Rückblick zum Abschluss der Landauer Wochen gegen Rassismus

Die Landauer Wochen gegen Rassismus sind zu Ende gegangen! In 2 Wochen haben wir mit einem bunten Veranstaltungsprogramm viele Menschen erreicht, tolle Gespräche geführt, viel Spaß gehabt, aber auch so einige bedrückende und beklemmende Momente gehabt, so einige Aha- Effekte erlebt und selbst so einiges Neues gelernt, viel Zuspruch erhalten, neue Mitstreiter gefunden und Menschen aufklären und motivieren können! Wir bedanken uns ganz herzlich für die Unterstützung und Wertschätzung bei der Stadt Landau.de – Die Südpfalzmetropole und dem Beirat für Migration und Integration Landau in der Pfalz. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Bündnispartnern, Mitveranstaltern und Helfern Attac Landau, Amnesty International Hochschulgruppe Landau, Grüne Landau, Fachschaft Menschenrechtsbildung Uni Landau, Gedenkstätte des Pfalzklinikum Klingenmünster, Haus der Jugend Landau in der Pfalz, Südstern-Haus, Marock, Universum Kinocenter, ViVa festival contre le racisme Landau und dem Weingut Emil Bauer & Söhne, dessen leckerer Antirassismuswein über die letzten 2 Wochen begleitet hat. Natürlich bedanken wir uns auch ganz herzlich bei allen Besuchern, Gästen und Teilnehmer und bei allen, die wir vergessen haben!
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Mittendrin & Bunt Alternativ 24.03.2019

Das Mittendrin & Bunt Alternativ hat am Sonntag, den 24.03.2019 wieder eingeschlagen. Groß und Klein lebten das Motto und waren Mittendrin und Bunt und Alternativ! Bei schönem Wetter tagsüber und trotz abendlicher Kälte wurde gefeiert, getanzt, gegessen, mit angepackt wo gerade Anpacken angesagt war! Die offene, tolerante und bunte Gesellschaft ist keine Utopie, sondern Realität! Hass, Hetze und Fremdenfeindlichkeit wurden Toleranz, Freude und ein friedliches Miteinander entgegengesetzt.
Zum Nachdenken regte die Austellung des syrischen Künstlers Emad Al Sarem, der vor 3 Jahren nach Deutschland kam und seine Bürgerkriegserlebnisse und Fluchterfahrungen mit seiner Kunst verarbeitet! Emad verarbeitet aber nicht nur seine Erlebnisse, er ist ein liebenswerter, lebensfroher Mensch, der der Gesellschaft mit seiner Art, seiner künstlerischen Arbeit mit Kindern und Senioren mehr zurückgibt, als Geld und Sachwerte es je könnten!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen fleißigen Helfern, den Bands und Künstler, den Initiativen und Vereinen, den fleißigen Köchen und Köchinnen, die nach dem Prinzip „hausgemacht, international und auf Spendenbasis“ für das leibliche Wohl Aller gesorgt haben! Natürlich bedanken wir uns auch ganz herzlich bei allen Gästen, die das Fest belebt haben!
Es war ein wunderschöner Tag!
Ein ausführliches Fotoalbum findet ihr auf der Homepage des Südstern-Haus: https://old.suedstern-ev.de/filebro…/…/03Mittendrin+Bunt2019
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Vortrag: Warum Menschenfliehen – Fluchtwege und Fluchtursachen von Dr. Ramona Lenz am 20.03.2019

Im vollbesetzten Seminarraum der Roten Kaserne referierte am 20.03.2019 Frau Dr. Ramona Lenz von medico international zur Frage „Warum Menschen fliehen – Fluchtwege und Fluchtursachen“. Monja Ott von der Amnesty International Hochschulgruppe Landau, eröffnete die Vortragsveranstaltung mit einer kurzen Rede. In ihrer Eröffnungsrede wieß Monja daraufhin, dass Millionen von Menschen weltweit auf der Flucht sind, während auch in Deutschland immer mehr Menschen der rechten Hetze verfallen. Einer Hetze die gegen Geflüchtete wettert und Ängste und Vorurteile schürt. Doch vielmehr sollte unsere Aufgabe darin bestehen, die Menschen auf der Flucht und ihre Beweggründe zu verstehen, sich mit ihrer Situation auseinander zu setzen, die Beweggründe zu verstehen um konstruktiv helfen zu können. Gerade in den heutigen Zeiten zeigt sich wieder einmal mehr, wie wichtig es ist Empathie als Zeichen der Menschlichkeit wieder in den Focus zu rücken, Ängste abzubauen und Brücken zwischen den Menschen dieser Welt aufzubauen. Bob Dylan sagte einst: Kritisiere nicht, was Du nicht verstehen kannst. Nach dieser kurzen Einführung begann Frau Dr. Ramona Lenz von Medico Inernational ihren Vortrag. Sie erläuterte den interessierten Zuhörern die Hinter- und Beweggründe für die weltweite Fluchtbewegung und warum die europäische Politik weitere Fluchtursachen erschafft, wo sie sie bekämpfen will! Auch wenn von einer Seite immer nur von Wirtschaftsflüchtlingen die Rede ist, es gibt 5 Hauptfluchtgründe, die die Menschen dazu bewegen ihre Heimat, ihre Familie in Richtung Ungewissenheit zu verlassen: 1. Krieg und Gewalt, 2. Perspektivlosigkeit und Armut, 3. Diskriminierung und Verfolgung, 4. Rohstoffhandel und Landraub und 5. Umweltzerstörung und Klimawandel. Die meisten Geflüchteten kommen aus Kriegsgebieten. Die größten Aufnahmeländer sind die Nachbarländer dieser Kriegsgebiete. Proportional zur Einwohnerzahl gesehen hat der Libanon die meisten Menschen auf der Flucht aufgenommen, gefolgt von der Türkei, dem Sudan und Uganda. Musa Ecweru, Minister für Flüchtlingsangelegenheiten in Uganda, wird in der TAZ vom 21.06.2017 wie folgt zitiert: „Wir können nicht sagen: Sorry, geh und stirb, wie es derzeit im Mittelmeer mit den ertrinkenden Migranten passiert! Das ist moralisch einfach grundsätzlich falsch. Unserre Grenzen bleiben offen.“ Uganda hat eine Infrastruktur für Flüchtlinge aufgebaut, von der auch die Bevölkerung pprofitiert und die den Gefölüchteten ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben ermöglicht: Arbeit, Bildung, Land!Ende 2017 waren 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Alle 2 Sekunden ist ein Mensch zur Flucht gezwungen. 9 von 10 Geflüchteten leben in sogenannten Entwicklungsländern. Zwei Drittel aller in Europa lebenden Zuwanderer kommen auch aus Europa.

Die Schwerpunkte der europäischen Migrationspolitik wurden in ihrer Umsetzung kritisch betrachtet:

1. Fluchtursachen mindern: Leider zielen viele Aktivisten bestenfalls auf Verhinderung von Flucht, verursachen dadurch neue Fluchtgründe. Dies zeigte Frau Lenz deutlich am Beispiel Mali und den Cashewröstereien auf: Mali ist ein armes Land. Im Süden des Sahel-Landes hat die EU ein „Vorzeigeprojekt“ ins Werk gesetzt. Miteuropäischem Geld wurde eine Rösterei für Cashewnüsse eingerichtet. Der Haken daran: nachdem das Gebäude samt Einrichtung stand, gingen die EU- Hlfer. Viele Bauern der Gegend pflanzen Cashewnüsse an, es fehelen jedoch Fahrzeuge, Vertriebswege, Großkunden und der Zugang zu einem überregionalen Markt. Viele Bauern bleiben auf ihrer Ernte sitzen. In Sambia wurde versucht Fluchtursachen durch Förderung von Privatinvestitionen zu bekämpfen. Zur Bekämpfung von Armut, Schaffung von Arbeitsplätzen und besseren Löhnen für die Menschen des LAndes, hat der Konzern Agrivision aus dem Africa Agriculture Trade Investment Fond des Entwicklungsministeriums 10 Millionen erhalten. Jedoch arbeit auf den Feldern kaum Menschen, der Betrieb ist mechanisiert um Kosten für die Arbeit zu sparen. Anwohner berichten ihnen wurde das Ackerland weggenommen und die Menschen haben nicht mehr genügend zu essen, weil sie ihr Land nicht selbst bewirtschaften dürfen.

2. Rückkehr- und Reintegrationsförderung: Hierzu hat Deutschland ein Rückkehrerprogramm aufgelegt, dass Geflüchteten ungeachtet der Gefahr, die sie eventuell erwartet Geld für die Rückkehr bietet: „Returning from Germany“. Allerdings sind freiwillge Rückkehrer in ihren heimatländern aufgrund der westlichen Berichterstattung, die sich hauptsächlich auf Kriminalität und Sensation fokusiert, als Kriminelle stigmatisiert. Oft ist eine freiwillige Rückkehr für diese Mesnchen schlimmer als eine Abschiebung, denn sie sind ja in den Augen der anderen selbst schuld an ihrer Situation. Sie haben ja der Rückkehr zugestimmt.

3. Irreguläre Migration und Schleußerkriminalität bekämpfen: es ist gemeinhin bekannt, dass Diktatoren als Türsteher der EU fungieren. Siehe Lybien, Türkei, Niger, Tschad. Europas Grenzschutz beginnt in Afrika. Vor menschenunwürdiger Behandlung, Folter, Menschenhandel und unwürdigen Bedingungen werden die Augen geschlossen. Die deutsche Botschaft in Niger beschrieb 2017 die Situation der Geflüchteten in Lybien als „allerschwerste, systematische Menschenrechtsverletzungen“ und „KZ- ähnliche Verhältnisse“.  Es geht um Wirtschaftsinteressen, um Bodenschätz und vieles mehr. Es geht aber nicht um die Sicherheit der Menschen vor Ort. Es geht um die Sicherheit Europas.

Durch ihren Eingriff in Afrika, der Schaffung von Grenzposten und Grenzen, der Investitionen in Militär, sorgt die EU für weitere illegale Migration innerhalb von Afrika. Viele Arbeiter, die Jahrzehntelang im Nachbarland arbeiteten benötigen plötzlich Arbeitsvisa oder werden illegal, wenn sie diese nicht bekommen. Das sind die paradoxen Effekte der EU- Fluchtpolitik: Für die Menschen vor Ort gibt es keine Zukunftsperspektiven, keine Arbeit und viel Armut. Europa ist Exportweltmeister für fluchtgründe durch seine Fluchtpolitik der „Festung Europa“

Teilhabe und Gerechtikeit müssen für alle geschaffen werden, für viele Menschen auf der Welt ist dies jedoch nur durch Flucht und Migration möglich.

„Wir haben keine Flüchtlingskrise, wir haben eine Weltkrise!“

Weitere Infos unter: https://www.medico.de/

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Vortrag: Erscheinungsformen des Antizignanismus mit Ruhan Karakul am 12.03.2019

#IWgR19 #IWgR2019 #immerwaslosinLandau Nach einer kurzen Einleitung durch unsere 1. Vorsitzende Tanja Sattler, die unter anderem eine offizielle Definition des Begriffs „Anti-Ziganismus“ gab, richtete Herr Weiß vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinlsnd- Pfalz ein Grußwort an alle Gäste und insbesondere an Frau Karakul, die 3,5 Jahre Justiziarin des Zentralrats tätig war. Er sprach unter anderem von der Alltags-Präsenz des Anti-Ziganismus und sprach eine Forderung nach einem/einer „Anti-Ziganismus – Beauftragten“ aus, um damit ein Zeichen zu setzen für die Wichtigkeit des Themas.
Frau Karakul begann daraufhin ihren Vortrag mit einer gesetzlichen Grundlage, nämlich dass alle Menschen vorm Gesetz gleich seien. Dabei verwies sie auch auf die von Deutschland ratifizierte Anti-Rassismus-Konvention, die damit für die deutsche Rechtsprechung geltendes Recht darstellt.
Ziganismus meint dabei eine homogenisierende Darstellung („die klauen alle, betteln und entführen Kinder“), eine Zuschreibung bestimmter Eigenschaften („arbeitsfaul, Sozialschmarotzer…“) und das Vorhandensein diskriminierender Strukturen, die eine strukturelle Ungleichheit produzieren.
Ein großes Problem besteht darin, dass Anti-Ziganismus, im Gegensatz zum Antisemitismus weder eine eigene Kommission hat (was seit der vorletzten Regierungslegislatur schon hätte geschehen sollen), noch als gesellschaftliches Problem anerkannt wird. Dabei haben bei Umfragen im letzten Jahr die Hälfte aller Deutschen angegeben, sie würden „die Sinti und Roma aus den Innenstädten raus haben wollen“ und gar 60 Prozent unterstellten ihnen „einen Hang zur Kriminalität“.
Besieht man sich die Geschichte des Anti-Ziganismus, ist dies nicht weiter verwunderlich. 1956, also deutlich nach Ende der NS-Zeit, fällte der Bundesgerichtshof bezüglich Sinti und Roma ein rassistisches Gerichtsurteil, von welchem der BGH sich erst 60 Jahre danach distanzierte. Bis 2016 liefen jedwede Bemühungen seitens des ZRDSR ins Leere.
1967 gab es in einem Leitfaden für angehende Beamte des BKA eine rassistische Beschreibung der Sinti und Roma, die auf bloßen Stereotypen und Vorurteilen beruht.
Erst 1982 wurde anerkannt, dass es eine rassistische Verfolgung der Sinti und Roma gibt.
Und selbst danach, in den 2000ern kam und kommt es immer wieder zu entsprechenden Äußerungen. Ein Polizeibericht im Jahre 2014 etwa sprach von einer „mobilen ethnischen Minderheit“, was rechtsstaatlich nicht rechtens ist, stellt es doch einen Strafbestand in unmittelbaren Bezug mit einer Minderheit, die es eigentlich vor Stereotypierung und Vorurteilsbildung zu bewahren gilt.
Ebenso gab es während der NSU-Morde eine falsche Spur, die direkt auf die Sinti und Roma hingedeutet wurde und zu rassistischen Aktenvermerken geführt hatte. Obwohl sich herausstellte, dass diese Anschuldigungen komplett falsch waren, gab und gibt es noch immer keine Entschuldigung seitens der Behörden, die damals ermittelt hatten.
Ebenso werden Sinti und Roma in Medien stereotypisch dargestellt, es werden jegliche Klischee-Register gezogen und das wird dann manchmal auch noch von Staatsgeldern finanziert. Ein Beispiel aus jüngster Zeit dafür ist der Kinderfilm „Nellys Abenteuer“, in dem die kleine Nelly beim Urlaub in Rumänien von einem „Roma-Clan“ entführt wird. Kinder finden an einem solchen Film erst mal nichts Schlechtes, aber die Bilder des Stereotyps prägen sich ein, sie sorgen dafür, dass der Frame gebildet oder stabilisiert wird.
Zuletzt sei noch auf den Fall des NPD-Plakats verwiesen worden: „Geld für Oma statt für Sinti und Roma“. Eine höchst plakative und rassistische Aussage, die in wenigen Kommunen von den Mästen genommen wurde, musste aufgrund eines Urteils des Kasseler Gerichtes von den Kommunen geduldet werden, weil das Gericht keine Volksverhetzung darin erkennen konnte/wollte.
Ein großes Problem, und damit schloss Frau Karakul dann, sei eine fehlende Sensibilität. Nicht nur beim Volk, sondern auch bei Personen in juristischen Bereichen, die teilweise noch immer nichts von der Anti-Rassismus-Konvention wissen und diese somit nicht in ihre Arbeit einbinden können.

Das Fazit des Abends lautet: Anti-Ziganismus ist weit verbreitet und wir müssen die Augen aufhalten, um ihn zu erkennen und zu demaskieren und dagegen vorzugehen. Es bedarf mehr Sensibilität für und Solidarität mit den betroffenen Minderheiten!