Dauer der Aktionswochen – bis zum 24. März – wird das Banner ein sichtbares Zeichen gegen Rassismus setzen.