Erinnern und Gedenken – Nie wieder | NS-Psychiatrie in der Pfalz

Kommt vorbei! Wir freuen uns auf Euch! Übrigens ist der Stand von uns und der Gedenkstätte des Pfalzklinikums nicht der Einzige! Entlang der Queich wird viel geboten sein!

https://l.facebook.com/l.php?u=https%3A%2F%2Fwww.festivaldesbouquinistesetartistes.com%2F%3Ffbclid%3DIwAR0RIBfahICMO8bIwsj_A10E3k1vsbQi6vJxM1Qiu6Ah51-vjAZFA_RIUmI&h=AT0ZVnIHgPXfUu_w9XGjeYv-mk780aP_i9yb0GKDlOLbsLjOY5t7aSNHPv9824oOTvXSWpmB6h2yWQvAtcbu1KmfD3gAyA1JaESuPoiPMeERrXVpZz2XS6NC_NXGAqhjXjAzowbPJsIHdRXqDkQM0bxYtCWndvU2hIGrCoocqMmNkWn4g8IcoKPk-5itR40cuH2NihYlFbtqB6umEzRZA6DsWw3f9YcBV2gogSM8qa5zyrUlPkn9Ns6rDS9wB4cXzKgeie2eelccLBxKyS3phDQ9fQ5BMDJ6pffRiufr92xhq6iRTZ8KkfQsWei9yAKwrHQM5CxgfUXKjCG62vJ9LLukLJo8Gf-IrZjgxlJKIU80npVxW1jqZW3GiSU-XV9Wb3pP7L_yjLjWfBRCVyWdvzTpNQmbUv3u_Ft5ZrizYO6INujB2YcE9xkUM6zMo2IXDGlJIfVv9Qpv5sopCxfucHBKDnoWNqQxVf4Lk6tqRloDzAl6Ny1YoDsJzY6RYOI3azUJpb5BbR9ON57Pg8CFLaObxEaefnGVgaD51jKyMIlb74_sanBFWR0abs6nlfSi62Q7O2qBLf8b6S8tzmw-wsbqJX17hLKWkrmFyNo7TqkI5TeAvMgrN_Qki-vLvwk

Unser persönlicher Rückblick 2018 mit kleinem Ausblick auf das Jahr 2019!

Ende des Jahres 2017 gründeten wir uns als Regionalgruppe „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz“! Wir wollten ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis gegen Rechts aufbauen, in dem sich antifaschistische Gruppierungen, Organisation und Einzelpersonen für einen effektiven Kampf gegen Rechts vernetzen können! Wie bitter nötig ein solches breites Bündnis für die Südpfalz ist, mussten wir schneller als erwartet und auf tragische Art erfahren, nachdem die ersten regionalen Nachrichten über den schrecklichen Mord an der 15jährigen Schülerin aus Kandel durch ihren Exfreund, einem unbegleiteten minderjährigen Flüchtling aus Afghanistan berichteten. Die Tinte der Meldungen war noch nicht trocken als die ersten „Ratten“ aus ihren Löchern gekrochen kamen, um diesen Mord für ihre politische Propaganda zu missbrauchen, allen voran die AfD! Am 02.01.2018 meldete dann die rechtsextreme Organisation „Ein Prozent“ eine Trauerveranstaltung am Ort des Geschehens an. Versammlungsleiter war Marco Kurz, ein bekannter Reichsbürger und Rechtsextremist, der bereits 2017 mit seiner rechtsextremen Bewegung „Der Marsch 2017“ grandios scheiterte! Wir begaben uns solidarisch mit den Kandler Bürgern also am 02.01.2018 an den Ort des Geschehens, um die Gruppe Kandler Bürger zu unterstützen, die sich gegen die politische Instrumentalisierung des Mordes stellen wollte. Dort wurden wir Zeuge und Opfer von unbändigem Hass gegen Andersdenkende und gewalttätigen Übergriffen und einer Handvoll völlig überforderter Polizisten. Für den 06.01. hat sich dann die NPD in Kandel angekündigt. Wir organisierten erfolgreich einen lautstarken Gegenprotest gegen ein kleines und lächerliches Trüppchen NPDler aus RLP und dem Saarland.
Zwischenzeitlich hatten sich das rechtsextreme Frauenbündnis Kandel um Marco Kurz und die AfD- nahe Gruppierung „Kandel ist überall“ um die AfD Politiker Christine Baum gegründet, die anfingen Kandel mit ihren monatlichen Aufmärschen zu terrorisieren und Kandler Bürger, Flüchtlingshelfer und auch die Bürgermeister massiv bedrohten! Die erste Demo am 28.02. organisierten wir gemeinsam mit der KKA – Kurfürstlich Kurpfälzische Antifa​, wohl wissend um die Notwendigkeit des antifaschistischen Widerstandes von Kandel ausgehend. Das erste Bündnis, dass sich in Kandel gründete um Widerstand zu leisten, werden wir nicht weiter erwähnen, nachdem sich herausstelle, dass es diesem Bündnis weniger um den antifaschistischen Widerstand als um Parteipolitik und Profilierung ging. Üble Nachrede, dauerhafte Nichteinhaltung von Absprache, Diffamierungen von Antifaschisten als Terroristen und Extremisten durch das „Orgateam“ und „führende Persönlichkeiten“ aus der Südpfälzer Parteienlandschaft von diesem „Bündnis“, unsolidarisches Verhalten u.v.m. führten schnell dazu, dass sich Antifaschisten abwendeten. Daraufhin folgte die Gründung des antifaschistischen Bündnisses Kandel gegen Rechts​, ein loser Zusammenschluss aus Antifaschisten und Gruppierungen, das den antifaschistischen Widerstand in Kandel von nun an erfolgreich organisieren sollte. Monat für Monat gingen wir mit unseren Freunden auf die Straßen und gegen rechten Hass und Hetze Haltung zu zeigen! Getreu dem Motto „Kein Fußbreit den Faschisten“! Hierbei erfuhren wir Gewalt, nicht nur von Rechts, sondern insbesondere von Polizei und Behörden, waren Repressionen durch die Versammlungsbehörde der Kreisverwaltung ausgesetzt. Die Proteste und der rechte Terror in Kandel bestimmten in Folge das antifaschistische Jahr 2018!
Aber inzwischen hatten wir uns als Gruppe gefunden und ein „schlagkräftiges“ Bündnis mit vielen engagierten Menschen aufgebaut. So richteten wir im März als breites Bündnis gemeinsam mit unseren Partnern nebenbei die „internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Landau aus. Wir klärten an zahlreichen Infoständen über Rassismus und seine Folgen für die Gesellschaft auf, luden Dr. Mehmet Daimagüler, Nebenklageanwalt im NSU- Prozess, nach Landau ein, der im vollen Gemeindesaal der Stiftskirche über den Prozess und die Hintergründe referierte. Zum internationalen Tag organisierten wir zum Gedenken an die Opfer rassistischer Gewalt eine Lichterkette vom Marktplatz bis zum Landauer Synagogenmahnmal. 750 Menschen bildeten eine beeindruckende Lichterkette quer durch die Landauer Innenstadt und gedachten würdig der Opfer! Noch heute bekommen wir eine Gänsehaut, wenn wir daran zurückdenken. Zum Abschluss der internationalen Wochen feierten wir bei strahlendem Sonnenschein im Haus Südstern das Familien- und Begegnungsfest „Mittendrin & Bunt unplugged“.
Am 27.05. wurde in einer konstituierenden Sitzung der gemeinnützige Verein „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz“ gegründet, der seit dem 15.06 ins Vereinsregister eingetragen ist!
Mitglieder und Aktive erliefen bei der Laufserie „Lauf für Deinen Verein – Energie Südwest Cup“ zahlreiche Spenden und feierten sportliche Erfolge.
Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V. etablierte sich als antifaschistischer Verein in der Südpfalz und darüber hinaus. Unsere Vorsitzende präsentierte den Verein als Sprecherin und Rednerin auf diversen Veranstaltungen, ob auf von uns organisierten Mahnwachen in Jockgrim, der „Wir sind mehr“- Kundgebung in Heidelberg oder dem Protest gegen die Kandel ist überall- Demo im September in Landau vor über 1000 Menschen u.v.m.!
Im Rahmen von 2 Stadtführungen zum Thema „jüdische Gemeinde in Landau“ mit Frau Kohl- Langer vom Landauer Stadtarchiv und „jüdisches Leben in Landau“ erhielten viele interessierte Bürger Einblicke in die Geschichte der Landauer jüdischen Gemeinde in Landau und den grausamen Folgen von Faschismus. Es wurden sehr eindrücklich die Parallelen von damals zu heute gezogen.
Im September fand das erste Demokratiefestival auf dem Hambacher Schloss statt, an dem wir mit einem Counter Speech Workshop teilnahmen. 2 Tage lang führten wir tolle Gespräche und Diskussionen und lernten liebenswerte und engagierte Menschen kennen. Dieses Festival war ein beeindruckender Gegenpol zur rassistischen Instrumentalisierung des Hambacher Schloss durch die AfD, die ebenfalls im Jahr 2018 stattfand und uns dreimal den historischen Weg der Revolutionäre des Hambacher Festes hinauf zum Schloss zu den antifaschistischen Gegenprotesten führte!
Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits parallel dabei das Bündnis „Seebrücke LD/ SÜW“ auf die Beine zu stellen! Ende Oktober konnte dieses Bündnis dann über 450 Menschen auf die Landauer Straßen mobilisieren. Unterstützt von vielen regionalen Künstlern und Bands, wurde in einem beeindruckendem Protestzug für ein Ende der europäischen Abschottungspolitik und für die Seenotrettung demonstriert!
Bei der ganzen Arbeit haben wir natürlich auch unsere Mitglieder und Aktive nicht vergessen, für die wir interne Veranstaltungen organisierten. So öffnete die Gedenkstätte „NS- Psychiatrie in der Pfalz“ des Pfalzklinikums an einem spätherbstlichen Sonntag seine Türen für Mitglieder und Aktive des Vereins. In einer sehr informativen Führung durch die Ausstellung, dem klinikeigenen Friedhof und zum Mahnmal lernten wir beeindruckende historische Fakten zur Euthanasie und der Durchführung des T4- Programms in der Südpfalz. Im Dezember konnten wir Prof. Dr. Jan Schneider für einen spannenden und erkenntnisreichen Impulsvortrag „Sprachsensibilität – Die Macht der Sprache“, den wir kostenfrei für Mitglieder und Aktive von AgR Südpfalz ausrichteten, gewinnen. Ihr seht: die kostenfreie Mitgliedschaft bei AgR Südpfalz lohnt sich in so vielen Weisen!
Natürlich haben wir bei allem das Feiern nicht vergessen! Am 16.11. feierten wir, unabhängig von der Vereinsgründung im Sommer, unseren 1. Geburtstag als Regionalbündnis gemeinsam mit unseren Aktiven und unseren Bündnispartnern! Zum 1jährigen gabs im Vorfeld einen Stammtischkämpferworkshop für AgR Südpfalz von unseren Freuden von AgR Rhein- Neckar! Beflügelt von vielen Glückwünschen und lieben Worten unserer Bündnispartner und Freunde wurde bis in die Morgenstunden gefeiert!
Nochmal gefeiert und zwar für einen guten Zweck wurde dann nochmal letzten Freitag! Um die Streitkasse von Kandel gegen Rechts zur Deckung der Anwalts- und Gerichtkosten, die durch die Repressionen der Versammlungsbehörde von Kandel entstanden sind und mit Sicherheit noch entstehen werden, zu füllen, veranstalteten wir gemeinsam mit dem Haus Südstern einen Solikneipenabend für KgR! 20% des Getränkeumsatzes und der Inhalt der überall aufgestellten Spendenkassen waren für die Streikasse vorgesehen. Extra für diesen Abend hat sich innerhalb von AgR Südpfalz eine phantastisches Thekenteam zusammengefunden, dass diesen Abend meisterhaft gestaltete! Bis in den Morgengrauen hinein wurde gefeiert, getanzt und gelacht für den guten Zweck! Am Ende standen neue Freundschaften und Bekanntschaften und phantastische 800€ Spendeneinnahmen für Kandel gegen Rechts!
Wenn das Jahr 2018 uns eins gelehrt hat, dann dass Antifaschismus niemals umsonst ist und auch aus den schlimmsten Dingen Gutes entstehen kann! So haben wir 2018 wunderbare, liebenswerte und engagierte Menschen kennengelernt und neue Freundschaften fürs Leben geschlossen, die wir nicht mehr missen wollen und für die wir sehr, sehr dankbar sind! Und ganz besonders wichtig ist diese eine Erkenntnis: Antifaschismus ist Liebe! Mit einem warmen Gefühl um unsere Herzen, können wir voller stolz sagen: Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz ist Liebe! (Die Insider wissen was gemeint ist) Wir freuen uns sehr für Euch! Möget ihr an Eurer Liebe wachsen und möge sie ewig halten!
Für 2019 stehen wir bereits in den Startlöchern. Wir konnten schon so einige Referenten für spannende Vortragsveranstaltungen gewinnen, es wird Ausstellungen und Filmvorführungen, Feste und Konzerte geben und vieles, vieles mehr! Lasst Euch überraschen was das antifaschistische Jahr 2019 alles mitbringt! Oder noch besser: Unterstützt uns dabei! Egal ob aktiv als Mitglied oder passiv mit Spenden!
Ein besonderer Dank geht an alle Aktive und Unterstützer! An alle unsere alten und neuen Freunde, unsere alten und neuen Bündnispartner!

Kandel gegen Rechts, OMAS GEGEN Rechts – Kandel/Südpfalz – DAS Original​, Tuesday Night Fever​, Südstern-Haus​, Jusos Südpfalz​, Linksjugend Landau/SÜW​, HEIDELBERG GEGEN RASSISMUS​, Aufstehen gegen Rassismus Rhein-Neckar​, Offenes Antifaschistisches Treffen Landau in der Pfalz​, Regionales Bündnis gegen Rechts Neustadt/Weinstraße​, Mittendrin, DGB Region Vorder- und Südpfalz​, KKA – Kurfürstlich Kurpfälzische Antifa, Die PARTEI Kandel​, SPD Ortsverein Landau​, Bürgerbündnis Wörth​, SPD Jockgrim​, AfB Südpfalz​, attac Landau, Café Asyl Landau​, AStA Landau​, Verein „Bündnis Fulda stellt sich quer – gegen Rassismus“​…

Bitte verzeiht, sollten wir jemanden vergessen haben!

Wir wünschen Euch einen guten Start und ein gesundes, erfolgreiches und kämpferisches Jahr 2019!

Wir werden niemals aufgeben!

Racial Profiling

Bericht über den Vortrag „Racial Profiling“ am 02.11.2018 im Audimax der  Uni Landau. Veranstalter war die Amnesty International HSG Uni Landau.

Gehalten wurde der Vortrag von einem Mitglied der Polizei-Gruppe von Amnesty International. Diese wurde von Polizist*innen gegründet, die sich das Ziel gesetzt hatten, Racial Profiling und vergleichbare Erscheinungsformen ungerechter Polizeiarbeit den Kampf anzusagen. Dementsprechend weist diese Gruppe von AI einen sehr hohen Professionalisierungsgrad auf, da in ihr Menschen tätig sind, die Meister ihres Faches sind. Auch dürfen Studierende und generell Interessierte dabei mitwirken, aber der Großteil sind Personen, die selbst in irgendeiner Weise bei oder für oder mit der Polizei arbeiten.

Die wichtigste Frage wurde zuallererst geklärt: Es gibt Racial Profiling in Deutschland! Polizisten kontrollieren gezielt Personen, die „nicht-deutsch“ aussehen, weil sie mit dem Vorurteil belastet sind, diese würden mehr Straftaten begehen. Sie leugnen den Vorwurf des Racial Profiling und untermauern die Kontrollen mit Statistiken, die die Kriminalität deutscher und ausländischer Bürgermiteinander vergleichen. Werden diese jedoch bereinigt, sieht die Sachlage ganz anders aus. In diese Statistik fließen zum einen auch durchreisende Ausländer wie Drogenkuriere mit ein, zum anderen Verletzungen der Meldepflicht/ das nicht gestattete Entfernen aus dem zugeteilten Meldebereich in Deutschland und Dokumentenfälschungen, sprich kleinere Delikte. Sie werden mit den schwereren Verbrechen zusammen aufgeführt. Des Weiteren lässt sich die Statistik auch andersherum lesen: 97% der Deutschen und 92% der  Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht straffällig. Es sind 5% Differenz zwischen diesen beiden „Kategorien“. Aufgrund dieser geringen Differenz ist die hohe Rate an Kontrollen bei Menschen anderer Hautfarbe auch höchst ineffizient.

Daher ist es nötig, die Polizisten entsprechend zu schulen. Dass dies erfolgversprechend ist, zeigt das Beispiel Birmingham. Früher gab es dort 800% häufigere Kontrollen bei Menschen südländischen Aussehens, bei Menschen aus Indien waren es gar 1000%! Nach Schulungen und dem Erlass, den kontrollierten Personen eine Kopie des Dokuments über die Kontrolle, ihren Grundund der Unterschrift des Kontrollierenden mitgeben zu müssen, gab es einen Rückgang der Kontrollen auf 300% bei südländisch wirkenden Menschen und 400% bei indischen Menschen. Es gibt 70% weniger Kontrollen insgesamt, bei konstanter Anzahl an Verhaftungen. Natürlich sind 300bzw. 400% immer noch zu viele, es zeigt, dass die Konzepte noch immer in den Köpfen drin sind, aber es ist eine deutliche Verbesserung und zeigt, dass man Racial Profiling entmystifizieren und damit entmachten kann.

Was kann man tun, wenn man Zeuge von Racial Profiling wird? Es passiert schließlich überall: Im Park, in der Bahn, auf Festen… Man kann, wenn man es sich zutraut, eingreifen. Das sollte jedoch situationsabhängig und mit Bedacht geschehen. Man soll sich selbst nicht in Gefahr begeben. Wenn der*die kontrollierende Beamt*in schon aggressiv auftritt, mischt man sich besser nicht ein, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Ansonsten kann man mal vorsichtig erfragen, warum denn gerade dieser Mitmensch gerade kontrolliert wird und nicht man selbst zum Beispiel. In jedem Fall kann man im Nachhinein der betroffenen Person Hilfe anbieten, eine Aussage über das Beobachtetezum Beispiel.

Für die Opfer gibt es verschiedene Anlaufstellen: KOP ( Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt), ISD ( Initiative Schwarze Menschen in Deutschland) oder auch die Polizei-Gruppe von Anmnesty International.

Weitere Links:

Correctivautorin Sandhya Kambhampati wurde innerhalb von 9 Monaten 23 mal von der Polizei kontrolliert und hat nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte über 700 Zuschriften erhalten, darunter war viel Hate Speech aber auch weitere Berichte von Betroffenen. So sieht Racial Profiling in Deutschland aus:

Der Polizeisoziologe Rafael Behr im Interview zu Racial Profiling: Polizeiforscher über Racial Profiling in Deutschland

Bericht über das Demokratiefestival im Hambacher Schloss

Am Wochendende des 15. und 16. September wurde erstmalig ein Demokratiefestival auf dem Hambacher Schloss ausgerichtet, welches für die Notwendigkeit sowohl eines Diskurses unter den Bürgern, als auch zwischen Bürgern und Politikern, sensibilisieren wollte und ebenso mannigfaltig Platz und Gelegenheiten dazu bot.

AgR Südpfalz e.V. beschloss, in diesem Rahmen an beiden Tagen einen Counterspeech-Workshop anzubieten. Dieser sah wie folgt aus: zwei Personen sollten einen Streit vorspielen, in dem eine Person alltagsrassistische Parolen zum Besten gibt, während die andere mit Hard Facts dagegen zu halten versucht. Diese werden vom Gegenüber als „Lügenpresse“, „Fake News“ und „Teile des Merkel-Regimes“ abgetan. Somit hat man sich in eine Sackgasse gebracht. Die Aufgabe für die Interessenten des Workshops bestehen nun darin, bessere Herangehensweisen an das Problem zu finden.

Samstags hatten wir einen der ersten Slots gehabt und damit erst recht spät genug Interessenten, um damit zu starten. Dafür sind diese alle bis zum Ende geblieben. Sonntags hatten wir den letzten Slot auf der Hauptbühne, hier waren von Anfang an viele vor Ort, aber im Laufe des Workshops sind leider die meisten gegangen.Nichtsdestotrotz kamen bei beiden Workshops sehr viele produktive Ideen herum und alle Teilnehmenden haben einiges mit nach Hause genommen. Ein paar davon stelle ich noch schnell vor.

Am Wichtigsten ist es, von Anfang an auf der Ebene der Kommunikation zu antworten, auf der man angesprochen wird. Gerade in diesem Falle ist das ziemlich einfach. Die Menschen, die solche Aussagen treffen, sind in aller Regel emotional geladen und brauchen eine auf die Emotionen bezogene Antwort. So kann man dem Gegenüber direkt klar machen: „Ich habe verstanden, was du gesagt hast und ich verstehe deine Emotionen, die damit im Zusammenhang stehen.“ Dann kann man versuchen, dem Kern der Sache nachzugehen. Man kann versuchen, das Gespräch auf eine allgemeinere und sachliche Ebene zu verlagern. Allerdings am besten erst, wenn man es geschafft hat, eine Art persönliche Beziehung aufzubauen. Dies kann auch dadurch geschehen, dass man Dinge aus dem eigenen Leben, den eigenen Erfahrungen mit dem angesprochenen Thema ins Gespräch einfließen lässt. Oder indem man Gemeinsamkeiten sucht. Ebenso ist es wichtig, das Gegenüber ausreden zu lassen, sich auf das Gespräch zu konzentrieren und Empathie zu zeigen. Dann fühlt man sich ernst genommen, etwas, was viele Menschen, die rassistische Pöbeleien zum Luftmachen vom Stapel lassen, nicht mehr entgegen gebracht wird. Und man kann nur dann Empathie von jemandem erhalten, wenn man sie zuerst gibt. Man sollte im Hinterkopf behalten, dass es in solchen Gesprächen NICHT um die Argumente geht, denn diese sind austauschbar. Es geht um den Menschen. Diesen will man erreichen und zu einem Nach- und Umdenken bewegen. Es geht nicht darum, die besseren Argumente zu haben und jemand tot zu diskutieren. Genau dieses Szenario erleben diese Menschen oft genug.

Was ebenso im Fokus der eigenen Bemühungen liegen sollte, ist das Haushalten mit den eigenen Ressourcen. Am einfachsten geht dies, indem man im Vorfeld schon fragt „Möchtest du mit mir darüber reden?“ Und merkt man während der Diskussion, dass das Gegenüber null auf das Erwiderte eingeht und immer weiter nur Tiraden ablässt, ist es besser, man bricht das Gespräch in etwa so ab: „Hör zu, ich merke, ich rede hier nur gegen eine Wand. Ich sehe keinerlei Dialogbereitschaft und somit ergibt es für mich keinen Sinn, hier weiter Zeit und Energie zu investieren. Ich breche hiermit ab.“ Damit stößt man das Gegenüber wahrscheinlich vor den Kopf, aber es könnte dennoch einen Denkprozess auslösen. Aber am Wichtigsten ist, dass man sich selbst schont.

Weiterhin ist es von Vorteil, wenn man eine entsprechende Gesprächssituation schafft. In einer Gruppe gemeinsam auf einen einzelnen einzureden, ist der Sache abträglich. Dann ist es sinnvoll, sich allein mit der Person abseits zu positionieren und das Zwiegespräch zu suchen.Für das Argumentieren an sich gibt es noch ein paar gute Ansätze. Man kann versuchen, das ​Gegenüber durch überraschende Aussagen aus dem Konzept zu bringen. Dies kann zum Beispiel sein, dass man zugibt, selbst mit der aktuellen Regierung nicht einverstanden zu sein und dass man sich eine Veränderung wünscht. Eine andere, sehr effektive Methode, die Stimmung runter zu bringen, besteht darin, selbst ruhig zu bleiben und je lauter das Gegenüber losredet, desto leiser antwortet man selbst. Ist das Gegenüber ernsthaft an einem Gespräch interessiert, wird die Lautstärke allein dadurch schon beträchtlich sinken.Ebenso sind Ich-Botschaften essenziell. Damit kann man das Gegenüber darauf aufmerksam machen, dass ein echter Mensch, wie er*sie selbst, gegenüber sitzt/steht und ein Gespräch führen will.Zu guter Letzt sei noch einmal gesagt, dass es nicht darum geht, Diskussionen zu gewinnen, sondern ein Umdenken anzuregen. Wenn das Gegenüber nach dem Gespräch mit einem Denkanstoßweitergeht, hat man sein Ziel schon erreicht. Ebenso ist es wichtig, überhaupt drauf zu reagieren, aufzustehen und zu zeigen: „Hey, ich bin auch hier, und ich bin mit diesen Aussagen nicht einverstanden. Die kann und werde ich nicht einfach so im Raum stehen lassen.“ Das kostet Überwindung, keine Frage. Doch damit legt man der Verbreitung rassistischen Gedankenguts massive Steine in den Weg, weil die sich in der Nähe befindlichen Mitmenschen merken: „Hey, ich bin nicht allein in dem Denken, dass das nicht okay ist. Es sind noch andere da.“ Und entweder kommen diese Menschen danach zu einem und man lernt sich kennen, vernetzt sich also, oder diesePerson nimmt sich ein Beispiel am eigenen Verhalten und tut es einem selbst beim nächsten Mal gleich und tut das, was jeder tun sollte: Aufstehen gegen Rassismus! ​

Ebenso sind Ich-Botschaften essenziell. Damit kann man das Gegenüber darauf aufmerksam machen, dass ein echter Mensch, wie er*sie selbst, gegenüber sitzt/steht und ein Gespräch führen will.

Zu guter Letzt sei noch einmal gesagt, dass es nicht darum geht, Diskussionen zu gewinnen, sondern ein Umdenken anzuregen. Wenn das Gegenüber nach dem Gespräch mit einem Denkanstoßweitergeht, hat man sein Ziel schon erreicht. Ebenso ist es wichtig, überhaupt drauf zu reagieren, aufzustehen und zu zeigen: „Hey, ich bin auch hier, und ich bin mit diesen Aussagen nicht einverstanden. Die kann und werde ich nicht einfach so im Raum stehen lassen.“ Das kostet Überwindung, keine Frage. Doch damit legt man der Verbreitung rassistischen Gedankenguts massive Steine in den Weg, weil die sich in der Nähe befindlichen Mitmenschen merken: „Hey, ich bin nicht allein in dem Denken, dass das nicht okay ist. Es sind noch andere da.“ Und entweder kommen diese Menschen danach zu einem und man lernt sich kennen, vernetzt sich also, oder diesePerson nimmt sich ein Beispiel am eigenen Verhalten und tut es einem selbst beim nächsten Mal gleich und tut das, was jeder tun sollte: Aufstehen gegen Rassismus! ​

Bericht der Stadtführungen in Landau am 02.09.2018 und 11.11.2018

Am Sonntag, den 02.09.2018, führte die Stadtarchivarin Frau Kohl-Langer eine Gruppe von 48 interessierten Menschen allen Alters durch Landau und öffnete jedem von ihnen die Augen für die für uns verborgene bis fast vergessene Geschichte der Landauer jüdischen Gemeinde. Diese reicht zurück bis ins 14 Jahrhundert. Die Stadtführung am 11.11.2018 konnte Frau Kohl- Langer krankheitsbedingt leider nicht selbst durchführen. Ein herzliches Dankeschön an Herrn Manfred Ullemayer, der sich sofort bereit erklärte einzuspringen und die Stadtführung für Frau Kohl- Langer durchzuführenGestartet wurde die Führung am Frank-Loebsche-Haus, welches einem Vorfahr Anne Franks gehörte. Diese Information ließ mich erstaunen und war nur ein Beispiel für die weltweite Vernetzung der jüdischen Gemeinden untereinander. Dieses Netzwerk der jüdischen Gemeinden war unter anderem verantwortlich dafür, dass der Plan der Nationalsozialisten, alle Juden zu vernichten, scheiterte. Weitere Stationen waren unter anderem die “große Judengasse”, die heute Theatergasse heißt. Diese war auf der einen Seite von Juden bewohnt, auf der gegenüberliegenden von Christen. Beide Seiten lebten, bis zum Erstarken des Nationalsozialismus, friedlich miteinander. Auf dem Marktplatz konnte man damals Stück für Stück das Erstarken von Nationalsozialismus und Judenhass beobachten. Dort gab es viele jüdische Geschäfte, vor denen aktiv zum Boykott aufgerufen wurde und wo man uniformierte SA davorstellte, um die Menschen von diesem Anliegen zu ,,überzeugen”. Ebenso wurde der gesamte Platz von Hakenkreuz-Fahnen umsäumt, was in der Realität vermutlich noch wesentlich gruseliger gewirkt haben muss als in meiner Vorstellung. Ab der Gymnasiumstraße, wo wir unter anderem auch erfuhren, dass hier die alte jüdische Synagoge von Landau in einem der jetzigen Wohnhäuser war, ging es dann um die Einzelschicksale deportierter Juden, die mit den Stolpersteinen in der ganzen Stadt sichtbar verteilt sind. Ein Mahnmal, die damals geschehenen Verbrechen niemals zu vergessen. Hierbei wurden die Schicksale dieser Menschen richtig greifbar, man wurde durch die Erzählungen Frau Kohl-Langers in die 1930er zurückversetzt, man sah vor dem geistigen Auge, wie Menschen aus der Haustür herausgeführt und in ein Postauto gestoßen wurden, welches sie zum Bahnhof und dann in ein Internierungslager oder ein KZ bringen würde.Eine weitere Station war der ehemalige jüdische Betsaal in der Schützengasse, wo Frau Kohl- Langer ebenfalls von tragischen und bedrückenden Einzelschicksalen zu berichten wusste.Die letzte Station war das Synagogenmahnmal, welches an der Stelle der ehemaligen Synagoge errichtet wurde, um an deren Brand zu erinnern und daran, dass es den jüdischen Mitbürgern damals nicht mal geholfen hatte, in die Gesellschaft assimiliert zu sein. Denn das waren sie. Unter anderem feierten jüdische Kinder die Konfirmation, in der Synagoge. Diese Begebenheit wiederum zeigt, dass Menschen vor Fremdenhass nicht sicher sind, egal, wie sehr sie die vor Ort herrschenden Religionen und kulturellen Besonderheiten akzeptieren bzw.sogar übernehmen. Es macht einmal mehr klar, warum wir jetzt auf die Straße gehen müssen und diesem Fremdenhass entgegenwirken müssen. Ich glaube, niemand von uns möchte seinen Enkeln erklären müssen, wie es wieder zu Deportationen und dergleichen kommen konnte, wussten wir doch aus den 1930er-Jahren, wie es dazu kommen konnte.Alles in allem war es eine kurzweilige und spannende Führung, die mich mit einem Wechselbad der Gefühle nach Hause gehen ließ: Entsetzen über die verübten Gräueltaten, Empörung über die, die nicht hingeschaut haben und sich weg duckten, Erleichterung über das Fortbestehen der jüdischen Gemeinden… Und alles in allem der feste Entschluss, alles in meiner Macht stehende zu tun, ​um eine Wiederholung dieses finsteren Kapitels in unserer Geschichte zu vermeiden.

Pressemitteilung AgR Südpfalz e.V.

Am vergangenen Samstag fand in Landau eine Demonstration zur „Seebrücke“ statt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass einige Menschen die Symbolik mit dem Sarg und der Europa-Fahne so verstanden, dass man Europa begraben würde, man also gegen Europa sei. Dem ist selbstverständlich nicht so. Wir haben die Werte Europas symbolisch begraben, weil Werte wie „Humanität“, „Hilfsbereitschaft“, „Solidarität“ und allgemein die Wahrung der Menschenrechte seit Anfang des Jahres durch die europäische Abschottungspolitik mit Füßen getreten werden.

„Ganz wichtig ist hierbei das Wort „symbolisch“. Dass man mit so einer Aktion auch durchaus polarisiert, ist ganz klar; dennoch hätte ich mir persönlich mehr Vorsicht bei der späteren Berichterstattung bzw. Wortwahl in der Presse gewünscht, besonders im Hinblick darauf, wie hochsensibel gerade alles ist und man so schnell den Hassrednern und dem rechten Spektrum in die Hände spielt.“ (Zitat MAI, Sängerin)

Und genau dieses Wort hat bei den Berichterstattungen im Anschluss leider gefehlt.

Es ist ein hochsensibles Thema, denn „Menschen suchen in ihrer Angst und Verzweiflung Schutz vor Krieg und Elend in Europa. Sie sterben auf ihrem Weg zu uns im Mittelmeer! Im Jahr 2018 ist bislang jeder 5. Geflüchtete, der den Weg übers Mittelmeer in Kauf nahm, in eben diesem ertrunken! Weit über 1600 Menschen haben in diesem Jahr aufgrund der europäischen Abschottungspolitik auf dem Mittelmeer ihr Leben verloren!“ (Zitat Tanja Sattler)

Es ist ein Thema, das Menschen bewegt. Egal, ob wir von den 400 in Landau sprechen, den 600 in Karlsruhe vor ein paar Wochen oder von den 240.000 Menschen, die in Berlin an der #unteilbar- Demo teilgenommen haben. Sie alle erklären sich solidarisch mit den Menschen in Not. Und damit sind sie nicht allein, auch eine Vielzahl prominenter Künstler aus allen möglichen Bereichen macht sich stark für ein Europa, das für seine Werte einsteht.

Die Kritik, die sich unsere Demonstration gefallen lassen muss, sind die gerufenen Parolen, die teils über das Ziel hinausschossen. Auch hier muss nochmals betont werden, dass das Thema aufgrund der zahlreichen Toten sehr emotional ist und daher Parolen gefallen sind, die keiner wortwörtlich meinte. Niemand möchte „Feuer und Flamme den Abschiebebehörden“, auch diese Phrase ist symbolisch zu verstehen, getreu der Redewendung „jemandem Feuer unterm Hintern machen“.

Für diese missverständlichen Ausrufe entschuldigen wir uns hiermit öffentlich.

Die Kritik an der Performance Kaja Loris, die übrigens mehr ist als „eine Frau mit roter Nase“, ist jedoch nicht gerechtfertigt. Die Künstlerin ist eine erfahrene Clownin und bekannte Bühnenschauspielerin. Sie trug auch kein Kreuz bei sich sondern ein Holzschwert, das sie eingesteckt hatte und der Bedeutung ihrer Performance wurde in den Redebeiträgen im Anschluss mehrmals Rechnung getragen. Es wurde wieder und wieder betont, dass man Europa liebt und gern hier lebt und dass wir gerade aus diesem Grund diese Demonstration veranstaltet haben: Um Europa wach zu rütteln, „um ein deutliches und unüberhörbares Signal nach Berlin und nach Brüssel zu schicken“ (Tanja Sattler). Oder wie Pfarrer Leonhard es ausdrückte:

„Als überzeugter Europäer möchte ich Europa nicht beerdigen,
aber den Krieg und die Kriegstreiberei im Mittelmeer.
Menschen in Seenot nicht zu retten, ist völkerrechtswidrig.
Und so fordere ich Politikerinnen und Politiker im EU Parlament, aber auch in unseren Parlamenten auf, alles zu tun, damit diesem Krieg ein Ende gesetzt wird.“

Die große Idee Europa wurde betrauert. Dass Abschottung vorherrscht anstatt Brückenbau und Solidarität. Eben diese Idee wurde in allen Reden deutlich dargestellt. Kajas Performance hat dies überzeichnet dargestellt, etwas, das Kunst schon immer getan hat. Es ist eines der Stilmittel schlechthin in der Kunst und darum auch nicht anzufechten.

Alles in allem wollten wir aufrütteln und eine Diskussion um Europa anregen: Wie steht es um Europa derzeit und wie kann Europa in 10 Jahren aussehen? Soll man sich abschotten und weitere 1600 und mehr Tote in Kauf nehmen? Oder übernimmt man die Verantwortung für das durch Europa mit verursachte Leid in Afrika und anderen Ländern und bietet den von dort fliehenden Menschen sicheres Geleit nach Europa? Und wäre es nicht auch an der Zeit, endlich die Bekämpfung der Fluchtursachen anzugehen und nicht nur das daraus resultierende Symptom?

Für die Diskussion darüber sind wir jederzeit bereit. Sei es in Facebook, per Mail an agr_suedpfalz@posteo.de oder persönlich bei einem unserer Aktiventreffen.

Stellungnahme zum Artikel „Keine Demo mit Radikalen gegen Rechte“ in der Rheinpfalz vom 13.10.2018

Die in dem Rheinpfalzbericht vom 13.10.2018 wiedergegebenen Aussagen von Thomas Gebhart (Vorsitzender CDU Kreis Germersheim, MdB und parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit)  und Michael Niedermeier (Vorsitzender CDU Kandel), warum die CDU sich nicht an den Gegendemonstrationen in Kandel beteiligt, haben vielerorts für Aufregung gesorgt, auch in unserem Verein. Als Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V. sind wir seit Jahresbeginn in Kandel aktiv und unterstützen solidarisch die Kandeler Bürger bei ihrem Kampf gegen den rechten Spuk, der monatlich durch die Straßen von Kandel marschiert. Wir verstehen uns als antifaschistische Gruppierung. Der absolute Verzicht auf körperliche und verbale Gewalt, sowie sonstiger militanter Mittel ist in unserem Verein in der Satzung niedergeschrieben und Grundvoraussetzung für eine Mitgliedschaft. Das gleiche gilt für alle anderen antifaschisitischen Gruppierungen, welche sich Monat für Monat friedlich den Rechten in Kandel entgegenstellen. Wie sagte Alexander Schweitzer bei seiner Rede letzten Samstag in Kandel so schön? „Ich bin Antifaschist, weil ich Demokrat bin! Die Herren Gebhart und Niedermeier haben mit ihrer Aussage alle friedlichen Demokraten, die Monat für Monat in Kandel auf die Straße gehen und dort Gesicht und Haltung zeigen, pauschal kriminalisiert und in eine gewaltbereite Ecke gestellt! Dies wollen und können wir so nicht unkommentiert stehen lassen.

„Herr Thomas Gebhart, Herr Michael Niedermeier,

die Einschätzung der CDU zur Situation in Kandel überrascht zwar nicht, sie ist jedoch weder sachlich richtig, noch zeugt sie vom notwendigen politischen „Standing“, das unsere Demokratie in diesen Zeiten dringend bräuchte.

,Die Antifa‘ kann nicht vom Verfassungsschutz beobachtet werden, da es sich hierbei nicht um eine Organisation handelt. Vielmehr bezeichnet ,Antifa‘ verschiedensten Gruppen, die sich gegen Faschismus engagieren.
Unbestritten ist, dass linksautonome, gewaltbereite Gruppen beobachtet werden – von diesen war jedoch in Kandel bisher keine vor Ort.
Daher fordern wir Sie hiermit nachdrücklich auf sich zu erklären und zu Ihrer Aussage Stellung zu beziehen! Welche in Kandel aktive antifaschistische Gruppierung wird, wie von Ihnen behauptet, vom Verfassungsschutz beobachtet? Von welcher „Antifa“ sprechen Sie?

,Freiheitlich demokratische Parteien‘ haben somit in Kandel nichts, aber auch gar nichts mit linksEXTREMEN Gruppen ,am Hut‘.
Sie unterstützen den Protest gegen Rassisten, Rechtsextreme und Hetzer. Friedlich und vereint, laut und konsequent.

Mit Ihrer Stellungnahme diskreditieren Sie alle, die nicht tatenlos zusehen (wie die CDU): Kandel gegen Rechts, Die Partei, die Jusos, die Junge Grüne, die Linksjugend, die Grünen, SPD, Vertreter der Kirchen, Lokalgruppen der Offene Antifaschistische Treffen und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die für Demokratie, Toleranz und Miteinander auf die Straße gehen.
Was uns alle eint – ob bürgerlich, links, alternativ,… – wir sind Demokraten. Alle.

Die Sachlage in Kandel lässt sich weder aus dem ,politischen Elfenbeinturm‘ (schon gar nicht, wenn er eher auf der rechten Seite der Straße steht), noch aus der Distanz eines Polizeifahrzeugs beurteilen.
Eine solche ,Info aus erster Hand‘ stünde gerade auch dem Vorsitzenden des CDU Stadtverband Kandel, Michael Niedermeier, gut zu Gesicht.

Hier muss sich auch die CDU fragen lassen, ob das ,Nicht-Positionieren‘ bzw. das massive, und zum Großteil auf nicht beweisbaren Behauptungen fundierte, Diskreditieren der Gegenproteste politischem Kalkül entspringt.
Ist das die Strategie für die anstehende Kommunalwahl? Unter dem Motto:,Ein wenig Fischen am rechten Rand‘?

Wie dem auch sei: in diesen Zeiten muss jeder Bürger und jede Partei sich entscheiden, was ihr die Freiheit und unsere Demokratie wert ist.
Die CDU hat sich entschieden, das zeigt dieses Statement mehr als deutlich.“ [CNB]