Gedenken: Bücherverbrennung 10. Mai 1933

Morgen jährt sich die bundesweite Bücherverbrennung durch das NS- Regime. Auch in Landau brannten vor 90 Jahren auf dem Rathausplatz Bücher von bei den Nazis als verfemt geltenden Autoren wie Kästner, Brecht, Mann, Tucholsky und vielen mehr.
Wir wollen den Tag als Anlass für eine kleine Mahnwache am Platz der Bücherverbrennung auf dem Rathausplatz in Landau nehmen. Wir möchten interessierte Menschen über die historischen Hintergründe und Geschehnisse aufklären und auch aufzeigen, welche Parallelen unsere Gesellschaft von heute vor neue Herausforderungen stellt. Neben Infomaterialien haben auch eine Auswahl von damals verbrannten Büchern dabei und bieten Raum zum Lesen und Austausch.
Kommt vorbei!

#niewieder #neveragain #buecherverbrennung #90jahrebuecherverbrennung

Vortrag und Konzert: Und eisig weht der kalte Wind – Lernen aus der Vergangenheit“ mit Ricardo Laubinger und seinem Swingtett

Herzliche Einladung zum Vortrag des 1. Vorsitzenden der Sinti Union Hessen e.V., Ricardo Laubinger „Und eisig weht der kalte Wind – Lernen aus der Vergangenheit“ mit anschließendem Konzert des Ricardo- Laubinger- Swingtett“ am 01. April 2023 um 19 Uhr im Gemeindehaus der Stiftskirche ein.
Im Rahmen der Veranstaltung wird sich auch MIA, die Meldestelle für Antiziganismus des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma RLP, vorstellen.
Ricardo Laubinger wird in seinem Vortrag die Geschichte der deutschen Sinti und die Verfolgung der deutschen Sinti und Roma im Nationalsozialismus aufzeigen. Er spricht über das Leben der Sinti vor der Verfolgung, während der Verfolgung und über ihr Leben danach! Emotional und direkt wird er an diesem Abend auch über die Inhalte seines Buches „Und eisig weht der kalte Wind“ sprechen, in dem er seine eigene Familiengeschichte, die Lebens- und Leidensgeschichte der Sinti-Familie Weiss-Laubinger von 1925 bis 2017 aufgearbeitet hat. Insbesondere die Geschichte seiner Mutter „Sichla“ Weiss, einer deutschen Sintiza, die im Alter von 14 Jahren von den Nationalsozialisten zusammen mit all ihren Angehörigen von Hamburg aus nach Polen in die Konzentrationslager verschleppt wurde Sichla Weiss war fast 20 Jahre alt, als sie endlich von den Alliierten befreit wurde. Sie hatte fünf fürchterliche und grauenvolle Jahre Haft in verschiedenen Konzentrationslagern überlebt, und hatte ihre gesamte Familie und mehr als 60 weitere Angehörige verloren. Aber die Diskriminierung und Verfolgung sollte auch nach dem Krieg weitergehen.
Das Publikum wird an diesem Abend die Möglichkeit haben Fragen zu stellen und mit Ricardo Laubinger in den Austausch zu gehen, sowie sein Buch an diesem Abend vor Ort zur erwerben.
Ebenfalls wird an diesem Abend die Meldestelle MIA Rheinland-Pfalz, eine Meldestelle für Antiziganismus des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma RLP, sich und Arbeit vorstellen.
Der Eintritt ist frei. Es wird jedoch um Spenden für die Sinti Union Hessen e.V. gebeten.

Am 30. Oktober 2022 verstarb Karl-Willi Beck, eine Ikone im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Unsere Gedanken und Herzen sind bei den Angehörigen und seinen Freunden.
Karl-Willi Beck war CSU-Kommunalpolitiker und jahrelang Bürgermeister der bayerischen Kleinstadt Wunsiedel. Dort befand sich das Grab des NS-Verbrechers Rudolf Hess, jedes Jahr am Todestag von Rudolf Hess marschierten Nazis aus ganz Europa durch Wunsiedel, um den verurteilten NS-Ideologen zu gedenken. Als Bürgermeister der Kleinstadt tat Karl-Willi Beck alles den Aufmarsch zu verhindern oder zumindest zu stören. Er ging immer wieder vor Gericht, nahm an Demonstrationen teil, beteiligte sich an Sitzblocken und ließ hin und wieder mal die Güllewagen auffahren um den Nazis so unangenehm wie möglich zu machen. Der unermüdliche Wille von Karl-Willi Beck und der Mut seiner Mitbürgerinnen erreichte schließlich, dass die Nazis jedes Jahr immer weniger wurden und am Ende nicht mehr kamen. Sein Einsatz wurde deutschlandweit bekannt und wurde zum Vorbild für viele Kommunalpolitikerinnen. Mit Vorträgen und öffentlichen Appellen regte Beck Kommunen in ähnlichen Situationen zur Nachahmung des durch Engagement, enge zivilgesellschaftliche Kooperation und Extremismusprävention geprägten „Wunsiedler Wegs“ und zu zivilem Ungehorsam an. Wir hoffen sehr, dass dies in den schweren Krisen viele Nachahmer*innen finden wird, denn gerade jetzt in diesen Zeiten ist Mut, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen gegen Rechtsextremismus das höchste Gut, was unsere Demokratie dringend braucht. Denn uns allen muss bewusst sein, dass unsere Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist sondern immer wieder und zu jeder Zeit verteidigt werden muss.

#Wunsiedel #Antifaschismus #NieWieder #Gedenken #Erinnern

Mahnmalschändung nach Gedenkveranstaltung!

Leider mussten wir heute Morgen nach dem gestrigen Gedenken feststellen, dass das Gurs-Denkmal am Hauptbahnhof in der Nacht mit einem Hakenkreuz und dem N-Wort beschmiert wurde. Obwohl es aussieht, als sei es eine dumme Jugendschmiererei gewesen, müssen wir den Vorfall ernst nehmen, weil es sich hier um eine Verunglimpfung der Opfer des NS-Regimes handelt nach Paragraph 189 StGB. Wer also etwas zwischen gestern Abend 19:30 Uhr und heute Morgen 11:30 Uhr gesehen hat, soll sich bitte mit der Polizei in Verbindung setzen. Tel.: 06341-2870 Anzeige wurde bereits durch uns erstattet.

30 Jahre Rostock- Lichtenhagen – aus der Geschichte nichts gelernt?!

Vom 22. bis in die Nacht zum 26. August 1992 wurde in Rostock die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZaSt), die sich im Sonnenblumenhaus befand, von einheimischen und aus der ganzen Bundesrepublik angereisten Neonazis und einem wütenden rassistischen, auch bürgerlichen Mob belagert. Die massiven Übergriffe und Ausschreitungen gingen als die schlimmsten rassistischen Ausschreitungen der Bundesrepublik in die deutsche Nachkriegsgeschichte ein. Stein des Anstoßes für die Gewalttäter war die Anzahl der Asylbewerber:innen, die von der „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ (ZaSt) nicht mehr bewältigt werden konnte. Die Menschen mussten teils auf der Wiese vorm Haus campieren, ohne Geld, ohne Nahrung und ohne Zugang zu sanitären Anlagen. Die hygienischen Zustände waren untragbar, es kam zu Diebstählen, Übergriffen. Über Wochen angeheizt von organisierten Neonazis, Medien und der Politik wuchs die Wut der Rostocker bis hin zum Hass. Vor allem auf Sinti und Roma, die den Großteil der Asylsuchenden unter freiem Himmel vor der und auch in der ZaSt ausmachten.
Die Chronologie des Versagens beginnt bereits 1991. Bereits im Sommer ´91 hatte der Hohe UN-Flüchtlingskommissar nach einem Besuch die Zustände vor dem Sonnenblumenhaus als „nicht haltbar“ bezeichnet. Doch die Stadt weigerte sich lange, auch nur sanitäre Anlagen aufzustellen. Auch hatte der Rostocker OB im gleichen Jahr den Landesinnenminister vor „schwersten Gewalttaten bis hin zu Tötungen“ gewarnt. Es gibt weitere Aussagen lokaler Politiker, die belegen, dass sie sich der explosiven Situation vor dem Sonnenblumenhaus bewusst waren. Bereits im Vorfeld kam es zu rassistisch motivierten Morden. Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind in den Monaten vor dem Pogrom drei Sinto rumänischer Herkunft ermordet worden: Dragomir Christinel am 15. März 1992, Grigore Velcu und Eudache Calderar am 29. Juni 1992
Der Anteil von Politik und Medien, die die Stimmung weiter aufheizen, zeugt von kollektiver Blindheit und tief in der Bundesrepublik verwurzeltem Fremdenhass. Die gesamtdeutsche Presse, nicht nur die Springerpresse!, nahm an der medialen Hetzjagd gegen die Asylbewerber:innen teil, unterstellte in großen Lettern auf ihren Titelseiten kollektiven Asylmissbrauch, Ladendiebstähle wurden als kulturelle Praxis der Roma dargestellt, Drohungen und Ultimaten gegen die ZaSt wurden teils kommentarlos abgedruckt. „90 Prozent Schwindler“, witterte die Welt damals unter den Asylsuchenden, „Ansturm der Armen“ titelte der Spiegel, der sich einer Bildsprache bediente, die offenkundig Angst machen sollte.
Bereits einen Tag vor den fremdfeindlichen Ausschreitungen wurden diese bereits durch die lokalen Medien „angekündigt“, die die Androhungen von Jugendlichen und einer „Interessengemeinschaft Lichtenhagen“, selbst für Ordnung zu sorgen, kommentarlos abdruckten. Wenig überraschend, dass dann in den darauf folgenden Tagen während des Pogroms tausende Rostocker Bürger:innen jubeln und klatschen, die randalierenden, zumeist jugendlichen Neonazis anfeuern, die Feuerwehr an den Löscharbeiten hindern, den rassistischen Mob mit Bratwurst und Bier versorgen.
Steine flogen durch Fensterscheiben, Molotow-Cocktails direkt hinterher, Hitlergrüße wurden gezeigt, neonazistische Parolen gebrüllt. Als die ZaSt dann an Tag 3 der Ausschreitungen evakuiert wurde, zog sich die Polizei nach Ausschreitungen zurück. Die verbliebenen Bewohner:innen des Sonnenblumenhauses, darunter hunderte vietnamesische Vertragsarbeiter:innen der ehemaligen DDR, wurden schutzlos zurückgelassen.
Lediglich eine kleine Gruppe junger Antifaschisten greift ein, kann die Neonazis zumindest zeitweise zurückdrängen. Daraufhin wird die anwesende Polizei doch noch aktiv: Die jungen Antifaschisten werden verhaftet und Repressionen unterzogen. Der rassistische Mob kann weiter wüten.
In der Nacht zum 25. August steht das Sonnenblumenhaus in Flammen. Erst am Morgen des 26. August 1992, bekommt die inzwischen von der Feuerwehr zu ihrem Schutz zurückgerufene Polizei die Lage wieder langsam unter Kontrolle
Dass niemand dabei ums Leben kam, ist schierer Zufall. Die Bewohner:innen mussten sich über das Dach vor den Flammen retten.
Die Signalwirkung der Pogrome von Rostock- Lichtenhagen war fatal. Die nachfolgenden Brandanschläge, sowie die NSU-Morde sind mehr oder minder direkte Folgen. Denn die Verantwortlichen haben hier nur eines sehr eindrücklich zur Schau gestellt: ihre Machtlosigkeit und ihren Unwillen gegen den wütenden Mob vorzugehen!
Aber Deutschland hat doch aus den Pogromen gelernt?
Nein, leider nicht. Die gewalttätigen „besorgte Bürger“ sollen in ihren Problemen, Ängsten und Sorgen ernst genommen und vor „Linksextremisten“ geschützt werden, nicht die Opfer von rassistischen Übergriffen und dem Hass der Fremdenfeinde. Die Asylgesetze wurden weiter verschärft. Die Flucht- und Einwanderungspolitik seit 2015 folgte dem Muster der Asylpolitik der 90er Jahre. Auch hier hat die Politik nicht nur vor der rechten Stimmungsmache gekuscht, sie hat sie im Gegenteil genutzt, um Asylverfahren weiter zu erschweren und es Geflüchteten zu verleiden, hier ein neues Zuhause zu suchen.
Wir gedenken diese Woche den Opfern des Pogroms in Rostock- Lichtenhagen sowie allen Opfern rechtsextremer Gewalt und fordern unsere Politik auf, die Blindheit auf dem rechten Auge aufzugeben und endlich aktiv etwas gegen Rechtsextremismus zu tun. Weiterhin dominieren in Deutschland, 30 Jahre nach Rostock- Lichtenhagen, extrem rechte und menschenfeindliche Narrative die Debatte, immer noch sitzen Faschisten in den Parlamenten. Sie sitzen zu Hause vor ihren Rechnern und schreiben menschenverachtende Texte ins Netz. Sie sitzen an den Stammtischen und dreschen Nazi-Parolen. Sie marschieren durch unsere Straßen und tragen ihren Hass öffentlich zur Schau. Sie greifen Menschen an, die in ihren Augen weniger wert sind als sie. Und die Politik und die Gesellschaft haben dem, auch 30 Jahre nach Rostock- Lichtenhagen, nur leere Phrasen und Wahlkampfmanöver entgegen zu setzen, bzw. ignorieren sie gänzlich. Schluss damit!
Quelle der Bilder:
Original brennendes Haus in Lichtenhagen 1992: MDR (https://www.mdr.de/…/was-wurde-aus-der-volkspolizei…)
mit PowerPoint bearbeitet
Hitlergruß Lichtenhagen 1992: Stern.de
(https://www.stern.de/…/rassistische-uebergriffe–auch…)

Lichter gegen das Vergessen für die Opfer rechter Gewalt

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21.03.2022 haben wir gemeinsam mit den Landauer Bürger:innen der Opfer rechter Gewalt und Verfolgung gedacht. Nach bewegenden und mahnenden Redebeiträgen von Claudia Neff-Butz für ToM Südpfalz, Dr. Maximilian Ingenthron für die Stadt Landau, Ebru Tas für die Jusos Landau, Jacques Delfeld für den Landesverband deutscher Sinti und Roma Rheinland- Pfalz und Suhila Algmati für den Beirat für Migration und Integration der Stadt Landau, haben wir gemeinsam die Namen der 316 Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland verlesen, für sie 316 Kerzen auf dem Rathausplatz entzündet und ihnen in einer Schweigeminute gedacht. Dies war ein sehr emotionaler Moment. Die Namen der Opfer zu hören, hat diese Menschen für einen Augenblick wieder lebendig werden lassen. Zugleich war ihr sinnloser Tod sehr erschreckend. Sie hatten folgendes gemeinsam: Alle wurden viel zu früh gewaltsam aus ihrem Leben gerissen. Ihr Tod geht auf das Konto menschenverachtender Ideologien der Ungleichheit von Menschen in Form von Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus, Homofeindlichkeit, Misogynie, Rechtsterrorismus und Neonazismus. Vergessen wir nie, dass diese 316 Menschen für eine noch höhere Dunkelziffer sowie zahlreiche Verdachtsfälle stehen, darunter auch viele mit Hinweisen auf tödliche Gewalt durch Polizei und Behörden. Dies zeigt uns deutlich: Rassismus und institutioneller Rassismus (aufgrund nie erfolgter Entnazifizierung der Justiz und Behörden) sind in Deutschland immer noch weit verbreitet, gar teils in der Mitte der Gesellschaft verankert. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Unzählige Menschen werden in Deutschland täglich Opfer körperlicher, seelischer und verbaler rechter Gewalt. Die Folgen: Tod, Leid und tiefe seelische Narben bei den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden.
Schluss mit Hinnehmen und Schweigen! Wir müssen für die Betroffenen einstehen und Veränderung fordern! Wir und besonders die verantwortlichen Politiker:innen und Behörden müssen aufhören diese oft tödlich endenden gesellschaftlichen Probleme zu ignorieren. Seid laut! Gedenkt der Opfer und den Betroffenen und tragt ihr Vermächtnis in die Welt hinaus! Jeden einzelnen Tag im Jahr! Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen Beteiligten und Mitwirkenden, die diese würdige und bewegende Gedenkveranstaltung möglich gemacht haben, sowie dem Landesverband deutscher Sinti und Roma RLP, den Omas gegen Rechts Landau, der Protestantische Stiftskirchengemeinde Landau und der Landauer Beirat für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.

Eröffnung der Landauer Wochen gegen Rassismus 2022

Die Ausstellung hängt, der Stand steht und das Wetter stimmt auch!
Kommt vorbei bis heute Abend um 20 Uhr!
An unserem Stand gibt es jede Menge Infomaterial und den Katalog zur Ausstellung für Kurzangebundene zum zu Hause anschauen.
Besonders gern dürft ihr nach Feierabend ab 18 Uhr vorbeikommen!

2 Jahre nach Hanau – Erinnern heißt kämpfen!

Gerne teilen und unterstützen wir den Aufruf unserer Freunde von Offenes Antifaschistisches Treffen Landau in der Pfalz
Kommt am Samstag zahlreich nach Landau auf den Rathausplatz!
Für Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Maza Kenan Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov