Proteste in Annweiler gegen AfD „Bügerdialog“ mit Tino Chrupalla

Bei zunächst bestem Südpfalzwetter fanden am Samstag, den 23.03.2024 in der Spitze nach unserer Schätzung mehr als 600 Menschen zusammen um der #noafd zu signalisieren, dass sie in Annweiler nicht willkommen ist.
Mit der Eröffnung und der Begrüßung durch unsere erste Vorsitzende Tanja, Sebastian von ver.di und unserem Bündniskoordinator Björn machten wir von Anfang an deutlich, was der Konsens des Tages sein wird: Wir sind laut, wir sind bunt, wir sind solidarisch und wir sind friedlich. Dies fand bei den Menschen, die in Annweiler zusammenkamen, breite Annahme. Menschen auf der Kundgebung waren bunt durchmischt: Annweilerinnen, die sich gegen rechte Hetze in ihrer Stadt stellten, Gewerkschaften, Lokalpolitikerinnen, Kirchen, die Omas gegen Rechts, das Offenen Antifaschistischen Treffen Landau und weitere, Antifaschistinnen bilden einen stellvertretenden Ausschnitt der Breite des Teilnehmenden. Zu unserer großen Freude bezogen die Menschen lautstark vor dem Hohenstaufensaal Stellung gegen Rechts. Offensichtlich war das für Tino Chrupalla schon ausreichend um sich, wie wir Presseinformationen entnehmen konnten, durch einen Keller hat in den Hohenstaufensaal eskortieren zu lassen. Nachdem wir alle gemeinsam dem Stadtrat der kleinen Stadt Annweiler und der Stadtspitze für ihren Mut, bis zuletzt wie “Löwenbezwinger” gekämpft zu haben, lauten und donnernden Applaus spendeten richtete Benjamin Burckschat, der erste Beigeordnete ein Grußwort die Menschen, die zusammengekommen waren. Ihm folgte ein kurzer Redebeitrag von Christiane Huber aus dem Stadtrat, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der lokalen SPD-Stadtratsfraktion. Ein Antrag aus ihren Reihen sorgte dafür, dass die Stadt sich gegen die Vereinnahmung der in weiten Teilen rechtsextremen Partei erhob. Pfarrer Thomas Lang erinnerte daran, dass Hass nie gut sei. Einen emotionalen Höhepunkt Setzte Sabine von den Omas gegen Rechts, die sich mit ihre über 80 Jahren nicht zu schade war und keine Mühe scheute, um sich auf den Kleintransporter des AStA Landau zu quälen, der als Bühne diente. Von dort berichtete sie eindrucksvoll unter anderem von ihren eigenen Fluchterfahrungen zu berichten. Anschließend hatte David Rosenberg, der in der Vorwoche nur eingespielt werden konnte, das Wort. Als Vorsitzender des jüdischen Studierendenverbands Hinenu Rheinland-Pfalz und Saarland gab er uns einen Einblick in die jüdische Perspektive. Dass die Gewerkschaften jeglichen Widrigkeiten trotzen, demonstrierte Nils von der IG BCE. Trotz einsetzenden Sturms, kurzzeitigem Starkregens und Hagels ergriff er das Wort und betonte, wie Sozialabbau die Rechten beflügelt. Nach ihm hielt eine Aktivistin des OAT Landaus ihren Redebeitrag in dem Sie unter anderem auf Polizeigewalt und juristische Repressionen gegen Linksaktivistinnen aufmerksam machte und die Politik der Ampelregierung aber auch der Unionsparteien, wie bereits ihr Vorredner, kritisierte. Während ihres Vortrages kam es zu Störungen und Zwischenrufen, von denen wir uns als Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz distanzieren. Demokratischer Diskurs kann nur unter Einhaltung einfachster Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders funktionieren. Forderungen einer Rednerin das Mikrofon auszuschalten, lautstarkes überbrüllen, gehören hier ganz klar nicht dazu. Wir verurteilen solches Verhalten klar und distanzieren uns hiervon deutlich! Selbstverständlich werden wir die Vorkommnisse aufarbeiten, um in Zukunft besser darauf reagieren zu können. Gleichzeitig möchten wir betonen, dass es Menschen gab, die sowohl auf uns als auch auf die Aktivistin zukamen, um das Gespräch zu suchen und in einen konstruktiven Dialog gingen. Wir ermutigen Menschen so zu handeln. Demokratie heißt verschiedene Meinungen zu haben, darüber zu reden, ja auch zu streiten aber bitte in einem konstruktiven Rahmen. Abschließend machte Silke als Verdi-Vertreterin in ihrem Redebeitrag deutlich, warum die AfD eben keine Partei für „kleine Menschen”, keine Partei für Arbeiterinnen ist.
Nach einer kurzen, musikalischen Pause formierte sich unser Demonstrationszug zur evangelischen Kirche, bevor die AfD- Veranstaltung beendet war, da wir uns unsere Demonstration nicht von der AfD vorschreiben lassen. Wir trafen und begrüßten auf dem Rathausplatz die “Kidical Mass” Tour.
Bei der abschließenden Kundgebung vor der evangelischen Kirche betonte die Versammlungsleitung wie wichtig es ist nicht nur einmalig zu demonstrieren, sondern jeden Tag die rechte Welle zu brechen. Anhand eines persönlichen Beispiels wurde gezeigt, wie steter Tropfen den Stein höhlt und Menschen aus den Händen der Parolen rechter Rattenfänger befreit werden können. Anschließend ging es weiter in der Kirche. Nach der Gründung des neuen Annweilrer Vereins „Menschenwürde, Toleranz und Demokratiebildung Annweiler“ diskutierten in zwei Runden zuerst Vertreter aus der Zivilgesellschaft und anschließend Vertreter der Kommunal- und Landespolitik auf dem Podium zum Thema „Krise der Demokratie? Weltweite Krisen und deren Auswirkungen auf das politische Handeln“, moderiert on unserem Verstandsmitglied Björn Eisenmann
Wir freuen uns über die durchweg positiven Rückmeldungen aus Annweiler zu diesem Tag und wiederholen unser Versprechen für Annweiler: Wenn ihr uns ruft, kommen wir selbstverständlich wieder!

Wir sind Landau! Wir sind Südpfalz!

Alle zusammen für Demokratie und Vielfalt – Gemeinsam gegen Rechts!

Auch in Landau hat sich ein breites Bündnis aus Parteien, Vereinen, Kirchen und Gewerkschaften zusammen gefunden um mit einer Kundgebung auf dem Rathausplatz und Demonstrationszug durch die Innenstadt ein Statement für Demokratie abzugeben. Gemeinsam wollen wir ein buntes und kreatives Zeichen für unsere wehrhafte Demokratie setzen.

Die Erkenntnisse von Correctiv und die Ziele der AFD zur sogenannten Remigration hat vielen Menschen verdeutlicht, dass mit einem Erstarken einer in großen Teilen antidemokratischen und faschistoiden Partei die Demokratie in Gefahr ist. Wir müssen aktiv werden, um für unsere wehrhafte Demokratie einzustehen. Demokratie hat man nicht, sondern man muss sie auch leben und verteidigen! Auch wenn wir auf dem breiten demokratischen Spektrum in Vielem nicht einer Meinung sind, so eint uns doch ein gemeinsames Ziel: Den endgültigen Rechtsruck zu verhindern und die Brandmauer gegen Rechts und somit unsere Demokratie zu stärken! Deshalb rufen wir dazu auf am 04.02. in Landau ein Zeichen zu setzen, für Demokratie und Vielfalt, gegen Hass und Menschenfeindlichkeit!

Am Sonntag, den 4. Februar 2024 um 14 Uhr auf dem Rathausplatz in Landau!

Dem demokratischen Bündnis angeschlossen haben sich:
• AWO-Ortsverein Landau (Anmelder)
• Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz (Mitveranstalter)
• attac Landau-Südpfalz
• Bündnis90 Die Grünen
• Café Asyl Landau,
• CDU
• DGB-Pfalz
• Die Linke Landau/ SÜW
• EuropaUnion Südpfalz
• FDP
• Fridays for Future/Klimastreik Landau
• FWG Landau
• GEW Südpfalz
• Greenpeace Landau
• Hinenu Jüdischer Studierendenverband RLP/SL
• IG Metall Landau
• Katholische Kirche Landau
• Katholische Hochschulgemeinde Landau (KHG)
• Landauer Politikforum (LaPo)
• Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU)
• Leben und Kultur e.V. // Haus am Westbahnhof
• Omas gegen Rechts (Landau)
• Pfeffer & Salz Landau
• Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau
• SPD Landau/Südpfalz
• Verband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Rheinland-Pfalz
• ver.di Pfalz

Podiumsdiskussion: Zukunft der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Rheinland-Pfalz

Verfolgtenverbände haben eine lange Geschichte der Ausgrenzung auch in der Erinnerungskultur. Nur die massiven Proteste seit den 1980er Jahren haben dazu geführt, dass nach und nach überhaupt eine Wahrnehmung dafür entstand, wie umfangreich die Ausgrenzungspolitik der NS-Diktatur war – und dass sie in der Bundesrepublik (teilweise mit den Gesetzen der NS-Diktatur) fortgesetzt wurde. Seit einiger Zeit beobachten Verbände der Verfolgtenorganisationen die Tendenz, dass Ihre Erfahrungen, Expertisen und Perspektiven in der Erinnerungs- und Gedenkkultur durch ein „wissenschaftliches Expertentum“ ersetzt werden sollen. Mit der Fortsetzung von Exklusion und dem Ausschluss aus Entscheidungsstrukturen der Gedenkstätten verbinden die Verfolgtenvertretungen die Sorge, dass die Deutungsmacht wieder allein von der Dominanzgesellschaft übernommen wird. Dies de-gradiert jedoch die NS-Opfer und die Betroffenen der Nachkriegszeit wieder zum Objekt bzw. Forschungsgegenstand. Darüber hinaus gefährdet es auch deren gleichberechtigte Teilhabe in Staat und Gesellschaft.
Zu diesem Thema diskutieren auf dem Podium:
Jacques Delfeld Jr., Geschäftsführer des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Rheinland- Pfalz
Joachim Schulte, Sprecher von QeerNet Rheinland-Pfalz
Peter Zank, Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinlandpfalz
Prof. Dr. Wolfgang Pauly, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Landau
Tanja Sattler, 1. Vorsitzende im Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V.

Keine Anmeldung erforderlich.

Gegen den Hass

Gedenken an die Opfer des Faschismus

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee  befreit. Seit 1996 wird in Deutschland an diesem Datum an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, an Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, homosexuelle und transsexuelle Menschen, kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen, Gewerkschafter*innen, Antifaschist*innen, Sozialdemokrat*innen, Kommunist*innen… . Gerade in heutigen Tagen, gerade in der aktuellen gesellschaftlichen Situation, vor den Eindrücken des weltweiten Rechtsruckes und dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel, des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, wohin rechtes, völkisches und nationalistisches Denken und Handeln führen kann.

Am Samstag dem 27. Januar 2024, 19 Uhr, findet in der Katharinenkapelle in Landau eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz statt. Es sprechen Dr. Maximilian Ingenthron (VVJ – Verein für Volksbildung und Jugendpflege), Jacques Delfeld ( Verband Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz), Tanja Sattler (TOM – Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz), David Rosenberg (Hinenu – Jüdischer Studierendenverband Rheinland-Pfalz) und Dr. Wolfgang Pauly (Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Pfalz) statt. Es werden Texte von Carolin Emcke, Ruth Klüger und Paul Celan zum Thema „Gegen den Hass“ gelesen. Jenzi Winterstein-Reinhardt begleitet die Veranstaltung auf seiner Geige.

Gemeinsam statt einsam 2022

Nach dem Auswertungstreffen zum Weihnachtsessen unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ in Kooperation mit dem Südstern-Haus, können wir Euch folgendes mitteilen:
Alle Beteiligten schwärmten von diesem wunderschönen und einzigartigen Erlebnis in den Räumen der Landauer Stadtmission. 80 Menschen und ein Hund waren gekommen. Eingeladen durch diverse Sozialträger, Initiativen und Gemeinden. Unter ihnen Mitarbeitende Südstern e.V., der Terrine, der Tafel, des Kinderschutzbundes, des ToM Südpfalz e.V. und Menschen, die einfach dabei wollten, damit andere an Weihnachten nicht allein und einsam sind. Also ein Heiligabend im ursprünglichen Sinne, voller Nächstenliebe und Dankbarkeit.
Die Spendenbereitschaft vieler Menschen war riesengroß. Wir fühlten uns davongetragen wie von einer superguten Welle und kamen zufrieden groovend wieder sicher zu Hause an.
Einstimmig sind wir der Meinung, dass die herzlichen Umarmungen am Ende des Abends zwar wirklich schön waren und guttaten, dass sie aber auch ein klarer Auftrag sind, dieses Angebot zu wiederholen.
Wir sagen von Herzen DANKE für jedes Engagement und freuen uns schon auf die Planungen für Heiligabend 2023. Diesmal an einem Sonntag. Falls wirklich einige Organisationen dazu kommen und viele weitere Menschen dabei sein möchten wie uns rückgemeldet wurde, werden wir deutlich größere Räume und weitere Teams brauchen. Wir sind gespannt und bleiben über das Jahr hinweg mit weiteren Aktionen aktiv. Versprochen!

#gemeinsamstatteinsam #solidarität

Helfer- und Spendenaufruf!

Zusammen mit unseren Freunden vom Südstern-Haus haben wir uns für den Weihnachtsabend eine besondere Aktion ausgedacht! #gemeinsamstatteinsam an Weihnachten!
Via Südstern e.V. https://www.facebook.com/SuedsternHaus/posts/pfbid0E9Qq9tvTkAHbXffh772UmbYwa7rXSQZm3cCQa76J9r4gnB789CZtZtEz4y4F9DgEl
Liebe HAUS Familie,
heute möchten wir euch mehr über unsere Weihnachtsaktion berichten: Lindsey hatte die Idee, am 24.12. in den Räumen der „Terrine“/Stadtmission ein Weihnachtsessen für bedürftige Menschen anzubieten. Wir sind hochmotiviert und bereits kräftig am Organisieren
Mit im Boot ist auch der Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V.
Wer mag, darf sich gerne als helfende Hand an dem Abend einbringen, dafür bitte PN oder Kommentar.
Natürlich sind wir auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende, die dafür sorgt, dass einige Menschen am Heiligabend satt und weniger einsam sind. Vielen Dank
Kto.-Inh.: Südstern e.V.
Bank: Sparkasse Südpfalz
IBAN: DE49548500101710111996
BIC: SOLADES1SUW
Verwendung: Weihnachtsaktion
https://www.paypal.com/paypalme/suedstern

Buchvorstellung: Zwei Welten – Schritte zur Anerkennung als NS- Verfolgte und antiziganistische Kontinuitäten

Heute Abend! Herzliche Einladung zur Buchvorstellung des Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Rheinland-Pfalz „Zwei Welten – Schritte zur Anerkennung als NS- Verfolgte und antiziganistische Kontinuitäten“. Heute Abend 19 Uhr im Frank Loebschen Haus.
Der Landesverband stellt ein neues spannendes Buch vor, in dem ein Landauer Amtsarzt, der über die NS Zeit hinaus sein antiziganistisches Wirken als „Zigeunerforscher“ im Landauer Gesundheitsamt fortsetzen durfte und dieVerfolgzng deutscher Sinti und Roma maßgeblich prägte, die „Hauptrolle spielt“:
„Die Sinti und Roma wurden in der Bundesrepublik Deutschland vielfach nicht als „rassisch“ Verfolgte anerkannt, sondern waren weiterhin in der Nachkriegszeit staatlicher und gesellschaftlicher Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt.
Die Landeszentrale für politische Bildung hat das Forschungs- und Publikationsprojekt „Zwei Welten“ des Landesvereins der Sinti in Hamburg gefördert.
Das daraus entstandene Buch ist eine Gegenüberstellung. Einerseits sollen die Anstrengungen der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma als NS-Verfolgte in den letzten Jahrzehnten aufgezeigt werden,
andererseits sollen personelle und ideologische NS-Kontinuitäten in der Nachkriegsgesellschaft aufgezeigt werden.
Für diese Kontinuität steht beispielhaft der Landauer Amtsarzt und Professor, Hermann Arnold (1912–2005). Arnold galt jahrzehntelang in der Bundesrepublik als maßgebender „Zigeunerexperte“ und führte die systematische
Erfassung und rassistische Kategorisierung der Sinti und Roma weiter. Nach dem Krieg war er viele Jahre Leiter des Gesundheitsamtes Landau.
Das vorgestellte Buch zeigt ausgewählte Dokumente aus Arnolds Nachlass, seine Netzwerke und die Kontinuität der NS – „Zigeunerforschung“ in der Nachkriegsgeschichte.
Arnold Weiss, einer der Autoren und Herausgeber, referiert über die Entstehung und Inhalte des Buches.“

Aufruf zum Stolpersteineputzen!

Gedenken zur Reichspogromnacht

Das OAT Landau und ToM Südpfalz rufen gemeinsam dazu auf am Tag vorm Gedenken anlässlich der Reichspogromnacht die Landau Stolpersteine zu putzen. Hierzu treffen wir uns um am Dienstag, 08. November 2022 um 16 Uhr am Synagogenmahnmal (Elias-Grünbaum-Platz, Friedrich-Ebert-Str. 3). Vor Ort werden wir uns in kleine Gruppen aufteilen, die Putzmaterialien ausgeben und dann loslegen. Bringt bitte Wasser mit, um die Stolpersteine nach dem Putzen noch mal abzuspülen!
Der Abend des 9. November 1938: In ganz Deutschland sowie in Österreich und der Tschechoslowakei brennen Synagogen und jüdische Geschäfte. Jüdinnen und Juden werden in ihren Wohnungen überfallen, zusammengeschlagen, verschleppt, in vielen Fällen ermordet. Am folgenden Tag werden Häuser, Wohnungen und Geschäfte geplündert. Der ohnehin schon grassierende Antisemitismus schlägt der jüdischen Bevölkerung in der Reichspogromnacht mit einer neuen Eskalationsstufe entgegen. Die Überfälle, Brandstiftungen und Plünderungen waren keine spontanen Einfälle, sondern geplant und organisiert von NSDAP, SA und Behörden des faschistischen Staates. Auch in Landau wurde in der Reichspogromnacht die Synagoge angezündet und am 9./10. November insgesamt 18 Wohnungen und Häuser geplündert. Der 9. November 1938 markiert einen Eckpfeiler für den systematischen Massenmord an Jüdinnen und Juden in ganz Europa. Der 9. November ist daher ein Tag, an dem wir jedes Jahr allen Gefolterten, Deportierten und Ermordeten der faschistischen Gewaltherrschaft gedenken.
Antisemitismus ist dabei aber kein Phänomen aus der Zeit des deutschen Faschismus, wenngleich er dort in seiner bisher widerwärtigsten Form zu Tage trat. Antisemitische Verschwörungsmythen und Verklärungen gesellschaftlicher Probleme haben vor allem in Krisenzeiten Hochkonjunktur. Hinzu kommt die Tatsache, dass es in der BRD der Nachkriegszeit nie eine wirkliche Entnazifizierung gab. Das wird an der Tatsache deutlich, dass Faschist:innen ungestört in ihren alten Berufen und Wirkungsstätten, von Richter über Arbeitgeberpräsident bis Bundeskanzler, weiter agieren konnten sowie den deutschen Sicherheitsapparat neu aufbauten – eine Kontinuität, die sich noch lange fortsetzen sollte. Die im vergangenen Jahr verstorbene Shoa-Überlebende und Antifaschistin Esther Bejarano sagte daher folgerichtig: „Im Kampf gegen Nazis kann man sich auf den Staat überhaupt nicht verlassen.“
Antifaschismus und die Losung, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf, muss unser aller Aufgabe sein. Deshalb heißt erinnern immer auch kämpfen. Dagegen kämpfen, dass sich wieder faschistische Parteien und Ideologien tiefer ins gesellschaftliche Leben drängen, an Akzeptanz und letztlich an Einfluss gewinnen. Dagegen kämpfen, dass sich antisemitische Denkmuster weiterverbreiten. Dagegen kämpfen, dass Jüd:innen als Sündenböcke für die kapitalistische Krise hergenommen werden. Und dagegen kämpfen, dass die Geschichte verdreht oder vergessen wird.
Für das diesjährige Gedenken an den Jahrestag der Reichspogromnacht rufen wir zu folgenden Aktionen und Veranstaltungen auf:

  • Dienstag, 08.11., 16 Uhr: Stolpersteinputzen, Treffpunkt Synagogenmahnmal; Putzmaterial stellen wir, bringt bitte jeweils noch etwas Wasser mit
  • Mittwoch, 09.11., 17 Uhr: Gedenkveranstaltung, Synagogenmahnmal anschließend Kranz- und Blumenniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Friedhof
  • ab 20 Uhr: Veranstaltung der Omas gegen Rechts mit der Gedenkstätteninitiative Neustadt in der Roten Kaserne

Gedenken: Deportation nach Gurs

Ankündigung und Aufruf anlässlich des Gedenkens der Deportation der jüdischen MitbürgerInnen nach Gurs! Am 22.10.1940, dem jüdischen Laubhüttenfest (Sukkot), wurden die bis dahin noch verbliebenen 34 Landauer jüdische Bürgerinnen zusammen mit insgesamt 6.500 Juden aus der Saarpfalz und Baden nach Gurs deportiert. Ihnen blieben gerade mal 2 Stunden Zeit ihre Habseligkeiten zu packen, bevor sie in alten französischen Personenwaggons vom Landauer Bahnhof nach Gurs in Frankreich deportiert wurden. Viele jüdische Mitbürger*innen starben bereits im Lager in Gurs. Die Überlebenden wurden später in die Vernichtungslager gebracht. Wir wollen gemeinsam den Opfern gedenken und treffen uns hierzu am Samstag, dem 22.10.2022 um 19 Uhr am Gurs Mahnmal vor dem Stadtarchiv in der Maximillianstraße. Bringt Blumen und Kerzen mit.

Lesung mit Kapitänin Pia Klemp: Wutschrift

Am 13.09.2022 kommt Pia Klemp auf ihrer Lesereise mit der Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz nach Landau ins Café Cosmo! Wir freuen uns Euch zu dieser spannenden Lesung aus ihrem neuen Buch mit anschließendem Gespräch einladen zu dürfen!
Habe Wut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen
Pia Klemp, Kapitänin, Aktivistin und Seenotretterin, fordert mehr Wut von uns allen. Wut, die zu Engagement führt, die uns antreibt, zu ändern, was schiefläuft. Es scheint, wir leben in wütenden Zeiten: Frauen fordern ihre Gleichberechtigung mit Männern, People of Colour die ihre mit Weißen, junge Leute einen verantwortungsvollen Umgang mit unserem Planeten, Menschenrechtsaktivist*innen ein humanes Verhalten gegenüber Geflüchteten. Das bringt ihnen Aufmerksamkeit ein. Aber nicht unbedingt Wertschätzung oder Verständnis. Benachteiligte sind nicht wütend, sie sind hysterisch. Nicht ernst zu nehmen. So scheint es. Und es ist an der Zeit, dass sich das ändert. Wut ist ein Werkzeug, das wir nutzen können, um Wände einzureißen, anstatt sie hochzugehen. Ein Impulsgeber, der aufzeigt, was uns wichtig ist. Denn wer nicht wütend ist, hat nur noch nicht richtig aufgepasst.