Öffentliche Führungen Gedenkstätte und Ausstellung „NS- Psychatrie in der Pfalz“, Pfalzklinikum Klingenmünster am 15.03.2019 und 23.03.2019

Beide Führungen „NS- Psychiatrie in der Pfalz“ am 15.03.2019 und 23.03.2019 waren restlos ausgebucht.
Herr Andreas Dietz vom Team der Gedenkarbeit des Pfalzklinikums lies an beiden Terminen 20 interessierten Teilnehmer an den Ergebnissen der bis heute noch nicht abgeschlossenen Aufarbeitung der Beteiligung des Pfalzklinikums am staatlich organisierten Krankenmord teilhaben, die anhand von 10 dokumentierten Einzelschicksalen in der Austellung gezeigt werden.
Nur durch einen zufälligen Aktenfund auf einem Speicher des Pfalzklinikums Ende der 80er Jahren wurde überhaupt bekannt, dass auch in der Südpfalz Menschen Opfer der nationalsozialistischen Gesundheits- und Rassenpolitik wurde. Offiziell wurde der Krankenmord noch bis weit in die 60er Jahre hinein geleugnet. Mit dem Aktenfund hat die klinikinterne Aufarbeitung des eigenen dunklen Kapitels begonnen. 1993 lagen erste verwertbare Forschungsergebnisse vor. Inzwischen geht man davon aus, dass alleine im Pfalzklinikum 2000 Menschen Opfer des staatlichen Krankenmordes wurden. 366 Zwangssterilisationen wurden durchgeführt. Allein 1880 Patienten wurden Opfer des Hungererlasses und verhungerten innerhalb von wenigen Wochen. 2014 wurde erstmals bekannt, dass das Pfalzklinikum, damals noch Heil- und Nervenanstalt, auch an der Kindereuthanasie beteiligt war. Derzeit geht man von 66 Kindern und Jugendlichen aus, die getötet wurden. All das und mehr, ergänzt mit historischen Hintergrundinformationen, Anekdoten und Originaldokumenten konnten die interessierten Besucher bei den Führungen erfahren. Es bleibt die Erkenntnis, dass wir achtsam durchs Leben gehen und unseren Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen müssen. Eine Erkrankung oder Behinderung nimmt keinem Mensch seine Menschenwürde! Wir müssen die Erinnerung aufrecht erhalten, dürfen die Opfer nicht vergessen und müssen unsere Lehren aus der Geschichte und den Schicksalen der Opfer ziehen, auf dass sich solche Verbrechen nie mehr wiederholen. Das Pfalzklinikum und das Team der Gedenkarbeit leisten mit ihrem Engagement und ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag hierzu! Dafür haben sie unseren Respekt und Dank!

Weitere Infos unter: http://www.ns-psychiatrie-pfalz.de/home/
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