Solikneipenabend

Da die Versammlungsbehörde der Kreisverwaltung die antifaschistischen Proteste regelmäßig mit Repressionen belegt, rechtswidrige Auflagen erteilt und das im Versammlungsrecht verbriefte Selbstbestimmungsrecht des Veranstalters einer Veranstaltung und allgemein unsere Grundrechte mit Füßen tritt, haben wir keine andere Möglichkeit als unsere Grundrechte vor Gericht durchzusetzen und zu erklagen! Leider ist der Gang vor das Verwaltungsgericht und die nächsten Instanzen nicht kostenlos, wenn auch in letzter Instanz glücklicherweise nicht umsonst!

Für uns war von Anfang an klar: Diese Anwalts- und Gerichtskosten sind unser aller Kosten!

Daher hatten wir von Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V. uns dazu entschlossen einen Soliabend für die Streitkasse unseres Bündnispartners „Kandel gegen Rechts“ zu machen. Unsere Freunde und Bündnispartner vom „Haus Südstern“ mussten nicht lange überlegen und waren direkt mit im Boot! Und so wurde der jährliche Rockkneipenabend im Haus Südstern zum Solikneipenabend für „Kandel gegen Rechts“. Ein gemütlicher Kneipenabend zum Abschluss des Jahres, bei dem für jeden Freund der Rockmusik etwas dabei sein soll. Von der „MASH- Generation“ bis zur jungen Generation! Schnell hat sich ein phantastisches Thekenteam aus den Reihen unserer Vereinsmitglieder gefunden, das sich bereit erklärte unentgeltlich den Abend über den Durst unserer Gäste zu stillen. Das Haus Südstern spendete 20 % des Gesamtumsatzes für die Streitkasse. Unsere 1. Vorsitzende Tanja gab ihr Debut als DJane und legte auf was das Partyherz begehrte: Rockmusik in all seiner Vielfältigkeit. Von den 60ern bis 2018. Von Classic Rock, Bluesrock, Hardrock über Stonerrock bis hin zu Crossover und Punk! Natürlich kamen auch die Musikwünsche nicht zu kurz! Über 80 Gäste folgten unserem Ruf und feierten und tanzten bis in die frühen Morgenstunden.

Am Ende des Soliabends war die Streitkasse von „Kandel gegen Rechts“ um 800,–€ reicher, wir und alle Gäste waren glücklich und konnten auf einen schönen und gelungenen Abend zurückblicken!

An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an das „Haus Südstern“ für die großartige und großzügige Unterstützung und an alle Gäste und Spender!

Pressemitteilung AgR Südpfalz e.V.

Am vergangenen Samstag fand in Landau eine Demonstration zur „Seebrücke“ statt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass einige Menschen die Symbolik mit dem Sarg und der Europa-Fahne so verstanden, dass man Europa begraben würde, man also gegen Europa sei. Dem ist selbstverständlich nicht so. Wir haben die Werte Europas symbolisch begraben, weil Werte wie „Humanität“, „Hilfsbereitschaft“, „Solidarität“ und allgemein die Wahrung der Menschenrechte seit Anfang des Jahres durch die europäische Abschottungspolitik mit Füßen getreten werden.

„Ganz wichtig ist hierbei das Wort „symbolisch“. Dass man mit so einer Aktion auch durchaus polarisiert, ist ganz klar; dennoch hätte ich mir persönlich mehr Vorsicht bei der späteren Berichterstattung bzw. Wortwahl in der Presse gewünscht, besonders im Hinblick darauf, wie hochsensibel gerade alles ist und man so schnell den Hassrednern und dem rechten Spektrum in die Hände spielt.“ (Zitat MAI, Sängerin)

Und genau dieses Wort hat bei den Berichterstattungen im Anschluss leider gefehlt.

Es ist ein hochsensibles Thema, denn „Menschen suchen in ihrer Angst und Verzweiflung Schutz vor Krieg und Elend in Europa. Sie sterben auf ihrem Weg zu uns im Mittelmeer! Im Jahr 2018 ist bislang jeder 5. Geflüchtete, der den Weg übers Mittelmeer in Kauf nahm, in eben diesem ertrunken! Weit über 1600 Menschen haben in diesem Jahr aufgrund der europäischen Abschottungspolitik auf dem Mittelmeer ihr Leben verloren!“ (Zitat Tanja Sattler)

Es ist ein Thema, das Menschen bewegt. Egal, ob wir von den 400 in Landau sprechen, den 600 in Karlsruhe vor ein paar Wochen oder von den 240.000 Menschen, die in Berlin an der #unteilbar- Demo teilgenommen haben. Sie alle erklären sich solidarisch mit den Menschen in Not. Und damit sind sie nicht allein, auch eine Vielzahl prominenter Künstler aus allen möglichen Bereichen macht sich stark für ein Europa, das für seine Werte einsteht.

Die Kritik, die sich unsere Demonstration gefallen lassen muss, sind die gerufenen Parolen, die teils über das Ziel hinausschossen. Auch hier muss nochmals betont werden, dass das Thema aufgrund der zahlreichen Toten sehr emotional ist und daher Parolen gefallen sind, die keiner wortwörtlich meinte. Niemand möchte „Feuer und Flamme den Abschiebebehörden“, auch diese Phrase ist symbolisch zu verstehen, getreu der Redewendung „jemandem Feuer unterm Hintern machen“.

Für diese missverständlichen Ausrufe entschuldigen wir uns hiermit öffentlich.

Die Kritik an der Performance Kaja Loris, die übrigens mehr ist als „eine Frau mit roter Nase“, ist jedoch nicht gerechtfertigt. Die Künstlerin ist eine erfahrene Clownin und bekannte Bühnenschauspielerin. Sie trug auch kein Kreuz bei sich sondern ein Holzschwert, das sie eingesteckt hatte und der Bedeutung ihrer Performance wurde in den Redebeiträgen im Anschluss mehrmals Rechnung getragen. Es wurde wieder und wieder betont, dass man Europa liebt und gern hier lebt und dass wir gerade aus diesem Grund diese Demonstration veranstaltet haben: Um Europa wach zu rütteln, „um ein deutliches und unüberhörbares Signal nach Berlin und nach Brüssel zu schicken“ (Tanja Sattler). Oder wie Pfarrer Leonhard es ausdrückte:

„Als überzeugter Europäer möchte ich Europa nicht beerdigen,
aber den Krieg und die Kriegstreiberei im Mittelmeer.
Menschen in Seenot nicht zu retten, ist völkerrechtswidrig.
Und so fordere ich Politikerinnen und Politiker im EU Parlament, aber auch in unseren Parlamenten auf, alles zu tun, damit diesem Krieg ein Ende gesetzt wird.“

Die große Idee Europa wurde betrauert. Dass Abschottung vorherrscht anstatt Brückenbau und Solidarität. Eben diese Idee wurde in allen Reden deutlich dargestellt. Kajas Performance hat dies überzeichnet dargestellt, etwas, das Kunst schon immer getan hat. Es ist eines der Stilmittel schlechthin in der Kunst und darum auch nicht anzufechten.

Alles in allem wollten wir aufrütteln und eine Diskussion um Europa anregen: Wie steht es um Europa derzeit und wie kann Europa in 10 Jahren aussehen? Soll man sich abschotten und weitere 1600 und mehr Tote in Kauf nehmen? Oder übernimmt man die Verantwortung für das durch Europa mit verursachte Leid in Afrika und anderen Ländern und bietet den von dort fliehenden Menschen sicheres Geleit nach Europa? Und wäre es nicht auch an der Zeit, endlich die Bekämpfung der Fluchtursachen anzugehen und nicht nur das daraus resultierende Symptom?

Für die Diskussion darüber sind wir jederzeit bereit. Sei es in Facebook, per Mail an agr_suedpfalz@posteo.de oder persönlich bei einem unserer Aktiventreffen.