Jahresrückblick 2023

Das Jahr 2023 war welt- und gesellschaftspolitisch geprägt von gesellschaftlichen Herausforderungen, Wandel und multiplen Krisen, die uns alle betreffen. Auch für den Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V. war es ein Jahr voller Herausforderungen, engagierter Gemeinschaftsarbeit und inspirierender Veränderungen.

Gemeinschaftsprojekte und Veranstaltungen: Im vergangenen Jahr richtete der Verein mehrere bedeutsame Veranstaltungen aus, um das Bewusstsein für Toleranz und Menschlichkeit zu stärken, Aufklärungsarbeit gerade im Bezug auf Rechtspopulismus und Menschenfeindlichkeit zu leisten und die Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen zu bringen. Darunter das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz am 27.01. am Landauer Synagogenmahnmal. Reden wurden gehalten von Landaus Bürgermeister Herr Ingenthron, dem Geschäftsführer des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma RLP, Herrn Jacques Delfeld jun. sowie dem ToM Mitglied Björn Eisenmann.
Ebenso erfolgreich war der 4. Haus Rock Solikneipenabend, dessen Einnahmen in die Finanzierung weiterer Veranstaltungen flossen.
Ein herausragender Vortrags- und Konzertabend „Und ewig weht der kalte Wind – Lernen aus der Vergangenheit“ präsentierte die Geschichte der deutschen Sinti und Roma. Herr Ricardo Laubinger, 1. Vorsitzender der Sinti Union Hessen, teilte exemplarisch die Familiengeschichte der Familie Weiss und deren Kampf um Anerkennung als Opfer des NS-Regimes. Das Publikum wurde zudem vom Ricardo Laubinger Swingtett mit mitreißendem Gypsy Swing begeistert.
Das Gedenken an die Deportation jüdischer Mitbürger*innen aus der Pfalz nach Gurs sowie eine Mahnwache zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung ermöglichten eine lebendige Erinnerungskultur und den Blick auf aktuelle Herausforderungen wie wachsenden Antisemitismus und den Kulturkampf der Neuen Rechten. Veranstaltungen wie der Vortrag von Dr. Radmila Mladenova zu „Antiziganistischen Traditionslinien im Film“ und die Vorführung des Films „Tom Medina“ trugen zur Sensibilisierung bei.
Gemeinsam mit Partnern wie dem Landesverband deutscher Sinti und Roma RLP sowie dem Goetheinstitut Mannheim setzte der Verein auf informative und anregende Formate, um Toleranz und Menschlichkeit zu fördern.
In einer besonders beeindruckenden Veranstaltung, die ein neues Format der Erinnerungskultur darstellt, luden wir am 09. November zum Gedenken an die Schrecken der Reichspogromnacht gemeinsam mit dem Landesverband deutscher Sinti und Roma, der Gedenkstätte Neustadt und der Stadt Neustadt in das Roxy Kino Neustadt ein. Anstatt an einem Mahnmal trafen wir uns im Kino, wo Jacques Delfeld jun. (LVSR RLP) und Frank Zank (Gedenkstätte Neustadt, jüdische Kultusgemeinde) als Zweitzeugen anhand ihrer Familiengeschichten der Familie Winterstein aus Rülzheim und Familie Koch aus Rodalben die Verfolgung der Sinti und Roma sowie die Judenverfolgung im NS-Regime und den damit verbundenen langen Kampf um Anerkennung als Opfer politischer Verfolgung und Wiedergutmachung aufzeigten. Diese innovative Form des Gedenkens ermöglichte einen eindringlichen Einblick in die Geschichte und betonte die persönlichen Erfahrungen als lebendiges Zeugnis vergangener Ereignisse.
Ebenfalls im November 2023 konnten wir endlich die lang ersehnte Podiumsveranstaltung „Meine Integrationsgeschichte“ durchführen, nachdem sie pandemiebedingt, zuvor mehrmals verschoben werden musste. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, und die Rückmeldungen von Gästen und Podiumsteilnehmern waren eindeutig: Es besteht ein Wunsch nach mehr solcher Events, die persönliche Begegnungen und Austausch ermöglichen. Wir nehmen dieses positive Feedback gerne an und planen weitere Veranstaltungen, um durch persönliche Begegnungen Brücken zu bauen und Vorurteile abzubauen.

Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen: Der Verein hat erfolgreich Partnerschaften mit lokalen Institutionen, Unternehmen und anderen gemeinnützigen Organisationen aufgebaut. Diese Zusammenarbeit ermöglichte eine breitere Reichweite und stärkte die gemeinsamen Bemühungen um eine tolerante und menschliche Gesellschaft.

Öffentlichkeitsarbeit und Medienpräsenz: Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und eine verstärkte Medienpräsenz konnte der Verein eine größere Aufmerksamkeit für seine Anliegen generieren. Besonders im Bereich der Erinnerungskultur trugen unser Social-Media-Kampagnen dazu bei, die Botschaft von Toleranz und Menschlichkeit weit über die Region hinaus zu verbreiten.


Mitgliederbeteiligung und -wachstum: Im vergangenen Jahr verzeichneten wir zwar ein leichtes Wachstum in der Mitgliederzahl, jedoch stieg die Anzahl der aktiven Mitglieder nicht entsprechend. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurde in der Mitgliederversammlung eine neue Beitragsordnung beschlossen, die am 01.01.2023 in Kraft trat. Zusätzlich haben wir im April 2023 den offenen Stammtisch im Joul’s in Landau eingeführt, der an jedem ersten Donnerstag im Monat stattfindet. Dieses neue Format dient dazu, das soziale Miteinander zu stärken und interessierten Personen eine ungezwungene Gelegenheit zu bieten, den Verein und unsere Arbeit kennenzulernen.
Ein weiterer positiver Schritt war der erste Vereinsausflug im November. Gemeinsam wanderten wir von Annweiler zum Kletterfelsen Asselstein. Dort erhielten wir einen historischen Input zur „Asselsteingruppe“ am Gedenkstein und der Bank des Widerstandes, die der sozialdemokratischen und sozialistischen Pfälzer Widerstandsgruppe gegen das NS- Regime um den Landauer Heinrich Stützel gewidmet sind. Nach der Wanderung genossen wir eine gemütliche Einkehr in der Kletterhütte, um uns gemeinsam zu stärken.

Vorfreude auf bevorstehende Veranstaltungen 2023:
Im aufregenden Jahresendfinale stehen noch zwei besondere Events bevor:

#gemeinsamstatteinsam – Heiligabend 2023 zusammen feiern: Zum zweiten Mal veranstalten wir unser Weihnachtsessen #gemeinsamstatteinsam. In Zusammenarbeit mit der Protestantischen Stiftskirchengemeinde Landau und Engagement Landau findet das Festessen dieses Jahr an zwei Locations statt: im Landauer Haus der Stadtmission und im Gemeindehaus der Stiftskirchengemeinde. Beginnend mit einem Gottesdienst und Kinderprogramm um 16:00 Uhr in der Stadtmission und um 18:30 Uhr in der Stiftskirche, laden wir alle herzlich zum Feiern, Essen und Beisammensein ein. Anmeldungen sind bei verschiedenen Stellen möglich, und wir freuen uns auf eine besinnliche Zeit voller Weihnachtslieder, gemeinsamen Essens und froher Gemeinschaft. Das Event kann mit Spenden auch über Paypal unter https://paypal.me/suedstern unterstützt werden.

Haus Rock Party zum 5. Vereinsgeburtstag: Nachdem die Sommerfeier leider abgesagt werden musste, freuen wir uns umso mehr auf die Haus Rock Party zum 5. Vereinsgeburtstag am 30.12. im Südstern Haus. Wir erwarten eine großartige Geburtstagsfeier mit Freunden, Unterstützern und Weggefährten. Anlässlich des Jubiläums haben wir einige Specials vorbereitet, die wir auf der Party präsentieren und die unsere Gäste erwerben können. Lasst euch überraschen und feiert mit uns das fünfjährige Bestehen des Vereins für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V.!

Ausblick auf 2024: Für das kommende Jahr plant der Verein, seine Bemühungen zu intensivieren, neue Partnerschaften einzugehen und innovative Projekte zur Förderung von Toleranz und Menschlichkeit zu starten. Mit dem Rückenwind aus dem herausfordernden, aber erfolgreichen Jahr 2023 blickt der Verein optimistisch in die Zukunft und ist entschlossen, weiterhin einen positiven Beitrag zur Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft zu leisten.
Der Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V. bedankt sich herzlich bei allen Mitgliedern, Unterstützern und Partnern für ihre engagierte Mitarbeit und freut sich auf ein weiteres Jahr voller inspirierender Projekte und gemeinsamer Erfolge.

#gemeinsamstatteinsam – Heiligabend 2023 zusammen feiern

In diesem Jahr findet zum zweiten Mal unser Weihnachtsessen #gemeinsamstatteinsam statt! Wir freuen uns dass unsere Freunde von der Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau in der Pfalz und Engagement_Landau in diesem Jahr neu mit ins Boot gekommen sind und das Weihnachtsessen in diesem Jahr an zwei Locations stattfinden wird: in den Räumen der Stadtmission Landau UND in den Räumen des Gemeindehauses der Stiftskirchengemeinde:
Das Landauer Haus der Stadtmission, Bismarckstr. 23, und das Gemeindehaus der Stiftskirchengemeinde, Stiftsplatz 7, laden am 24.12. zum feiern, essen und beisammen sein ein.
In der Stadtmission geht es inklusive Kinderprogramm um 16:00h mit dem Gottesdienst los. Um 17:30 Uhr startet das Abendprogramm. Benachbart zur Stiftskirche beginnen Gottesdienst, Essen und Programm um 18:30 Uhr.
Anmeldungen bei der Landauer Tafel, der Caritas Landau, der Stadtmission/Terrine Landau oder dem Gemeindebüro der Stiftskirche.
Rückfragen telefonisch an Armin Schowalter unter: 0176-31389330.
Das Südstern-Haus, der Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V., die Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau in der Pfalz und der Evangelische Gemeinschaftsverband Pfalz e.V. freuen sich gemeinsam mit den Teilnehmenden auf Besinnlichkeit, Weihnachtslieder singen, gemeinsam essen und frohes Zusammensein.
Event mit Spenden unterstützen via Paypal unter: https://paypal.me/suedstern
Stadt Landau in der Pfalz

#gemeinsamstatteinsam #stadtlandauinderpfalz #engagiertestadt #engagierteslandau #engagementlandau #stiftskirchelandau #caritaslandau #tafellandau #terrinelandau

Herzliche Einladung zum Podium „Meine Integrationsgeschichte“

Schon lange geplant, seit 2020 pandemiebedingt immer wieder abgesagt und verschoben, aber was lange währt…. Endlich ist es soweit! 😃

Herzliche Einladung am 17.11.2023 um 19 Uhr in den Chorsaal des Gemeindehauses der Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau in der Pfalz in der Pfalz zum Podium „Meine Integrationsgeschichte“ mit freundlicher Förderung der Amadeu Antonio Stiftung.
„Gegenseitiges Verständnis zwischen verschiedenen Religionen, Kulturen und Herkünften kann nur durch den Dialog entstehen.“
Mitbürgerinnen mit Flucht- und Migrationshintergrund präsentieren interessierten Besucherinnen ihre Geschichte. Wie kamen sie hierher? Warum haben sie ihre alte Heimat verlassen? Was bewog sie zum Bleiben? Auf welche Hürden und Hindernisse sind sie gestoßen? Was oder Wer hat ihnen dabei geholfen sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren? Wie sehen sie ihre neue Heimat und die Menschen heute? Wie empfanden sie es, unsere Kultur und die hiesigen Menschen kennen zu lernen? Kommen Sie vorbei, kommen Sie mit diesen Menschen in den Dialog, lernen Sie sie kennen und wagen Sie den Perspektivwechsel. Es lohnt sich garantiert!

Gemeinsam mit den Teilnehmenden freuen wir uns über einen spannenden und konstruktiven Austausch!

Die Veranstaltung ist kostenfrei, als Veranstaltende freuen wir uns aber über Spenden zur Kostendeckung. Für das leibliche Wohl der Teilnehmenden und Gäste ist gesorgt.

Podiumsveranstaltung: Meine Integrationsgeschichte

Mitbürgerinnen mit Flucht- und Migrationshintergrund präsentieren interessierten Besucherinnen ihre Geschichte.

Warum haben sie ihre alte Heimat verlassen? Wie kamen sie hierher? Was bewog sie zum Bleiben? Auf welche Hürden und Hindernisse sind sie gestoßen? Was oder Wer hat ihnen dabei geholfen sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren? Wie sehen sie ihre neue Heimat und die Menschen heute? Wie empfanden sie es, unsere Kultur und die hiesigen Menschen kennen zu lernen?

Kommen Sie vorbei, kommen Sie mit diesen Menschen in den Dialog, lernen Sie sie kennen und wagen Sie den Perspektivwechsel.
Es lohnt sich garantiert!
Am 17.11.23 um 19 Uhr im Chorsaal der Stiftskirchengemeinde Landau, Stiftsplatz 9

Gedenken Reichspogromnacht – NIE WIEDER IST JETZT!

„Auf beiden Straßenseiten standen Männer und schlugen mit Eisenstangen Schaufenster ein. Überall krachte und splitterte Glas. Es waren SS-Leute in schwarzen Breeches und hohen Stiefeln, aber in Ziviljacken und mit Hüten. Sie gingen gelassen und systematisch zu Werke. Jedem schienen vier, fünf Häuserfronten zugeteilt. Sie hoben die Stangen, schlugen mehrmals zu und rückten dann zum nächsten Schaufenster vor. Passanten waren nicht zu sehen…“ [1] so erinnerte sich Erich Kästner an jene Nacht des 8. und 9.November 1938. Am diesen Tag ließen die Nationalsozialisten ihren Hass gegen Jüdinnen und Juden freien Lauf. Wie ein spontaner „Volkszorn“ wollte man es aussehen lassen aber es war ein von den Nazis geplanter und orchestrierter Pogrom gegen die jüdischen Mitmenschen in ganz Deutschland. Zynisch nannten sie die Nacht in der Deutschlandweit die Synagogen brannten und jüdische Geschäfte und Wohnung zerstört und geplündert wurden, die „Reichskristallnacht“, was für eine infame Bezeichnung um die Brutalität in dieser Nacht zu verharmlosen.

Auch bei uns in Landau fand dieser abscheuliche Pogrom statt. In Landau trieb man die jüdischen Männer im Betsaal zusammen, misshandelte sie mit Faustschlägen, Tritten, Schlagstöcken und Besenstielen. Man zwang sie die Tora, die heiligen Schriften des Judentums zu entweihen, in dem man sie unter Misshandlung aufforderte diese anzuspucken oder zu treten, die Tora, die für gläubige Juden so heilig ist, dass sie nicht einmal mit Händen berührt werden darf. Wie enthemmt die verbrecherischen Nazis hier im Betsaal vorgingen verdeutlicht das Beispiel des Synagogenvorstehers der Böchinger Synagoge, Salomon Wolff, der in Folge der Demütigungen und massive körperliche Misshandlungen durch diese Verbrecher an der Menschheit zu Tode kam. Die im Landauer Betsaal zusammengetriebenen jüdischen Menschen, konnten die Misshandlungen zwar nicht sehen, aber deutlich die Schmerzensschreie und die Todesdrohungen hören, solange bis es still war. [2]

Und heute? Heute erleben wir weltweit ein erneutes brutales Aufkommen des Antisemitismus. Die Terrororganisation Hamas erschüttert mit ihrem feigen Terror den letzten Schutzraum für Jüdinnen und Juden, den Staat Israel und ruft weltweit dazu auf alle jüdischen Menschen und deren Einrichtungen anzugreifen. Während in einigen Ländern auf den Straßen „nur“ zur Vernichtung Israels und der jüdischen Menschen aufgerufen wird, werden in anderen Ländern diese Aufrufe auch umgesetzt.

Auch in Deutschland, dem Ursprungsland des Holocaust. Synagogen werden beschmiert und beschädigt, Häuser und Wohnblocks in denen jüdische Familien wohnen, werden mit dem Davidstern markiert, Gedenkveranstaltungen werden gestört [3] und der Verband der KZ Gedenkstätten melden so viele Angriffe auf Mahnmale und Gedenkstätten, hauptsächlich durch die extreme Rechte, wie nie zuvor [4].

Wir sind an einem gefährlichen Punkt unserer Geschichte angelangt, an dem „Nie wieder“ augenscheinlich zu einer leeren Worthülse verkümmert ist. Wehret den Anfängen ist schon lange vorbei, Nie wieder ist Jetzt!

Aber eins muss in aller Deutlichkeit gesagt werden: Wer jüdische Menschen und jüdische Einrichtungen angreift ist kein Aktivist für die Palästinenser, sondern ist ein Antisemit der die palästinensischen Interessen mit Füßen tritt. Auch kann Antisemitismus nicht antimuslimischen Rassismus bekämpft werden. Minderheiten gegen Minderheiten auszuspielen ist ein niederträchtiger Akt aus dunklen Zeiten. Auch an die deutsche Linke müssen hier klare Worte gerichtet werden: Wer aus falsch verstandenem Antiimperialismus und Antikolonialismus heraus die Terrorpropagandaerzählung „des Widerstandaktes gegen die Besatzungsmacht“ reproduziert, betreibt hier klare Täter- Opfer Umkehr und relativiert das Leid der israelischen und palästinensischen Opfer des Hamasterrors und ihrer Angehörigen! Unsere Erinnerungskultur ist der wichtigste Grundpfeiler unserer wehrhaften Demokratie, die es in der heutigen Zeit stärker als zuvor
gegen Demokratie- und Menschenfeinde zu verteidigen gilt.

Quellenangaben:
[1] aus: Erich Kästner: Notabene 45. Ein Tagebuch, Frankfurt/M 1983, S.140f
[2] Vgl. Martin, Michael, „Die Nacht vom 9./10. November 1938“ in Stadt Landau (Hrsg.), 2013, S. 427 – 492
[3] s. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/chronik/ und https://www.deutschlandfunk.de/antisemitismus-102.html
[4] s. https://www.tagesschau.de/…/rechtsextreme-bedrohung-kz

Herzliche Einladung zum Filmabend mit Diskussion und Austausch. Antiziganistische Traditionslinien im Film

🗓 08. November 2023
🕰 18.30 Uhr
📍 Roxy Kino Neustadt
Eintritt frei!

Wie wurde die fiktive Figur des “ Zigeuners“ oder der “ Zigeunerin“ in der Filmgeschichte dargestellt? Welche Klischees und Stereotypen wurden dadurch weitergegeben? Die Literatur- und Filmwissenschaftlerin Dr. Radmila Mladenova wird anhand von Filmausschnitten Beispiele für gängige Filmmuster diskutieren.
Im Anschluss zeigen wir den Film „Tom Medina“ (2021) von Tony Gatlif.
Tom Medina wird von einem Jugendrichter in die Camarque zu Ulysses geschickt, einem Mann von großem Herzen, der mit der Natur im Einklang steht. Von Stieren und Pferden fasziniert und von Visionen geleitet, lernt Tom an der Seite von Ulysses den Beruf des Naturwächters kennen. Er stiehlt nicht mehr, ist wissensdurstig und sehnt sich danach, ein anderer Mensch zu werden. Aufgebracht über unveränderte Feindseligkeit, die ihm entgegenschlägt, kämpft er um sein Schicksal und kreuzt dabei den Weg der AktivistIn Suzanne.
Wir laden Euch alle herzlich ein und freuen uns auf den Austausch mit Euch!
Landesverband deutscher Sinti und Roma RLP, Mia Meldestelle RLP, Goetheinstitut Mannheim, Omas gegen Rechts Landau,Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V

„Lebenslinien – Die NS-Verfolgung von Juden und Sinti in der Pfalz“

Anlässlich des Gedenktags zur Reichspogromnacht am 9.November 1938 veranstalten der Verband Deutscher SINTI und ROMA in Kooperation mit der Gedenkstätte für NS-Opfer Neustadt, Stadt Neustadt, ToM Südpfalz e.V. und den Omas gegen Rechts Landau am 9. November einen Vortragsabend im Roxy Kino Neustadt.
Zeit: 9. November 2023, 18.30 Uhr
Ort: Roxy-Kino Neustadt, Konrad-Adenauer-Straße 23 in Neustadt an der Weinstraße

Im Dritten Reich wurden alle Menschen, die aus Sicht der Nationalsozialisten keinen Platz in der deutschen Volksgemeinschaft hatten, zu ,,Volksfeinden“ erklärt. Dazu zählten in der nationalsozialistischen Vorstellung neben Jüdinnen und Juden auch regelmäßig Sinti und Roma. Letztere wurden als sogenannte ,,Zigeuner“ stigmatisiert und verfolgt.
Als ,,Zweitzeugen“ zeichnen Jacques Delfeld Jr. und Peter Zank die Lebenswege ihrer Familien aus der Pfalz von 1920 bis 1970 nach. Am Beispiel der Familien Koch und Winterstein zeigen die Referenten exemplarisch, wie Juden und Sinti ab 1933 systematisch ausgegrenzt, entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Auch der Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit dem Völkermord an den Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma und anderen betroffenen Gruppen wird im Vortrag thematisiert. Während ihrer Zeitreise weisen die Vortragenden auf die Geschichte von Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung bzw. historische Traditionen, Parallelen und Unterschiede zwischen Antisemitismus und Antiziganismus hin.
Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht wird offiziell durch Oberbürgermeister der Stadt Neustadt und den Vorsitzenden des Fördervereins der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt eröffnet.
Aufgrund der hohen Platznachfrage bitten wir um Anmeldung per Email an info@gedenstaette-neustadt.de
Bitte geben sie ihren Klarnamen und die Personenanzahl an, damit wir Plätze für sie reservieren können.
Referenten:
Jacques Delfeld Jr., Geschäftsführer des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Rheinland-Pfalz
Peter Zank, Bildungsreferent der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße.
Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Rheinland-Pfalz, Gedenkstätte für NS-Opfer Neustadt, MIA – Rheinland-Pfalz, Omas gegen Rechts Landau

Film- und Vortragsabend: Antiziganistische Traditionslinien im Film

Antiziganismus ist ein tief verwurzelter Rassismus gegenüber Menschen und Gruppen, die als „Zigeuner“ bezeichnet werden. Was oft als „Zigeuner“ bezeichnet wird, sind jedoch keine realen Personen, sondern Konstruktionen, Klischees und Stereotype, die seit der Frühen Neuzeit überliefert wurden.
🗣️ Am 8. November um 18.30 Uhr lädt das Roxy Kino zu einem faszinierenden Vortrag von Dr. Radmila Mladenova ein. Sie wird uns Einblicke in die neuesten Forschungen zum Thema Antiziganismus im Film geben. Dabei werden anhand von Kurzfilmen und Filmausschnitten gängige Muster, Motive und Darstellungen im Film sowie filmische Gegenstrategien beleuchtet.
🎞️ Im Anschluss an den Vortrag wird in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Mannheim der Film „Tom Medina“ (2021) des französischen Regisseurs Tony Gatlif gezeigt und diskutiert.
Der Eintritt ist frei.
Gemeinsam können wir dazu beitragen, diese schädlichen Vorurteile zu bekämpfen und für eine inklusivere Gesellschaft einzustehen. 🤝✨

Eine Veranstaltung des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma RLP, Mia Meldestelle, Goetheinsititut Mannheim, ToM Südpfalz e.V. und den Omas gegen Rechts Landau

#Antiziganismus #Film #Rassismus #Kultur #Diskussion

Gedenken: Deportation nach Gurs

Heute vor 83 Jahren wollten unsere jüdischen Mitbürger:innen das Ende des Sukkot [1], zu Deutsch Laubhüttenfest, feiern. Sukkot ist als das jüdische Erntedankfest, bei dem auch an den Auszug aus Ägypten erinnert wird, bekannt. Es ist das größte Freudenfest des jüdischen Volkes.
Doch das Laubhüttenfest, ein Fest der Freude, ein Fest des Gedenkens wurde an diesem 22. Oktober 1940 zum traurigsten Tag der jüdischen Gemeinden in der damaligen Saarpfalz und Baden.
Heute vor 83 Jahren, wurden die bis dahin noch verbliebenen 34 Landauer jüdische Bürger:innen zusammen mit insgesamt 6.500 jüdischen Menschen aus der Saarpfalz und Baden nach Südfrankreich in das Lager Gurs deportiert. Ihnen blieb gerade einmal 2 Stunden Zeit ihre Habseligkeiten zu packen, bevor sie in alten französischen Personenwaggons vom Landauer Bahnhof nach Gurs deportiert wurden. Dabei durften sie noch nicht einmal all ihre Habseligkeiten mitnehmen. Pro Person war 1 Koffer oder ein Paket von maximal 50 KG für Erwachsene und maximal 30 KG für Kinder, Kleidung, 1 Wolldecke pro Person, Verpflegung für mehrere Tage, Bargeld maximal 100 Reichsmark pro Person, Ess- und Trinkgeschirr erlaubt. Den Rest ihrer Habseligkeiten mussten unsere Mitbürger:innen in ihren Wohnungen zurücklassen, wo sich die nichtjüdische Bevölkerung Landaus nach der Deportation an den Besitztümern der deportierten Jüdinnen und Juden bereicherte.
Am Landauer Bahnhof erfuhren unsere Mitbürger:innen Demütigung, Entrechtung und Gewalt durch die Nationalsozialisten.
Die Aktion war lange im Vorfeld minutiös geplant. Wenige Tage nach der Deportation nach Gurs vermeldete Josef Bürkel als erster deutscher Gauleiter den Gau Saarpfalz als “judenfrei”.
Diese erste großangelegte Massendeportation jüdischer Menschen ist bis heute als Blaupause für die nach der Wannseekonferenz 1941 beginnenden Deportationen jüdischer Mitbürger:innen in Konzentrations- und Vernichtungslager bekannt.
Viele der jüdischen Deportierten starben bereits auf der Fahrt oder bald nach der Ankunft im Lager in Gurs. Die Überlebenden wurden später in die Vernichtungslager gebracht. Die meisten von ihnen wurden von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet.
Dem Hass der Nazis fielen aber nicht nur unsere jüdischen Mitbürger:innen zum Opfer, auch Sinti und Roma, Jenische, Fahrende, Homosexuelle, Transsexuelle, kranke Menschen mit psychischen, geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen und viele mehr, wurden von den Nazis als “unwertes Leben”, als „Untermenschen“ kategorisiert, verfolgt und ermordet.
Dies ist auch heute noch traurige Realität. Immer noch werden diese Menschengruppen verfolgt, diskriminiert, gedemütigt und ermordet.
Heute am 22. Oktober 2023 gedenken wir der Opfer der Deportation nach Gurs, während sich die Geschichte auf schrecklichste und unvorstellbare Art wiederholt.
Am 07. Oktober 2023 feierten jüdische Menschen weltweit das Simchat Tora, das 2. Schlussfest des Laubhüttenfests, als die Terrororganisation Hamas, in Israel einfiel. Dabei folterten und massakrierten bzw. ermordeten die Hamas und ihre Verbündeten mindestens 1400 Zivilisten und Soldaten, verletzten 4100 Menschen, und entführten über 200 weitere. Es werden außerdem seit den Angriffen mehr als 1000 Menschen in Israel vermisst.
Doch der Aufschrei blieb aus. Stattdessen sahen wir Bilder von Menschen, die diesen barbarischen Terrorakt als legitimen Widerstand gegen Israel feierten. Häuser jüdischer Menschen in Deutschland wurden mit dem Davidstern markiert. Die Hamas rief zu „Tagen des Zorns” auf. Weltweit sollten möglichst viele jüdische Menschen getötet, Anschläge auf jüdische Institutionen verübt werden. Die Folge waren antisemitische Ausschreitungen auf unseren Straßen, Brandanschläge auf Synagogen und tätliche Angriffe auf jüdische Menschen.
Deutsche Medien übernehmen ungeprüft die Terrorpropaganda der Hamas. Übelste antisemitische Stereotypen werden von deutschen “Intellektuellen” unreflektiert reproduziert. Der Aufschrei bleibt aus. Die Mehrheitsgesellschaft schweigt!
Von NIE WIEDER keine Spur!
Solange dies in unserer Gesellschaft noch ohne Aufschrei geschehen kann, solange haben wir aus unserer Geschichte nichts gelernt!
Wir dürfen nicht müde werden zu mahnen, uns einzumischen, laut zu sein und uns gegen jeden Antisemitismus zu stellen! Uns hinter unsere jüdischen Mitbürger:innen zu stellen und auch schützend vor sie! Nie wieder darf nicht weiter zur Floskel verkümmern!
NIE WIEDER IST JETZT!
[1] ausführliche Infos hier: https://www.israelmagazin.de/…/laubhuttenfest-sukkot
https://embassies.gov.il/…/Feiertage/Pages/Sukkot.aspx
https://de.chabad.org/…/arti…/aid/5246/jewish/Sukkot.htm