30 Jahre Rostock- Lichtenhagen – aus der Geschichte nichts gelernt?!

Vom 22. bis in die Nacht zum 26. August 1992 wurde in Rostock die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZaSt), die sich im Sonnenblumenhaus befand, von einheimischen und aus der ganzen Bundesrepublik angereisten Neonazis und einem wütenden rassistischen, auch bürgerlichen Mob belagert. Die massiven Übergriffe und Ausschreitungen gingen als die schlimmsten rassistischen Ausschreitungen der Bundesrepublik in die deutsche Nachkriegsgeschichte ein. Stein des Anstoßes für die Gewalttäter war die Anzahl der Asylbewerber:innen, die von der „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ (ZaSt) nicht mehr bewältigt werden konnte. Die Menschen mussten teils auf der Wiese vorm Haus campieren, ohne Geld, ohne Nahrung und ohne Zugang zu sanitären Anlagen. Die hygienischen Zustände waren untragbar, es kam zu Diebstählen, Übergriffen. Über Wochen angeheizt von organisierten Neonazis, Medien und der Politik wuchs die Wut der Rostocker bis hin zum Hass. Vor allem auf Sinti und Roma, die den Großteil der Asylsuchenden unter freiem Himmel vor der und auch in der ZaSt ausmachten.
Die Chronologie des Versagens beginnt bereits 1991. Bereits im Sommer ´91 hatte der Hohe UN-Flüchtlingskommissar nach einem Besuch die Zustände vor dem Sonnenblumenhaus als „nicht haltbar“ bezeichnet. Doch die Stadt weigerte sich lange, auch nur sanitäre Anlagen aufzustellen. Auch hatte der Rostocker OB im gleichen Jahr den Landesinnenminister vor „schwersten Gewalttaten bis hin zu Tötungen“ gewarnt. Es gibt weitere Aussagen lokaler Politiker, die belegen, dass sie sich der explosiven Situation vor dem Sonnenblumenhaus bewusst waren. Bereits im Vorfeld kam es zu rassistisch motivierten Morden. Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind in den Monaten vor dem Pogrom drei Sinto rumänischer Herkunft ermordet worden: Dragomir Christinel am 15. März 1992, Grigore Velcu und Eudache Calderar am 29. Juni 1992
Der Anteil von Politik und Medien, die die Stimmung weiter aufheizen, zeugt von kollektiver Blindheit und tief in der Bundesrepublik verwurzeltem Fremdenhass. Die gesamtdeutsche Presse, nicht nur die Springerpresse!, nahm an der medialen Hetzjagd gegen die Asylbewerber:innen teil, unterstellte in großen Lettern auf ihren Titelseiten kollektiven Asylmissbrauch, Ladendiebstähle wurden als kulturelle Praxis der Roma dargestellt, Drohungen und Ultimaten gegen die ZaSt wurden teils kommentarlos abgedruckt. „90 Prozent Schwindler“, witterte die Welt damals unter den Asylsuchenden, „Ansturm der Armen“ titelte der Spiegel, der sich einer Bildsprache bediente, die offenkundig Angst machen sollte.
Bereits einen Tag vor den fremdfeindlichen Ausschreitungen wurden diese bereits durch die lokalen Medien „angekündigt“, die die Androhungen von Jugendlichen und einer „Interessengemeinschaft Lichtenhagen“, selbst für Ordnung zu sorgen, kommentarlos abdruckten. Wenig überraschend, dass dann in den darauf folgenden Tagen während des Pogroms tausende Rostocker Bürger:innen jubeln und klatschen, die randalierenden, zumeist jugendlichen Neonazis anfeuern, die Feuerwehr an den Löscharbeiten hindern, den rassistischen Mob mit Bratwurst und Bier versorgen.
Steine flogen durch Fensterscheiben, Molotow-Cocktails direkt hinterher, Hitlergrüße wurden gezeigt, neonazistische Parolen gebrüllt. Als die ZaSt dann an Tag 3 der Ausschreitungen evakuiert wurde, zog sich die Polizei nach Ausschreitungen zurück. Die verbliebenen Bewohner:innen des Sonnenblumenhauses, darunter hunderte vietnamesische Vertragsarbeiter:innen der ehemaligen DDR, wurden schutzlos zurückgelassen.
Lediglich eine kleine Gruppe junger Antifaschisten greift ein, kann die Neonazis zumindest zeitweise zurückdrängen. Daraufhin wird die anwesende Polizei doch noch aktiv: Die jungen Antifaschisten werden verhaftet und Repressionen unterzogen. Der rassistische Mob kann weiter wüten.
In der Nacht zum 25. August steht das Sonnenblumenhaus in Flammen. Erst am Morgen des 26. August 1992, bekommt die inzwischen von der Feuerwehr zu ihrem Schutz zurückgerufene Polizei die Lage wieder langsam unter Kontrolle
Dass niemand dabei ums Leben kam, ist schierer Zufall. Die Bewohner:innen mussten sich über das Dach vor den Flammen retten.
Die Signalwirkung der Pogrome von Rostock- Lichtenhagen war fatal. Die nachfolgenden Brandanschläge, sowie die NSU-Morde sind mehr oder minder direkte Folgen. Denn die Verantwortlichen haben hier nur eines sehr eindrücklich zur Schau gestellt: ihre Machtlosigkeit und ihren Unwillen gegen den wütenden Mob vorzugehen!
Aber Deutschland hat doch aus den Pogromen gelernt?
Nein, leider nicht. Die gewalttätigen „besorgte Bürger“ sollen in ihren Problemen, Ängsten und Sorgen ernst genommen und vor „Linksextremisten“ geschützt werden, nicht die Opfer von rassistischen Übergriffen und dem Hass der Fremdenfeinde. Die Asylgesetze wurden weiter verschärft. Die Flucht- und Einwanderungspolitik seit 2015 folgte dem Muster der Asylpolitik der 90er Jahre. Auch hier hat die Politik nicht nur vor der rechten Stimmungsmache gekuscht, sie hat sie im Gegenteil genutzt, um Asylverfahren weiter zu erschweren und es Geflüchteten zu verleiden, hier ein neues Zuhause zu suchen.
Wir gedenken diese Woche den Opfern des Pogroms in Rostock- Lichtenhagen sowie allen Opfern rechtsextremer Gewalt und fordern unsere Politik auf, die Blindheit auf dem rechten Auge aufzugeben und endlich aktiv etwas gegen Rechtsextremismus zu tun. Weiterhin dominieren in Deutschland, 30 Jahre nach Rostock- Lichtenhagen, extrem rechte und menschenfeindliche Narrative die Debatte, immer noch sitzen Faschisten in den Parlamenten. Sie sitzen zu Hause vor ihren Rechnern und schreiben menschenverachtende Texte ins Netz. Sie sitzen an den Stammtischen und dreschen Nazi-Parolen. Sie marschieren durch unsere Straßen und tragen ihren Hass öffentlich zur Schau. Sie greifen Menschen an, die in ihren Augen weniger wert sind als sie. Und die Politik und die Gesellschaft haben dem, auch 30 Jahre nach Rostock- Lichtenhagen, nur leere Phrasen und Wahlkampfmanöver entgegen zu setzen, bzw. ignorieren sie gänzlich. Schluss damit!
Quelle der Bilder:
Original brennendes Haus in Lichtenhagen 1992: MDR (https://www.mdr.de/…/was-wurde-aus-der-volkspolizei…)
mit PowerPoint bearbeitet
Hitlergruß Lichtenhagen 1992: Stern.de
(https://www.stern.de/…/rassistische-uebergriffe–auch…)

Gedenken der Opfer der NS- Psychiatrie

Heute gedenken wir der Opfer des menschenverachtenden Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten. Am 18. August 1939 begannen die Nazis die „Aktion T4“, die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderungen, die im Weltbild des Nationalsozialismus als nicht lebenswert angesehen wurden. Zynisch nennen sie es „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Menschen mit Behinderung wurden als „unnötige Fresser“ bezeichnet, um ihr Mordprogramm zu rechtfertigen. Zuvor propagierten die Nazis, dass es aus finanziellen und aus angeblich „humanen“ Gründen besser sei, diese Menschen dem „Freitod“ zuzuführen, mit dem Ziel die Bevölkerung auf dieses menschenverachtende Programm einzustimmen. Zu Beginn dieses Mordprogramms kam es aber zu Widerstand von Eltern und Angehörigen der Betroffenen und hohen Kirchenvertretern, wie dem Kardinal Clemens August Graf von Galen. Der große Widerstand von Bevölkerung und Kirche führte dazu, dass dieses Mordprogramm offiziell beendet werden musste.
Die Nationalsozialisten führten die Ermordung der Menschen jedoch dezentral heimlich, unter dem Namen „Aktion 14f13“, auch als „Sonderbehandlung 14f13“ bezeichnet, weiter fort. Dies bedeutete de Tötung und Selektion von alten, kranken und nicht mehr arbeitsfähigen KZ- Häftlingen von 1941- 1944. Für diese Euthanasieaktionen wurden vornehmlich ab Herbst 1941, die nach dem äußerlichen Stopp der T4 Euthanasieaktion nicht mehr ausgelasteten Tötungsanstalten und deren inzwischen „erfahrenes“ Personal genutzt. Der die Zahlen- und Buchstabenkombination „14f13“ entstammte der NS- Bürokratie und setze sich aus der Ziffer „14“ für den Inspekteur der Konzentrationslager „t“ für Todesfälle und „13“ für die entsprechende Tötungsart, in diesem Falle Tötung durch Gas.
Am 30. November 1942 folgte der sogenannte „Hungererlass“ des gleichgeschalteten Innenministeriums. Hier wurde in typischer Verwaltungssprache verfügt „arbeitsunfähige“ Menschen ohne unmittelbaren „Nutzen“ für die „Volksgemeinschaft“ eine fett- und fleischlose, kohlehydratarme „Sonderkost“ erhalten sollten. Mit dieser „Sonderkost“ und auch häufig in Kombination mit vom Anstaltspersonal verabreichter Medikamentenüberdosis wurden die Betroffenen Menschen in kürzester Zeit ermordet. Auch über das Kriegsende hinaus starben noch zahlreiche Menschen in Folge des Hungererlasses. Die konkrete Zahl der Opfer des Hungererlasses in den Heil- und Pflegeanstalten ist bis heute nicht bekannt. Insgesamt sind bis 1945 etwa 200.000 Menschen durch die „Aktion T4“ und der weiterführenden „Aktion 14f13“ ermordet worden. In der Zeit von 1933- 1945 forderte die NS- Rassenideologie insgesamt 600.000 Opfer.
Die menschenverachtende Ideologie der Eugenik, dem verzerrten Weltbild des „Gesunden Menschen“ lebt bis heute weiter. Ableismus ist und bleibt ein weit verbreitetes Problem in unserer Gesellschaft, dem wir mit aller Kraft entgegentreten müssen.
Auch bei uns in der Pfälzer Region fand dieses grausame Euthanasieprogramm statt. Die Heil- und Pflegeanstalt bei Klingenmünster war auch Teil der verbrecherischen Maßnahmen der NS-Psychiatrie.
Untersuchungen belegen, dass mindestens 264 Patientinnen und Patienten der Anstalt deportiert wurden und außerhalb von Klingenmünster in anderen Einrichtungen gewaltsam zu Tode kamen. Etwa 1700 weitere Patienten starben in Klingenmünster durch gezielten Nahrungsentzug, unterlassene Hilfe und vermutlich auch durch Überdosierung von Medikamenten. Zudem war die Anstalt aktiv in die NS-Erbgesundheitspolitik und die Durchführung von Zwangssterilisationen in der Pfalz eingebunden.
Im heutigen Pfalzklinikum in Klingenmünster gibt es eine Gedenkstätte dass sich mit dieser dunklen Zeit auseinander setz, die eigene Geschichte aufarbeitet und so einen wichtigen Beitrag zur lokalen Erinnerungskultur leistet. Auf dem klinikeigenen Friedhof des Pfalzklinikum befindet sich ein Mahnmal, an dem jedes Jahr der ermordeten Menschen gedacht werden.
Für mehr Informationen zur NS Psychiatrie in der Pfalz und zur Gedenkstätte im Pfalzklinikum:
https://www.pfalzklinikum.de/uebe…/geschichte/gedenkarbeit
https://www.ns-psychiatrie-pfalz.de/home
Weitere Quellen:
http://www.ns-euthanasie.de/
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/…/Hungerkos…
https://de.statista.com/…/opfer-der…/

#Erinnerungskultur #Gedenkkultur #Pfalz #AbleismusTötet #NieWieder #KeinVergessen #KeinVergeben

Gedenken: Srebrenica – der größte Genozid in Europa seit dem 2. Weltkrieg


Es war heute vor 26 Jahren, als der größte Massenmord der jüngeren europäischen Geschichte ihren Anfang nahm. Über 7000, je nach Quelle sogar 8000 muslimische Männer und Jungen wurden vom Rest der muslimischen Bevölkerung getrennt und über mehrere Tage verteilt ermordet- unter den Augen der UN-Blauhelme, die dort eigentlich eine Schutzzone errichtet hatten. Genützt hatte es nichts. Sie waren in der Unterzahl und zu schlecht ausgerüstet, um gegen die serbisch- bosnischen Truppen, die vom Präsidenten der serbischen Republik unterstützt wurden, etwas ausrichten zu können. Die angeforderte Hilfe wurde niemals zugesagt und geschickt. Die abertausend Toten sind bis heute noch nicht alle identifiziert, denn die Gräber wurden wieder ausgehoben, um die Überreste auf andere Gebiete zu verteilen. Welch eine niederträchtige Perversion, die Leichen zu schänden, um die eigenen Verbrechen zu vertuschen! Der Genozid, war der traurige Höhepunkt des dortigen Bürgerkriegs. Er hätte, ebenso wie viel weiteres Leid, durch die Nato verhindert werden können und nicht nur die Angehörigen der Ermordeten, sondern auch wir, warten immer noch auf eine Antwort auf das „Warum“!
Die Anerkennung als Genozid wurde 2015 durch Russland verhindert, Klagen der Hinterbliebenen vom Europäischen Gerichtshof abgewiesen, die Zahl der Opfer von verschiedensten Politker:innen, Journalist:innen und verschiedenen anderen Menschen in Zweifel gezogen und relativiert. Während die Hinterbliebenen immer noch trauern und traumatisiert sind, schieben sich die Beteiligten die Verantwortung gegenseitig zu oder leugnen sie gänzlich
Wir fordern, dass Schluss damit sein muss! Nennt das Verbrechen beim Namen, erkennt die Zahl der Opfer und die Verantwortung endlich an und bringt den Hinterbliebenen endlich die Gerechtigkeit, die sie verdienen!

#srebrenica #Genozid #gerechtigkeitfürsrebrenica #aufarbeitung #kriegsverbrechen #saytheirnames

Bildquelle (nachträglich bearbeitet): https://live.staticflickr.com/840/43550402932_944d253ab0.jpg

Gedenken an den Arbeiteraufstand in der ehemaligen DDR – 17. Juni 1953

Am 17. Juni 1953 fand in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) der Arbeiteraufstand auf der damaligen Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) in Berlin statt.
Der damalige SED-Vorsitzende und Stalin-Anhänger Walter Ulbricht, der die DDR diktatorisch und mit eiserner Hand regierte, erhöhte massiv die Arbeitsnormen ohne jeglichen Lohnausgleich. Er wollte große Bauprojekten schneller vorantreiben, aber ohne die hart arbeitenden Menschen gerecht zu entlohnen.
Dies war der erste Funke zum Aufstand. Am 12. Juni 1953 begannen die ersten kleineren Proteste in rund 300 Gemeinden, in denen Bauern und Arbeiter auf die Straßen gingen.
Am 16. Juni kam es an zwei Berliner Großbaustellen zu den ersten Arbeitsniederlegungen. Ein Demonstrationszug von Arbeitern ging dann zum „Haus der Gewerkschaften“ des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) und weiter zum Regierungssitz in der Leipziger Straße. Der örtliche Vorsitzende der FDGB weigerte sich, die Streikenden anzuhören, denn die FDGB war Bestandteil und Instrument des Machtgefüges der SED und wie alle anderen Massenorganisationen der DDR zentralistisch und hierarchisch organisiert, sie war somit keine freie und unabhängige Arbeitervertretung.
Am 17. Juni 1953 wurde per Radio verkündet, dass die Arbeitsnormerhöhungen wieder zurückgenommen werden sollten, doch den Menschen ging es inzwischen um weit mehr.
Denn aus dem Funken gegen ungerechte Arbeitsbedingungen wurde bereits ein Flächenbrand gegen die Diktatur. Sie wollten endlich Demokratie und Freiheit in der ganzen DDR haben: Freie Wahlen, freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit, freie unabhängige Gewerkschaften und ein Ende der SED-Diktatur. Inzwischen hatte sich der Arbeiteraufstand zu einem landesweiten Volksaufstand entwickelt, weil sich den streikenden Arbeitern inzwischen auch Bürger*innen angeschlossen hatten. Die Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie trieb unzählige Menschen auf die Straßen der Großstädte, die hofften, dass ihre Sehnsucht erhört wird. Aber die DDR-Regierung ging brutal gegen die Demonstrationen vor. Die ersten Schüsse der Volkspolizei fielen und später kamen sogar Soldaten und Panzer der Sowjetarmee hinzu. Aus purer Verzweiflung und Zorn warfen die Menschen Steine gegen die Sowjetpanzer. Diese Bilder gingen um die Welt und erschütterte Millionen Menschen im demokratischen Westen.
Am 11. Juli wurden die letzten Streiks in den Betrieben zerschlagen. Der Aufstand wurde blutig beendet. Die SED-Justiz verurteilte rund 1.526 Menschen, die verhaftet wurden: 1.485 zu Haftstrafen in Zuchthäusern und 2 wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Ihre Namen waren Erna Dorn & Ernst Jennrich.
Laut einem Forschungsprojekt kamen etwa 55 Menschen ums Leben und 20 Todesfälle konnten bis heute nicht aufgeklärt werden, die Zahl der Verletzten konnte nur geschätzt werden.
In den Tagen und Wochen nach dem Arbeiteraufstand versuchte die SED-Führung den Aufstand zu diffamieren, indem sie behaupteten, es seien alles Provokateure, Konterrevolutionäre und Banditen gewesen. Mit bunten schönen Propaganda-Bildern wollte man den Arbeiteraufstand vergessen machen. Es war der erste Aufstand gegen ein autoritäres System im Ostblock und es sollte nicht der letzte sein. Denn bald sollten auch Aufstände in Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen folgen, die am Ende ebenfalls blutig niedergeschlagen wurden. Doch der Wille zur Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit sollte dann Ende der 1980er Jahre wieder aufflammen. Und dieses Mal war er unblutig und erfolgreich.
Und heute? Heute wird dieser Tag von Rechten und Rechtsextremen missbraucht, um Stimmung gegen soziales und antifaschistisches Engagement und gegen demokratische Strukturen zu machen, indem sie behaupten, all das seien Nachwirkungen des kommunistischen Systems der DDR. Ganz nach Hufeisen-Theorie-Manier werden Ziele für den Ausbau eines Sozialstaats als kommunistisch dargestellt, antifaschistische Arbeit als extreme Stasi-Methode umgedeutet und unsere heutige Demokratie mit der Diktatur der DDR gleichgestellt. Wir dürfen es nicht zulassen, dass dieser Tag umgedeutet und missbraucht wird von den Rechten und Rechtsextremen. Denn dieser Aufstand vom 17. Juni war nicht nur ein Aufstand für mehr Demokratie, sondern auch ein Aufstand für soziale Gerechtigkeit und für die Gründung freier unabhängiger Gewerkschaften. #DDR #Arbeiteraufstand #Demokratie #Freiheit #Antifa #KeinVergessen #Solidarität #Gewerkschaft #Ostdeutschland #Streik #Generalstreik

Lichter gegen das Vergessen für die Opfer rechter Gewalt

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21.03.2022 haben wir gemeinsam mit den Landauer Bürger:innen der Opfer rechter Gewalt und Verfolgung gedacht. Nach bewegenden und mahnenden Redebeiträgen von Claudia Neff-Butz für ToM Südpfalz, Dr. Maximilian Ingenthron für die Stadt Landau, Ebru Tas für die Jusos Landau, Jacques Delfeld für den Landesverband deutscher Sinti und Roma Rheinland- Pfalz und Suhila Algmati für den Beirat für Migration und Integration der Stadt Landau, haben wir gemeinsam die Namen der 316 Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland verlesen, für sie 316 Kerzen auf dem Rathausplatz entzündet und ihnen in einer Schweigeminute gedacht. Dies war ein sehr emotionaler Moment. Die Namen der Opfer zu hören, hat diese Menschen für einen Augenblick wieder lebendig werden lassen. Zugleich war ihr sinnloser Tod sehr erschreckend. Sie hatten folgendes gemeinsam: Alle wurden viel zu früh gewaltsam aus ihrem Leben gerissen. Ihr Tod geht auf das Konto menschenverachtender Ideologien der Ungleichheit von Menschen in Form von Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus, Homofeindlichkeit, Misogynie, Rechtsterrorismus und Neonazismus. Vergessen wir nie, dass diese 316 Menschen für eine noch höhere Dunkelziffer sowie zahlreiche Verdachtsfälle stehen, darunter auch viele mit Hinweisen auf tödliche Gewalt durch Polizei und Behörden. Dies zeigt uns deutlich: Rassismus und institutioneller Rassismus (aufgrund nie erfolgter Entnazifizierung der Justiz und Behörden) sind in Deutschland immer noch weit verbreitet, gar teils in der Mitte der Gesellschaft verankert. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Unzählige Menschen werden in Deutschland täglich Opfer körperlicher, seelischer und verbaler rechter Gewalt. Die Folgen: Tod, Leid und tiefe seelische Narben bei den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden.
Schluss mit Hinnehmen und Schweigen! Wir müssen für die Betroffenen einstehen und Veränderung fordern! Wir und besonders die verantwortlichen Politiker:innen und Behörden müssen aufhören diese oft tödlich endenden gesellschaftlichen Probleme zu ignorieren. Seid laut! Gedenkt der Opfer und den Betroffenen und tragt ihr Vermächtnis in die Welt hinaus! Jeden einzelnen Tag im Jahr! Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen Beteiligten und Mitwirkenden, die diese würdige und bewegende Gedenkveranstaltung möglich gemacht haben, sowie dem Landesverband deutscher Sinti und Roma RLP, den Omas gegen Rechts Landau, der Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau und der Landauer Beirat für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.

2 Jahre nach Hanau – Erinnern heißt kämpfen!

Gerne teilen und unterstützen wir den Aufruf unserer Freunde von Offenes Antifaschistisches Treffen Landau in der Pfalz
Kommt am Samstag zahlreich nach Landau auf den Rathausplatz!
Für Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Maza Kenan Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov

Gedenken an die Opfer des Holocausts

Am morgigen Donnerstag gedenken wir den Opfern des Holocaust und des Nationalsozialismus. Israel begeht an diesem Tag bereits seit dem Jahr 1951 mit dem Jom haScho’a einen eigenen jährlichen Gedenktag am 27. Nisan des jüdischen Kalenders. Im Jahr 1996 hat Deutschland den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ausgerufen. Im Jahr 2005 wurde der 27. Januar schließlich auch von den Vereinten Nationen zum Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt. Seit dem Jahr 2006 wird weltweit am 27. Januar den Opfern des Holocaust und dem Nationalsozialismus sowie der Befreiung des KZ Ausschwitz gedacht.
Wir freuen uns, dass es auch in diesem Jahr in Landau wieder vielfältige Möglichkeiten des Gedenkens und des Mahnens an den vorhandenen städtischen Orten der Erinnerung gibt. Egal wo und wie ihr an diesem Tag Euer persönliches Gedenken gestaltet, ob bei den Veranstaltungen, für Euch allein an einem der vielen Erinnerungsorte auf dem Hauptfriedhof, Synagogenmahnmal, Frank- Loeb- Haus, GURS-Mahnmal…. oder für Euch zu Hause in der Stille. An diesem Tag ist es wichtig die allgegenwärtigen Orte der Erinnerung wieder in das öffentliche Bewusstsein zu holen, den Toten zu gedenken und die Lebenden zu mahnen, dass die Opfer auch an den restlichen 364 Tagen im Jahr nicht vergessen werden und die heutigen, wie auch die nachfolgenden Generationen, die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
Im Folgenden möchten wir Euch einen Überblick über morgigen Gedenkveranstaltungen in Landau geben:
Das Gedenken der Stadt Landau in der Pfalz findet morgen um 16 Uhr auf dem Landauer Hauptfriedhof am Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus statt:
https://www.landau.de/Tourismus-Kultur/Veranstaltungen/Jahrestag-der-Befreiung-des-Konzentrationslagers-Auschwitz-Stadt-Landau-gedenkt-Opfern-der-NS-Diktatur.php?object=tx,2644.4.1&ModID=11&FID=2644.2939.1&NavID=2644.11&La=1&sfort=1&sfreg=1&bn=1
Der DGB Region Pfalz – KV Südpfalz und das Offenes Antifaschistisches Treffen Landau in der Pfalz rufen auf morgen gegen 17.30h im stillen Gedenken Kerzen, Blumen und Gedichte am Gedenkstein auf dem französischen Militärfriedhof Landau (Hauptfriedhof) niederzulegen.
https://www.facebook.com/581850848850649/posts/1530760983959626/
Wir von ToM Südpfalz werden den Opfern mit einer Kranzniederlegung um 18.30h am Synagogenmahnmal gedenken und rufen dazu auf es uns gleich zu tun und mit Blumen und Kerzen den Opfern in Würde, Stille und mit Abstand zu gedenken.
https://www.facebook.com/ToMSuedpfalz/posts/1348689552225219
Der rheinland-pfälzische Landesverband deutscher Sinti und Roma erinnert mit einer Online-Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus. Anlass ist die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. Während der NS-Zeit ermordeten die Nazis in Auschwitz über 1,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder, darunter Juden, Sinti und Roma. Der Verband der Sinti und Roma möchte das Bewusstsein für den Antiziganismus schärfen, der in Europa wieder zunehme.
Bei der Lesung am Donnerstag ab 19 Uhr tragen Urenkel von Zeitzeugen Texte vor. Die Veranstaltung wird auf www.youtube.com live übertragen: https://bit.ly/3qU8NqS

Gedenken: Holocaustgedenktag/ Befreiung von Auschwitz

Am 27.01.1945 wurde Auschwitz durch Truppen der Roten Armee befreit. Im Jahr 2005 wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen zum Gedenken des Holocaust und der Befreiung des KZ Auschwitz- Birkenau zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.

Wir erinnern auch 2022 an diesem Tag an die Opfer, damit sie und ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten und mahnen die nachgeborenen Generationen, auf dass diese Gräuel und Schrecken nie wieder geschehen. Einzig die Gedenkveranstaltungen werden in einem anderen Rahmen stattfinden: Mit Abstand. Es wird dennoch dem Anlass würdig. Und, mit eurer Teilnahme daran, auf eine andere Art gemeinsam und eng beisammen. Wir werden am 27.01.2022 um 18:30 Uhr in stillem Gedenken einen Kranz am Synagogenmahnmal in Landau niederlegen und Kerzen für die Opfer entzünden. Wir rufen alle Bürger*innen dazu auf, es uns gleich zu tun. Denn auch während der Pandemie dürfen die Opfer des Holocaust und des Nationalsozialismus nicht unvergessen bleiben!

Wer möchte, kann daher ebenfalls für die Opfer eine Kerze entzünden und Blumen niederlegen, sei es am Mahnmal oder zu Hause am Fenster.

Gedenken: 80 Jahre Wannseekonferenz

80 Jahre ist es nun her, dass die Vernichtung der jüdischen Menschen in Europa bei der Wannseekonferenz beschlossen wurde. Am 20 Januar 1942 trafen sich in der Villa am Wannsee hochrangige SS-Männer mit einigen NS-Eliten aus Wirtschaft, Justiz, Polizei, Innenministerium, Auswärtige Amt, Partei und Reichskanzlei, um dort zu besprechen wie man „effektiv“ die Jüdinnen und Juden in Europa ermorden kann. Aus dem Protokoll ist deutlich herauszulesen, wie zynisch und grausam die Gedankengänge der Männer waren. Die besprochenen Maßnahmen zur „Endlösung der Judenfrage“ reichen von Sterilisation, Tötung durch Arbeit, Hungertod, Deportierung nach Madagaskar bis hin zur Vergasung. Eine Tabelle zeigt über wieviel Menschenleben dort entschieden wurde. Rund 11 Millionen jüdische Menschen sollten ermordet werden. Papier blutet nicht, so grausam war die deutsche Bürokratie damals in der NS-Zeit. Am Ende entschied man sich mit der brutalen Methode, die wir heute kennen. Mord durch Zyklon B und Arbeit in den Konzentrationslagern. 6 Millionen jüdische Menschen fielen dieser unmenschlichen Methode, die dort erarbeitet wurde, zum Opfer. Adolf Eichmann, SS-Offizier, Chef der Deportationen und Protokollant der Wannseekonferenz, äußerte sich nach dem zweiten Weltkrieg in Argentinien: „ Hätten wir von den 10,3 Millionen Juden, 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet. … Ich war kein normaler Befehlsempfänger, dann wäre ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist gewesen.“ Worte eines Überzeugungstäters.
Heute 80 Jahre nach der Wannseekonferenz beschließt die UN-Generalversammlung die Resolution „gegen jede Verharmlosung und Leugnung der Historizität des Holocaust“ die von Israel und Deutschland eingebracht wurde. Diese Resolution „fordert alle Mitgliedstaaten auf, jede Leugnung oder Verzerrung des Holocaust als historisches Ereignis vorbehaltlos abzulehnen“ und „würdigt“ jene Länder, die „die Stätten bewahren, die während des Holocaust als Todeslager, Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager, Hinrichtungsstätten und Gefängnisse für die Nazis dienten“ und fordert Entwicklungen von Bildungsprogrammen, die in den Köpfen künftiger Generationen die Lehren aus dem Holocaust vermitteln, um Völkermord zu verhindern“, und fordert sie und Unternehmen, die soziale Netzwerke betreiben, auf, „aktive Schritte zur Bekämpfung des Antisemitismus und der Leugnung oder Verzerrung des Holocaust zu unternehmen.“ Was für ein starkes und deutliches Signal zum heutigen Tag.

#Wannseekonferenz #NieWieder #KeinVergessen #KeinVergeben #Erinnerungskultur #Gedenkkultur #GegenJedenAntisemitismus #GegenJedeHolocaustleugnung

Oury Jalloh – Es war Mord

Heute gedenken wir Oury Jalloh der in einer Polizeizelle lebendig verbrannte. Bis heute ist die Todesursache unklar und selbst Richter zweifelten an der offiziellen Darstellung, dass es Selbstmord war, denn zu viel Ungereimtheiten zeigten schon deutlich ein Fremdeinwirken. Ein Gutachten [1] vom 3.11.2021 aus Großbritannien kommt zu dem Schluss, dass der damals 36-Jährige mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Zelle angezündet wurde. Dieses Gutachten geht auf die Bemühungen der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ zurück und basiert auf der Einschätzung des britischen Brandsachverständigen Iain Peck. Doch die Aufklärung läuft bis heute sehr schleppend oder werden blockiert.
Auch wir fordern eine lückenlose Aufklärung und die Ermittlungen fortzuführen. Es darf so nicht sein Ende finden. Das sind wir Oury und seiner Familie schuldig. Noch heute gehen unzählige Menschen auf die Straße und fordern Gerechtigkeit und Konsequenzen. Wir dürfen ihn nicht vergessen lassen, wir müssen die Erinnerung an ihm wachhalten und Gerechtigkeit einfordern.

[1] https://www.tagesschau.de/…/tod-jalloh-gutachten-101.html

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